Armband das vibriert wenn der andere an dich denkt

Ein Unternehmen will ein digitales Armband auf den Markt bringen, über das Paare miteinander kommunizieren können. Nur: Wer braucht sowas?

Armband das vibriert wenn der andere an dich denkt

Benutzer von TapTaps könnten sich schnell eingeengt fühlen. Bild: dpa

Liebespaare kommunizieren oft, wenn es gilt, Entfernungen zu überwinden. Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Paare schreiben sich SMS, Facebook-Nachrichten, vielleicht gar einen Brief, süßholzraspeln per Skype miteinander oder ganz klassisch per Telefon.

Das internationale Unternehmen Woodenshark hat offenbar doch noch eine Marktlücke entdeckt. Zumindest will es eine neue Kommunikationsmöglichkeit schaffen: das TapTap. Damit sollen Paare über mit Sensoren ausgestattete Armbänder miteinander kommunizieren können. Tippt ein Partner auf sein Band, vibriert und blinkt das des jeweils anderen, so dass sein Besitzer weiß, dass der oder die Geliebte gerade an ihn oder sie denkt.

Ein Set der Bänder soll 130 US-Dollar (knapp 100 Euro) kosten. Per Crowdfunding auf kickstarter.com wird gerade Geld für das Projekt gesammelt. Die Verantwortlichen hoffen, bis zum 22. November 130.000 Dollar zusammenzubekommen. Bis Montagmittag hatte Woodenshark bereits 74.965 Dollar gesammelt.

In seinem Finanzierungsaufruf wirbt das Unternehmen für die Vorteile gegenüber all der anderen Kommunikationsmöglichkeiten. TapTap funktioniere schneller und unkomplizierter als Telefonanrufe, SMS oder Liebesbriefe. Anders als bei Facebook könne nicht jeder leicht mitlesen, was sich Paare mizuteilen hätten.

Armband das vibriert wenn der andere an dich denkt

So soll's aussehen, das TapTap. Bild: Screenshot: kickstarter.com

Das TapTap eigne sich dazu, eine Geheimsprache zu entwickeln, ähnlich eines Morsecodes, so die Macher. Je stärker ein Partner tippt, desto stärker ist die Vibration am Band des Empfängers. Daten, die Werbeunternehmen interessieren könnten, lassen sich Woodenshark zufolge nicht abgreifen. „Niemand wird deine Küsse zählen um dir einen besseren Lippenstift anzubieten“, heißt es auf der Kickstarter-Seite ,„Es ist eure eigene Geheimsprache, egal ob ihr sagt 'Ich liebe dich', 'ich vermisse dich', 'ich warte auf dich' oder 'ich denke an dich'“.

Auch mit dem TapTap lassen sich Daten sammeln

Das Argument, dass nicht jeder mitlesen kann, könnte in Zeiten der Debatten um Datenschutz und Privatsphäre tatsächlich attraktiv sein. Wobei es mit dem Datenschutz möglicherweise gar nicht so weit her ist. Um die Armbänder benutzen zu können, muss eine App heruntergeladen werden. Der Internetseite mashable.com zufolge müssen für die Verbindung der Bänder die E-Mail-Adressen der beiden Partner angegeben werden. Wer Zugang zu diesen Daten hat, weiß zumindest schon mal, dass ihre Besitzer in einer Beziehung sind.

Hinzu kommt, dass Woodenshark das TapTap modifizieren will, wenn es erstmal auf dem Markt ist. So soll es beispielsweise mit iPods verbunden werden können. Der Nutzer kann dann per Handbewegung die Lautstärke der Musik regulieren, die er hört. Auch als Schrittzähler für Self-Tracking könnte das TapTap benutzt werden.

Letztlich könnte also auch das TapTap benutzt werden, um Daten zu sammeln. Wenn aber der Vorzug der Anonymität wegfällt, stellt sich die Frage, ob die Armbänder tatsächlich 130 Dollar wert sind, angesichts der Vielzahl anderer, wesentlich kostengünstigerer Möglichkeiten, zu kommunizieren oder Verbundenheit zu zeigen – Ringe oder Freundschaftsbänder aus Stoff. Und nicht jeder, der in einer Beziehung lebt, will zwangsläufig die 24-Stunden-Überwachung durch den Partner. Den einen oder anderen könnte das TapTap schnell an eine elektronische Fußfessel erinnern. Wer weiß, ob die Geräte umgetauscht werden können, wenn die Beziehung trotz oder gerade wegen ihnen in die Brüche gegangen ist.

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Seit vielen Jahrzehnten feilen Wissenschaftler permanent an Mitteln, Schwerhörigen denn Sinn fürs Hören zurückzugeben. Bewährt hat sich – das liegt auf der Hand – das Hörgerät. Moderne Modelle erkennen mühelos die verschiedenen Geräuschsituationen und passen sich automatisch an, auf Basis von Unmengen vorher eingespeister Klangbeispiele und künstlicher Intelligenz, mithilfe von Richtmikrofonen, Bewegungssensoren und vielen weiteren Technologien  – doch muss es immer so kompliziert sein? Die US-amerikanische Firma Neosensory hat eine simple wie auch ungewöhnliche Hörlösung entwickelt: Ein vibrierendes Armband.

Hören mit dem Handgelenk

Die US-amerikanische Firma Neosensory hat kein geringeres Ziel, als mit ihrem Armband das klassische Hörgerät zu ersetzen – zumindest beim leichten bis mittleren Hörverlust. „Neosensory Clarify“ sieht aus wie ein handelsübliches Fitness-Armband, aber: Es vibriert, sobald es hochfrequente Töne erfasst.

Armband das vibriert wenn der andere an dich denkt

Das vibrierende Armband von Neosensory ist völlig unauffällig - vergleichbar mit einem Fitness-Armband.

Die Idee: Viele Menschen leiden im Alter an einem zunehmenden Hörverlust, der besonders die hohen Frequenzen betrifft, also auch Zischlaute wie „s“, „z“ oder „tsch“. Diese richtig zuzuordnen ist wichtig, um das Gesagte zu verstehen. Im Umkehrschluss treten je nach Schwere des Hörverlusts Missverständnisse auf, weil die betroffene Person das Gesagte fehlinterpretiert.

Das Armband von neosensory gibt unterschiedliche Vibrationen für die verschiedenen hohen Frequenzen in der Sprache ab. Das Gehirn kombiniert diese Reize mit dem Klang. Laut Hersteller dauert es etwa drei Wochen, bis sich das Gehirn an die Kombination dieser Signale gewöhnt hat, sich eine signifikante Verbesserung beim Sprachverstehen eingestellt hat und das Armband zur „Brille für Klang“ wird.

Innovationstreiber Neosensory

Über ein ganz ähnliches Projekt – wenngleich noch in den Kinderschuhen – haben wir vor kurzem berichtet: Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg entwickelt derzeit eine „multisensorischen Hörhilfe“, die ebenfalls Vibrationen nutzt, um Sprache besser zu verstehen. Hier werden jedoch nicht bestimmte Frequenzen, sondern der Silbenrhythmus unterstützt. Das führte ebenfalls zu messbarem Erfolg beim Verstehen des Gesagten. Die Vibrationen sind bislang allerdings auf eine festgelegte Audiospur programmiert.

Umso beeindruckender, dass diese Technologie im Armband von Neosensory – zumindest laut eigenen Angaben – bereits alltagstauglich ist. Doch nicht nur hier greift das US-amerikanische Unternehmen vor. Auch in der Tinnitustherapie ist Neosensory einen ganzen Schritt weiter als die Mitbewerber.

Tinnitustherapie inklusive

Armband das vibriert wenn der andere an dich denkt

10 Minuten Training am Tag genügen, um den Tinnitus nachhaltig zu lindern.

Neosensory verwendet die bimodale Stimulation, um Tinnitus nachhaltig zu lindern – genauso wie auch die Lenire-Therapie, über die wir bereits berichteten: Die gleichzeitige Stimulation von Gehör über Klang und Zunge über einen „Tonguetip“, der elektrische Impulse abgibt, regen die Neuroplastizität im Gehirn an, also die Verknüpfung neuer Nervenverbindungen. Dem Gehirn wird so mitgeteilt, welche Geräusche äußerlichen Ursprung haben und welche durch fehlerhafte, für den Tinnitus verantwortliche Verknüpfungen entstanden sind.

Derselbe Mechanismus kommt beim Neurosensory-Armband zum Tragen, nur: Statt die Zunge mit elektrischen Impulsen zu stimulieren, wird das Handgelenk mit Vibrationen stimuliert. Über Kopfhörer hört der Nutzer Klänge, die mit den Vibrationen im Armband synchronisiert werden und so dem Gehirn zu verstehen geben, welche Geräusche extern und welche intern sind. Täglich zehn Minuten über einen Zeitraum von zwei Monaten sollen genügen, um die Beschwerden merklich zu senken. Bei Bedarf steht an Anfang und Ende des Zeitraums ein Kontrollgespräch mit einem Audiologen.

Bimodale Stimulation, multisensorische Hörhilfen: Was in der Allgemeinheit als Sensation betrachtet wird vereint Neurosensory plötzlich in einem einzigen, unauffälligen Armband – das Wundermittel für Tinnitus und Schwerhörigkeit, kann es das geben? Auf Youtube finden sich zumindest zahlreiche Reviews, die sich positiv zum vibrierenden Armband aussprechen, auch Studien untermalen die Effektivität. Und auch wenn sie die Beschwerden sicher nicht wegzaubern: Einen – mit etwa 1000 US-Dollar zugegebenermaßen nicht ganz günstigen – Versuch dürfte das Hör-Wearable vielen sicher wert sein.


Zum Weiterlesen:

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Quelle und Bilder: neosensory.com