Im eBook lesen Seminararbeit, 2017
Germanistik - Neuere Deutsche Literatur Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2. Die Mutter Courage 3. Kattrin als Verkörperung der Menschlichkeit und Opferbereitschaft 4.
Die Söhne der Mutter Courage
11 Seiten, Note: 10 Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
2.1. Die Courage als skrupellose Händlerin
2.2. Die Courage als Vertreterin des Kleinbürgertums und Mutterfigur
5. Schluss
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Bezüglich der Lehrerveranstaltung „Geschichte des deutschsprachigen Dramas“ möchte ich mich mit dem Drama „Mutter Courage und ihre Kinder“ näher befassen. Das Stück wurde 1938/39 von Brecht verfasst und 1941 in Zürich uraufgeführt. Die Handlung spielt während des dreißigjährigen Kriegs. Das Werk erzählt die Geschichte der Marketenderin Mutter Courage, die versucht, ihr Geschäft mit dem Krieg zu machen und dabei ihre drei Kinder verliert.
In meiner Seminararbeit werde ich den Hauptfiguren des Werks nähern, mit dem Versuch sie aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und sie gründlich zu beschreiben, dabei auch ihre Beziehung miteinander und ihr Verhältnis zueinander beschreibend. Die Figuren analysierend werde ich auch die Themen des Werks und die Intention des Autors erwähnen.
Was für eine Handlung wäre die richtige Handlung in Kriegszeit? Sollte man sich so verhalten, dass der Krieg zu dem eigenen Interesse beiträgt? Sollte nur das eigene Dasein im Vordergrund stehen? Und schließlich sollte man in derzeit, wenn alle anderen leiden und ums Überleben kämpfen, aus dem Krieg Nutzen ziehen und seine Menschlichkeit verlieren?
2. Die Mutter Courage
In diesem gesellschaft-politisch geprägten Drama steht als zentrale Fiugur die Mutter Courage[1], auch Anna Fierling gennant, im Fokus. Hinsichtlich ihrer Stellung in der Gesellschaft, gehört sie der unteren sozialen Gesellschaftsshicht, da sie Tochter einer Prostituierte ist. Sie ist eine alleinerziehende Mutter dreier Kinder, welche von drei verschiedenen Männern stammen und wurden von wieder anderen Männern großgezogen.
2.1. Die Courage als skrupellose Händlerin
Die Protagonistin ist eine Marketenderin, die mit ihren Kindern und mit einem Planwagen durch das zerstörte Deutschland reist. Sie fürchtet keine Soldaten und keine Offiziere. Alle sind davon bewusst, deshalb nennt man sie Mutter Courage. Geschäfte machend als eine kleine Händlerin versucht sie aus dem dreißigjährigen Krieg Profit zu ziehen. Dabei verkauft sie Waren, die man im Krieg benötigen könnte. Sie wird durch ihre Handlungen stark als gierig, habsüchtig, unersättlich und geschäftsüchtig geprägt. Zudem lässt sich in den folgenden Zeilen bemerken, dass sie die Teilnahme am Krieg bewusst gewählt hat: „Feldwebel: Du bist aus Bamberg in Bayern, wie kommst du hierher? Courage: Ich kann nicht warten, bis der Krieg gefälligst nach Bamberg kommt.“ (Brecht, 1963:12)
Während die Menschen sich im Krieg befinden und um das Überleben kämpfen, ist sie kapitalorientiert und versucht aus dem Krieg zu profitieren. In Zeiten eines absoluten Chaos, in der Mitte eines Kriegs und mit schlechten Lebensbedingungen, die der Krieg selbst auferlegt, will sie sich bereichern. Sogar zieht sie aus der verlängerten Dauer des Krieges Nutzen. Hier stellt sich die Frage nach Moral und Menschlichkeit. Daraus kann man einen Schluss ziehen, dass die Unmenschlichkeit ein grundsätzlicher Bestandteil ihrer Handlungen ist.
Mutter Courage ist es vollkomen egal wer siegt oder wer verliert. Sie will nur ihren Gewinn machen, denkt nur an sich. Sie hat vom Krieg Vorteile und folglich will sie nicht, dass der Frieden kommt. Darin zeigt sich, wie egoistisch und selbstsüchtig sie eigentlich ist.
Wenn man die Großkopfigen reden hört, führens die Krieg nur aus Gottesfurcht und für alles, was gut und schön ist. Aber wenn man genauer hinsieht, sind’s nicht so blöd, sondern führ’n die Krieg für Gewinn. Und anders würden die kleinen Leut wie ich auch nicht mitmachen. (Brecht, 1963:40)
Sie handelt zweckmäßig, opportunistisch und nicht daran denkend, dass ihre Handlungen etwas zur Folge haben würden. Sie nimmt auch keine Rücksicht darauf, dass die Zeit kommen würde, wenn sie den Preis für das, was sie getan hat, zahlen muss.
Die Beziehungen zu den Menschen sind ihren ökonomischen Interessen untergeordnet. Dieses kommt beim Tod ihres Sohnes Schweizerkas zum Ausdruck. Anstatt das Erpressungsgeld zu bezahlen, versucht sie weiter um den Preis zu feilschen.
Trotz der Tatsache, dass der Krieg für den Tod aller drei Kinder verantwortlich ist, ist die Courage dem Krieg gegenüber positiv eingestellt. Sie hält ihn dennoch für etwas Positives, etwas woraus sie profitieren kann und der ihr das Überleben ermöglicht.
Als Vertreterin der kapitalistischen Gesellschaft wird sie absichtlich als solche Figur gestaltet und ihr werden genau solche negativen Eigenschaften zugewiesen, da Brechts Intention war, die kapitalistische Gesellschaft zu kritisieren.
In ihr besteht ein Konflikt zwischen Mutter und Händlerin. Diesbezüglich beschäftige ich mich mit der Courage als Mutterfigur in dem nächsten Punkt.
2.2. Die Courage als Vertreterin des Kleinbürgertums und Mutterfigur
Im Laufe des Stücks liegt der Akzent auf die negativen Aspekten der Mutter Courage. Da sie den Kapitalismus repräsentiert, wollte Brecht mit ihr auf die kapitalistische Grundstruktur hiweisen, deren Grundlage der Handel, das Verschaffen von persönlichen Vorteilen ist, dabei für Veränderung dieser gesellschaftlichen Verhältnisse appellierend. Mutter Courage reproduziert die Ideologie ihrer Gessellschaft, indem sie ihren Profit in der Ausbeutung und dem Elend der anderen sucht. Sie hat die falsche Hoffnung, dass auch die kleinen Leute vom Krieg profitieren könnten.
Ihre soziale Stellung als Kleinbürgerin in Zeiten des Krieges ermöglicht Brecht, in der Couragefigur Aspekte sowohl der Ausbeuter als auch der Ausgebeuteten zu zeigen. Mutter Courage handelt wie alle anderen Leute, denn es geht um das Leben. Das Drama verläuft trotzdem in Licht ihrer Schuld. Vielleicht ist sie nicht schuldig. Sie hat angesichts des Krieges keine alternativen Handlungsmöglichkeiten.
In der Hauptfigur zieht sich durch das gesamte Stück ein Paradox. Wie könnte sie Mutter sein, wenn sie ihre Kinder nicht ernähren könnte? Wie kann sie die Kinder beschützen, wenn sie gleichzeitig Geschäfte im Krieg machen will? Ihr Charakter vereint gegensätzliche Aspekte, die miteinander unauflösbar verbunden sind. Einerseits zeigen sich ihre Skrupellosigkeit, Egoismus, Profitorientierung, andererseits ist aber ihre mütterliche Seite dargestellt. Sie ist eine der großen Mutterfiguren Brechts, die die Hoffnung auf Schutz und Ernährung in der kapitalistischen Welt verkörpert. Auch in der Widersprüchlichkeit der Courage als zentrale Figur des Dramas ist die Widersprüchlichkeit des kapitalistischen Systems und seine Kriege symbolisch dargestellt.
Sie tritt als eine sorgsame Mutter auf, da sie ihre Kinder von dem Krieg beschützen will. Obwohl an wenigen Stellen, zeigt sie jedoch mütterliche Gefühle. Mutter Courage verlässt Kattrin nicht, obwohl sie nichts zu essen hat und friert. Für ihre Tochter macht sie alles in der Welt. Die Entscheidung treffend, bei ihrer Tochter zu bleiben und nicht mit dem Koch nach Utrecht zu gehen, überwindet die Mutterliebe ihren Geschäftsgeist.
Dass die Courage sich um ihre Kinder sorgt, wird am deutlichsten bei ihren Todesfällen gezeigt. Die redegewandte Mutter verstummt angesichts des Weggangs von Eilif, der Erschießung von Schweizerkas und der toten Kattrin und gerät in Verzweiflung.
[...]
[1] Den Namen „Courage“ übernahm Brecht aus dem Roman Trutz Simplex : Oder Ausführliche und wunderseltzame Lebensbeschreibung Der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche (1670) von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, wo der Begriff sich auf das weibliche Fortpflanzungsorgan bezieht. Hier wird er aber im Kontext des Begriffes Mut verwendet.