Bitte zögern Sie nicht mich zu kontaktieren Komma

Bei der Kommasetzung sorgen vor allem zwei Fälle immer wieder für Kopfzerbrechen und Diskussionen: der Infinitiv mit zu und die Verwendung von Partizipien. Heißt es “grob gerechnet kommt das hin” oder “grob gerechnet, kommt das hin”? Zum Glück lautet die einfache Antwort: Beides ist möglich, in diesem Bereich gibt es viele sogenannte Kannregeln. Das Komma kann, muss aber nicht gesetzt werden. Aber keine Regel ohne Ausnahme – und diese sollten Sie kennen.

Was ist der Infinitiv überhaupt? Ganz einfach: Das ist die Grundform eines Verbs. Sie erkennen sie daran, dass sie mit -n, -eln oder -ern endet. Typische Beispiele sind: schreiben, handeln, fordern. Infinitive und auch erweiterte Infinitive (Infinitivgruppen) können Sie in einem Satz mit Kommata abgrenzen, müssen dies aber nicht tun:

  • einfacher Infinitiv
    “Sie versuchte[,] zu helfen.”
    “Sie vergaß[,] zu telefonieren.”
  • erweiterter Infinitiv/Infinitivgruppe
    “Sie versuchte[,] ihm zu helfen.
    “Sie vergaß[,] mit mir zu telefonieren.”

Extratipp: Fragen Sie sich, ob das Komma dem Leser hilft, den Satz besser zu verstehen, oder dazu dient, Missverständnisse auszuschließen. In diesen Fällen sollten Sie ein Komma setzen.

Während es sich bisher um eine Kannregel handelt, ist die Kommasetzung in folgenden Fällen Pflicht:

  • wenn die Infinitivgruppe mit “als”, “anstatt”, “außer”, “ohne”, “statt” oder “um” eingeleitet wird.
    “Sie wünschte sich nichts mehr, als einen Job zu finden.”
    “Anstatt zu Hause zu bleiben, kam sie erkältet ins Büro.”
    “Sie schrieb einen Brief, um sich bei dem Kunden zu entschuldigen.”
  • wenn die Infinitivgruppe von einem Substantiv (Hauptwort) abhängt.
    “Sie machte den Vorschlag, das Meeting zu verschieben.”
    “Sie folgte seinem Rat, das Gespräch zu suchen.”
  • wenn die Infinitivgruppe angekündigt oder wieder aufgenommen wird.
    “Sie dachte daran, den Kurs abzubrechen.” (“daran” kündigt die Infinitivgruppe an.)
    “Mit Kunden zu telefonieren, das machte ihr am meisten Freude.” (“das” nimmt Bezug auf den ersten Teil des Satzes, also die Infinitivgruppe.)

Bei einfachen Infinitiven (zu + Verb) können Sie das Komma auch weglassen, wenn der Satz dennoch eindeutig ist.

Übrigens: Wenn es sich um einen eingeschobenen Infinitiv handelt, der Hauptsatz also nach dem Infinitiv weitergeht, müssen Sie den Einschub gegebenenfalls wieder mit einem Komma schließen. “Sie ging, ohne eine Sekunde zu zögern, aus dem Raum.” Die Wortgruppe “ohne zu zögern” ist ein Einschub, der durch ein Komma eingeführt (da es sich um eine Infinitivgruppe mit “ohne” handelt) und auch wieder mit einem Komma geschlossen wird.

Nicht durch Kommasetzung abgetrennt werden Infinitivgruppen, die von “brauchen”, “pflegen” oder “scheinen” abhängig sind:
“Das brauchst Du nicht zu machen.”
“Sie pflegte morgens als erstes die Post zu bearbeiten.”
“Er scheint krank zu sein.”

Kommasetzung bei Partizipien

Partizipien sind sogenannte Mittelworte, die aus Verben abgeleitet werden. Es gibt Partizipien der Gegenwart, das Partizip Präsens, das immer auf -end, -elnd, oder -ernd endet. Beispiele sind: schreibend, handelnd, fordernd. Daneben gibt es noch Partizipien der Vergangenheit, das Partizip Perfekt. Es endet auf -t oder -en, wie z. B. in den Worten: geschrieben, gehandelt, gefordert. Einfache Partizipien trennen Sie nicht mit einem Komma ab:
“Lächelnd grüßte sie ihn.”
“Gedruckt wirken die Farben ganz anders.”

Bei erweiterten Partizipien haben Sie wieder die Wahl, ob Sie ein Komma setzen wollen oder nicht:
“Ihre Hilfe anbietend[,] begrüßte sie die Gäste.”
“Gestern erst bestellt[,] kam das Paket heute schon an.”

Auch hier gilt die Regel, dass ein eingeschobenes erweitertes Partizip gegebenenfalls mit einem Komma wieder geschlossen werden muss.
“Sie begrüßte[,] ihre Hilfe anbietend[,] ihre Gäste.”
“Das Paket kam[,] gestern erst bestellt[,] heute schon an.”

Aber Achtung: Wenn das konjugierte, also gebeugte Verb des Hauptsatzes erst nach der Partizipgruppe folgt, müssen Sie diese durch Kommasetzung einschließen:
“Sie, ihre Hilfe anbietend, begrüßte ihre Gäste.”
“Das Paket, gestern erst bestellt, kam heute schon an.”


Nach längerer Zeit möchte ich Sie heute wieder einmal mit einem Rechtschreibtipp beglücken (oder quälen). Es ist ein Thema, das sehr oft zu Kommafehlern führt: die Kommasetzung bei Infinitivgruppen. Falls Sie jetzt fragen, was eine Infinitivgruppe ist: Nun, das ist die Sache mit dem Wörtchen „zu“ + Verb.

Das Ganze ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass man es sich mit den Regeln der deutschen Rechtschreibung sehr schwer machen kann … oder ganz einfach. Manchmal ist es nämlich am besten, den bequemen Weg zu gehen. Wo dieser liegt, wissen Sie nach der Lektüre dieses Beitrags.

Komma? Hier unbedingt

Die Infinitivgruppe wird immer durch ein Komma abgetrennt, wenn sie …

… mit „als“, „anstatt“, „außer“, „ohne“, „statt“ oder „um“ eingeleitet wird
  • Es gibt nichts Einfacheres, als das Produkt gleich mitzunehmen.
  • Anstatt unser Produkt zu kaufen, können Sie es auch mieten.
  • Wir können Ihnen nichts anbieten, außer den Betrag zu erstatten.
  • Ohne unser Produkt zu kennen, sollten Sie es nicht bewerten.
  • Profitieren Sie jetzt, statt lange zu warten.
  • Sie brauchen keine Voranmeldung, um dieses Angebot wahrzunehmen.
… von einem Substantiv abhängt
  • Unser Tipp, das Produkt auch zu Hause zu benutzen, hat großen Anklang gefunden.
  • Ich gebe Ihnen den Rat, sich vorab gründlich zu informieren.
… mit einem hinweisenden Wort angekündigt oder wieder aufgenommen wird
  • Tag und Nacht zu helfen, das ist unser Motto.
  • Denken Sie daran, den Text auf Rechtschreibfehler zu überprüfen.
  • Unser Ziel ist es, den Umsatz nächstes Jahr zu verdoppeln.
Ausnahme: einfacher Infinitiv

Bei einem einfachen Infinitiv (nur „zu“ + Verb) können Sie die Kommas weglassen, sofern kein Missverständnis entstehen kann.

  • Denken Sie daran[,] zu reservieren.
  • Der Rat[,] zu verkaufen[,] kam in letzter Minute.

Achtung: Sobald eine Konjunktion hinzutritt, gilt der Infinitiv nicht mehr als einfach. Es heißt also richtig:

  • Es gibt nichts Schöneres, als zu schlafen.
  • Ich träume, ohne zu schlafen.

Komma? Hier auf keinen Fall

Es gibt eher wenige Fälle, in denen Sie kein Komma setzen dürfen. Anstatt die komplizierten Regeln dazu zu erklären, überlasse ich folgende Beispiele mal Ihrem gesunden Sprachgefühl:

  • Sie brauchen sich wegen dieser Frage nicht zu bemühen.
  • Unsere Absage wollen wir gerne zu begründen versuchen.

Sie kämen nicht ernsthaft in Versuchung, hier irgendwo ein Komma zu setzen, oder? (*Sie brauchen sich wegen dieser Frage nicht, zu bemühen? *Sie brauchen sich wegen dieser Frage, nicht zu bemühen? Nein, wirklich nicht.)

Einen Fall gibt es jedoch, der ein bisschen tricky ist. Was meinen Sie:

  • Den Rechnungsbetrag bitte ich zeitnah zu überweisen oder
  • Den Rechnungsbetrag bitte ich, zeitnah zu überweisen?

Antwort: kein Komma. Die Infinitivgruppe lautet hier nämlich nicht „zeitnah zu überweisen“, sondern „den Rechnungsbetrag zeitnah zu überweisen“. „Ich bitte“ steht alleine, es ist der übergeordnete Satz. Das wiederum findet man durch Umstellung heraus:

  • Ich bitte[,] den Rechnungsbetrag zeitnah zu überweisen.

Es wäre daher falsch, den Satzteil „den Rechnungsbetrag“ zu „ich bitte“ zu setzen, was Sie durch die Kommasetzung tun würden. Ergo entfällt die Gliederung durch das Komma.

Komma? Hier ganz wie Sie wollen

In allen anderen Fällen bleibt die Kommasetzung Ihnen überlassen:

  • Vergessen Sie nicht[,] zu buchen.
  • Versuchen Sie immer[,] den Überblick zu behalten.
  • Wir empfehlen[,] den passenden Reiniger dazuzukaufen.

Fazit: Gehen Sie den bequemen Weg

Ich bemühe mich für Sie gerne um praktische Lösungen. Daher mein Rat: Setzen Sie bei Infinitivgruppen immer ein Komma, außer es erscheint Ihnen total widernatürlich („Sie brauchen sich nicht zu bemühen“). Einzige Herausforderung wäre der eingeschlossene übergeordnete Satz (das Beispiel mit dem Rechnungsbetrag). Dieser Fall wird Ihnen jedoch nur selten begegnen – ein Risiko, das Sie eingehen können.

Ich persönlich setze außerdem kein Komma, wenn die Infinitivgruppe nur aus „zu“ + Verb besteht. So war die Regel nach alter deutscher Rechtschreibung, und ich finde es angenehmer zu lesen. Die Entscheidung bleibt aber Ihnen überlassen.

Noch Fragen? Im Kommentarfeld können Sie sie gerne stellen.

Bereit, Ihre Kommamuskeln zu trainieren? In meinem Kommatraining lernen Sie die richtige Kommasetzung in schwierigen Fällen – online über Zoom und mit vielen praktischen Übungen. Alle Infos hier: Online-Workshop „Kommatraining“

Lesen Sie auch:
Liken, googeln, canceln: So konjugieren Sie englische Verben im Deutschen
Beliebte Rechtschreibfehler: Das Leerzeichen
Beliebte Rechtschreibfehler: Der Apostroph

Toplist

Neuester Beitrag

Stichworte