Jens spahn mit dem wissen von heute einzelhandel

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Gegen das Gebrüll und die Trillerpfeifen der Störenfriede auf dem Bottroper Marktplatz ankämpfend, zog Jens Spahn eine brutal ehrliche Corona-Bilanz.

Der Gesundheitsminister: „Man würde mit dem Wissen heute, das kann ich Ihnen sagen, keine Friseure mehr schließen und keinen Einzelhandel mehr schließen. Das wird nicht noch mal passieren. Wir werden nicht noch mal Besuchsverbote brauchen in den Pflegeeinrichtungen.“

► Heißt: Mit dem heutigen Wissensstand wäre der Lockdown im Frühjahr so nicht verhängt worden.

► Und: Selbst bei einem Anstieg der Infektionszahlen wird Deutschland keinen zweiten Lockdown brauchen.

Die Deutschen hätten gelernt, „wie wir uns schützen können, ohne dass es diese Maßnahmen braucht“, erklärte Spahn. Es brauche jedoch vor allem die Masken.

Jens spahn mit dem wissen von heute einzelhandel

Rückblick

Im März befürchtete die Bundesregierung eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus mit fatalen Folgen für Deutschland. Überfüllte Krankenhäuser, ein Kollaps des Gesundheitssystems, Zehntausende Tote.

Geschäfte, Friseursalons und Gaststätten wurden dichtgemacht, strenge Ausgangsbeschränkungen erlassen. Ab dem 17. März durften Bürger in ganz Deutschland ihre Angehörigen in Alten- und Pflegeheimen nur äußerst eingeschränkt oder gar nicht besuchen.

Mittlerweile ist klar: Die Lockerungen der Maßnahmen brachten KEINE „zweite Welle“ mit sich. Stand Dienstag befanden sich nur 235 Corona-Kranke in intensivmedizinischer Behandlung. Die Todeszahlen sind seit Monaten niedrig. Auch in Alten- und Pflegeheimen ist die Pandemie unter Kontrolle.

Doch während z. B. in Bayern Besuche in Alten- und Pflegeheimen unter lockeren Auflagen möglich sind, gelten in Hamburger Pflegeeinrichtungen noch immer harte Besuchsbeschränkungen. Maximal zwei Besuche „pro Kalenderwoche“ für insgesamt drei Stunden. Selbst unter Verwandten darf der Sicherheitsabstand (1,5 Meter) „kumuliert je Besuch“ nur „für die Dauer von bis zu 15 Minuten“ unterschritten werden. Also Umarmung mit Stoppuhr.


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Und die Wirtschaft? Die freut sich über die Spahn-Ansage!

Handelsverband-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth (57) nennt es eine „gute Nachricht“, dass Ladenschließungen künftig nicht nötig sein werden. „Ein zweiter Lockdown mit Geschäftsschließungen wäre für viele Einzelhändler finanziell nicht mehr zu stemmen.“

Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, begrüßt es, „dass ein Politiker seine Entscheidungen so offen und kritisch reflektiert“. Was für Einzelhandel und Friseure gilt, müsse aber auch für Hotels und Restaurants gelten.

Wie reagiert die CDU/CSU?

In seiner eigenen Parteien-Familie dürfte es dank Spahns brutal ehrlicher Corona-Bilanz jedoch knistern. Sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel (66, CDU) als auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (53, CSU) fordern immer wieder, „die Zügel wieder anzuziehen“.

FDP-Chef Christian Lindner (41) gibt Spahn Rückenwind: „Vor einiger Zeit sprach Frau Merkel noch von Diskussionsorgien, wenn es um Öffnung ging. Die Worte von Herrn Spahn zeigen jetzt, wie richtig es ist, Entscheidungen der Regierung immer zu hinterfragen.“

Charité-Chefvirologe Christan Drosten (48) forderte sogar eine weitere Corona-Lockerung: Menschen mit Verdacht auf eine Infektion sollten statt 14 nur fünf Tage in Quarantäne.

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Jens Spahn: Die Balance zwischen Schutz und Risiko gelingt immer besser

02.09.2020

Gesundheitsminister Jens Spahn rechnet nicht mit einem erneuten Corona-Lockdown wie im Frühjahr dieses Jahres. Im Gespräch mit der Bild-Zeitung betonte er: „Man würde mit dem Wissen heute keine Friseure und keinen Einzelhandel mehr schließen. Das wird nicht noch mal passieren.“ Die Lockerungen der jüngeren Zeit hätten gezeigt, dass die Infektionszahlen nicht unkontrolliert steigen, die Balance zwischen Schutz und Risiko gelinge immer besser. Das sei vor allem der Disziplin der Bürgerinnen und Bürger zu verdanken: „Wir haben gelernt, wie wir uns schützen können, ohne dass es diese Maßnahmen braucht“, erklärte Spahn. Es brauche jedoch vor allem die Masken. 

Eigenverantwortung als Schlüssel 

Auch Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus rechnet nicht mit einem erneuten Lockdown wegen der Corona-Pandemie, wenn die Bürger sich an die Schutzmaßnahmen halten. „Jetzt im Herbst geht es um eines: Eigenverantwortung, Eigenverantwortung, Eigenverantwortung", sagte der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am Mittwoch in der n-tv-Sendung „Frühstart“. Er denke, „wenn wir das hinbekommen, dann brauchen wir auch nicht über einen Lockdown reden“.

 Bei lokalen Ausbrüchen müsse aber weiterhin konsequent eingegriffen werden, forderte Brinkhaus. Mit Blick auf das bisherige Vorgehen in der Corona-Pandemie betonte er, dass im Frühjahr niemand gewusst habe, wie mit einer Pandemie umzugehen sei. „Wir sind ja ein lernendes System“, sagte er, viele Sachen seien richtig und manche falsch gelaufen. Insgesamt sei aber in Deutschland sehr viel richtig gemacht worden.

Warum hat Jens Spahn einen Fehler eingeräumt?

Update vom 14. Dezember, 16.50 Uhr: Jens Spahn hat am Montag Fehler bei seiner kritisierten Einschätzung vom September eingeräumt. Das sagte er im „Politiktalk aus der Hauptstadt“, von rbb und der Süddeutschen Zeitung. Er hätte gerne „richtig gelegen“, so der Bundesgesundheitsminister.

Was sagt der FDP

FDP-Chef Christian Lindner (41) gibt Spahn Rückenwind: „Vor einiger Zeit sprach Frau Merkel noch von Diskussionsorgien, wenn es um Öffnung ging. Die Worte von Herrn Spahn zeigen jetzt, wie richtig es ist, Entscheidungen der Regierung immer zu hinterfragen.“

Wie kann man im Einzelhandel im Regelbetrieb damit umgehen?

Nun, Anfang September, wisse man aber, „wie wir gut etwa im Einzelhandel im Regelbetrieb damit umgehen können, vor allem wenn wir Masken tragen und Abstand halten, ohne dass es zu Einschränkungen kommt“.