Was ist der unterschied zwischen fluor und fluorid

Wer seine Z�hne vor Karies sch�tzen m�chte, sollte zum Putzen fluoridhaltige Zahncreme verwenden. Solange diese nicht dauerhaft und in gr��eren Mengen verspeist wird, drohen keine Gefahren, versichert der Kieler Toxikologe Professor Edmund Maser.


Z�hne putzen sch�tzt vor Karies � das liegt vor allem am Fluorid in der Zahncreme.

unizeit: Immer wieder kursieren Warnungen vor Flu­orid im Internet, es sei sch�dlich und der angebliche Nutzen sei eine gro�e L�ge. Wie bewerten Sie diese Behauptungen?

Edmund Maser: Das ist eine unn�tige Panikmache, f�r die es keine Belege gibt. Fluorid ist ein Spurenelement, das �berall in unserer Umwelt vorkommt, auch im Wasser und in Lebensmitteln, zum Beispiel in N�ssen und schwarzem oder gr�nem Tee. Erst bei extremer �berdosierung �ber einen langen Zeitraum kann es zu unerw�nschten Wirkun­gen kommen. Im Gegensatz zum Fluorid ist Fluor giftig. Das aggressive Gas ist hochreaktiv und frisst sich durch viele Materialien. Der chemische Unterschied zwischen Fluor und Fluorid ist vergleichbar mit dem zwischen Chlor und Chlorid. Chlor ist ein giftiges Gas, das zum Beispiel zum Desinfizieren von Schwimmb�dern benutzt wird, w�hrend Chlorid Bestandteil unseres Kochsalzes ist.

Ab welcher Menge ist Fluorid bedenklich und wie �u�ert sich eine �berdosierung?

Bei ordnungsgem��em Gebrauch von Zahnpasta, also Putzen der Z�hne und anschlie�endem Ausspucken, besteht kein Risiko Fluorid �berzudosieren.
Man sch�tzt, dass bei Erwachsenen t�glich bis zu 0,72 mg Fluorid �ber die Zahnpasta im K�rper landen. Die Europ�ische Beh�rde f�r Lebensmittelsicherheit betrachtet eine Zufuhr­menge von 0,05 mg pro Kilogramm K�rpergewicht als g�nstig und unbedenklich. Das w�ren f�r Kinder zirka 1 mg Fluorid pro Tag, f�r Frauen ca. 3,1 mg und f�r M�nner 3,8 mg pro Tag. Wei�e Flecken oder Streifen auf den Z�hnen, eine sogenannte Zahnfluorose, tritt bei langfristiger �berschreitung dieser H�chstmengen auf und kann die Folge einer zu reichlichen Pflege mit fluoridhaltigen Produkten und zum Beispiel der zus�tzlichen Einnahme von Fluoridtabletten sein. Das sieht zwar nicht so sch�n aus, ist aber gesundheitlich unbedenklich.
Um der Gesundheit von Knochen und Z�hnen ernsthaft zu schaden, muss Fluorid �ber 10 Jahre und mehr extrem �berdosiert werden. Eine akute Toxizit�t besteht f�r Kinder, wenn sie den Inhalt von 20 Tuben Kinderzahnpasta bzw. 10 Tuben Erwachsenenzahnpasta auf einmal verspeisen.

Wie gut ist der Nutzen von Fluorid zur Kariesvorsorge belegt?

Viele wissenschaftliche Studien haben best�tigt, dass fluoridhaltige Zahnpasta die Z�hne vor Karies sch�tzt. Neben der Beschr�nkung der Zuckeraufnahme und der gr�ndlichen Entfernung der Zahnbel�ge tr�gt der Einsatz von Fluoriden wesentlich dazu bei, Karies zu verhindern. Fluorid lagert sich in der oberen Schicht des Zahnschmelzes ein und verhindert, dass S�uren zum Schmelz durchdringen und diesen angreifen. Rund 40 Prozent der Kariesf�lle werden durch Fluorid verhindert.

Was ist besser, die Anwendung von Fluoriden �ber Zahncreme oder Sp�lung direkt in der Mundh�hle oder �ber die Nahrung und das Trinkwasser?

Systemisch aufgenommenes Fluorid, zum Beispiel �ber fluoridiertes Speisesalz oder Trink­wasser wird erst durch den Speichel an die Zahnoberfl�che herangef�hrt. Es entfaltet seine Wirkung vorwiegend in der w�ssrigen Phase an der Oberfl�che des Zahnes und hat somit keinen Vorteil gegen�ber �u�erlich angewendetem Fluorid von Zahnpflegeprodukten. Auch Fluorid­tabletten, die Kleinkinder w�hrend der Zahnentwicklung bekommen, haben eine vergleichsweise geringe Wirkung auf kari�se Prozesse. Dies ist ein Argument f�r Fluorid in Zahnpasta oder in Mundw�ssern und gegen die Einnahme von Fluorid-Tabletten. Wer fluoridiertes Speisesalz verwendet, kann auf zus�tzliche Fluorid-Tabletten verzichten.

Mehrere Beiträge in sozialen Netzwerken behaupten, Fluorid sei Fluor und damit hochgradig giftig. In einem Facebook-Post heißt es zum Beispiel: «Wir brauchen kein Fluor für gesunde Zähne und auch keine Fluoridisierung nach einer Zahnreinigung beim Zahnarzt!» (//dpaq.de/w1c6B)

BEWERTUNG: Fluoride haben andere chemische Eigenschaften als reines Fluor.

FAKTEN: Fluoride sind Fluor-Verbindungen. Das blasse, gelbliche Gas Fluor, das in seiner elementaren Form sehr giftig und stark ätzend ist, verliere gebunden mit einem Partner-Stoff (etwa mit Natrium als Natriumfluorid) viel von seiner toxischen Wirkung, erklärt die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung.

Fluorid findet sich in fast jeder Zahnpasta. In der Zahnmedizin spielen neben Natriumfluorid auch Natriummonofluorphosphat, Aminfluorid und Zinnfluorid eine wichtige Rolle.

Die Aussage in der Behauptung, dass für gesunde Zähne der Stoff nicht nötig sei, ist zudem falsch: «Fluorid ist der entscheidende Faktor in der Verhinderung von Karies», sagt Stefan Zimmer, Fachzahnarzt für Öffentliches Gesundheitswesen, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe allein zu Fluorid-Zahnpasten 300 internationale klinische Studien, die die Wirksamkeit belegen würden, so der Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke.

Der zweimal tägliche Kontakt der Zähne mit einer Fluorid-Zahnpasta im Vergleich zu einer fluoridfreien Creme hemme Karies um mehr als 30 Prozent, erklärt Zimmer. Eine Vergiftungsgefahr durch fluoridhaltige Zahncreme besteht nur bei falschem Gebrauch (//dpaq.de/8ccLW).

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Links:

Beitrag: //www.facebook.com/heilpraktikerin.nicolagill/posts/648335692359051?__tn__=-R (archiviert: //dpaq.de/w1c6B)

Unterschied Fluor und Fluorid: //www.gesundheit.de/ernaehrung/naehrstoffe/mineralstoffe-und-spurenelemente/fluor

Faktencheck zu fluoridhaltiger Zahncreme: //www.presseportal.de/pm/133833/4440505

Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung über Zahnschutz durch Fluoride: //www.kzbv.de/zahnschutz-durch-fluoride.63.de.html

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Warum Fluorid und nicht Fluor?

Reines Fluor ist ein Gas, das nicht nur stark ätzend ist, sondern auch hochgradig giftig. Im Gegensatz dazu sind viele Fluoride weder giftig noch gesundheitsschädlich, wie die Bundeszahnärztekammer mit mehr als 300.000 Studien belegt.

Warum kein Fluorid in der Zahnpasta?

Nachteile von Zahnpasta mit Fluorid: Fluorid wirkt bei Verzehr extremer Mengen toxisch. Bei Aufnahme zusätzlichen Fluorids kann Fluorose auftreten.

Was macht Fluorid mit dem Körper?

Das Spurenelement Fluorid ist im Körper v.a. in Knochen und Zähnen enthalten und sorgt neben anderen Mineralstoffen für die Festigkeit dieser Strukturen. Fluorid stärkt den Zahnschmelz und wirkt somit vorbeugend gegenüber der Entstehung von Karies.

Warum ist Fluorid umstritten?

Fluoridgegner warnen, Fluoride seien vor allem für Kinder giftig. Fluorid sei ein Rattengift und Pestizid. Darum werden immer wieder Zahnpasten stark beworben, die kein Fluorid enthalten.

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