Wer nicht hören will, muss fühlen Ursprung

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was ist ein Sprichwort?
2.1. Ursprung und Definition von Sprichwörtern
2.2. Eigenschaften eines Sprichwortes

3. Funktion von erzieherischen Sprichwörtern

4. Analyse Martin Luthers Vorrede auf die Funktion von Sprichwörtern

5. Bedeutung von Sprichwörtern in der Vergangenheit versus Gegenwart
5.1. Bedeutung von Sprichwörtern ab dem 15. Jahrhundert bis ins 17. Jahrhundert
5.2. Bedeutung von Sprichwörtern im 21. Jahrhundert
5.3. Vergleich der Bedeutung von Sprichwörtern früher und heute

6. Fazit

Literaturverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung

1. Einleitung

„Aller Anfang ist schwer“ - dieses Sprichwort kennt wohl jeder. Die Vermittlung von Wissen ist auf vielfältige Weise möglich, auch Sprichwörter können diese Rolle erfüllen. Da jeder Mensch ungefähr 100 Sprichwörter kennt[1], sind Sprichwörter in fast jedem Lebensbereich relevant, so auch im Erziehungs- oder im Führungsverhalten. Man wächst mit Sprichwörtern auf, oft hört man die ersten Weisheiten von den Großeltern und Eltern, aber auch Lehrerinnen und Lehrer ermahnen zu besserem Verhalten und nutzen dabei Sprichwörter. Viele dieser Sprichwörter, wie zum Beispiel „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht“ oder „Der Ton macht die Musik“, begleiten Kinder und Jugendliche bis ins Erwachsenenalter, wo sie diese Sprichwörter dann an ihre eigenen Kinder weitergeben und sich dadurch erhoffen, richtiges Verhalten und gesellschaftliche Werte und Normen vermitteln zu können. Die erzieherischen Sprichwörter sollen aber nicht vorausgreifen, sondern zum Nachdenken anregen. Sie helfen, die richtige Entscheidung zu treffen und „die Welt zu interpretieren“[2].

Das Ziel dieser Arbeit ist es, zu untersuchen, ob sich die Bedeutung des Sprichwortes, mit besonderem Blick auf erzieherische Sprichwörter, seit dem 16. Jahrhundert mit dem Einfluss Martin Luthers verändert hat und ob die aktuelle Definition von einem Sprichwort auch auf die früheren Jahrhunderte übertragbar wären. Hierfür wird in dieser Arbeit zu Anfang geklärt, welchen Ursprung das Sprichwort hat, was ein Sprichwort ausmacht und welche Eigenschaften ein Sprichwort besitzt. Darauffolgend wird die Funktion eines Sprichwortes herausgearbeitet, hier wird sich besonders auf erzieherische Sprichwörter konzentriert. Im Anschluss wird eine Vorrede Martin Luthers auf seine Sicht zu Sprichwörtern untersucht, die helfen soll, die Bedeutung von Sprichwörtern im 16. Jahrhundert herauszukristallisieren. Im Anschluss wird die Bedeutung des Sprichwortes im 21. Jahrhundert und im 16. Jahrhundert verglichen und anhand von Beispielen geklärt, welche Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten die Bedeutungen von Sprichwörtern in den verschiedenen Jahrhunderten haben.

2. Was ist ein Sprichwort?

2.1. Ursprung und Definition von Sprichwörtern

Sprichwörter und Lebensweisheiten bestehen teilweise seit mehr als 2000 Jahren und man kann sie in jeder Kultur wiederfinden. Obwohl Sprichwörter über Generationen weitergegeben werden, ist der Ursprung vieler Sprichwörter bis heute nicht vollständig geklärt, da viele von ihnen aus der vorliterarischen Zeit stammen.[3] Jedoch entspringen viele Sprichwörter auch dem Mittelalter und dem 16. Jahrhundert, dem 17. Jahrhundert und dem 19. Jahrhundert[4]. Sprichwörter haben keinen Autoren, da die Formulierungen eines Sprichwortes so lange umgewandelt wird, „bis sie als Sprichwort mundrecht ist“[5], damit sie im Alltag nutzbar und einprägsam sind.

Ein Sprichwort ist nach Gulnas Umurova ein „Satz, der eine Lebensregel oder Weisheit prägnant und kurz zum Ausdruck bringt“[6] und zudem als allgemeingültig beschrieben werden kann, da es „als Medium allgemeiner, aus dem praktischen Alltag gewonnener lebensnaher Erfahrung“[7] dient und somit jeder eine individuelle oder eine kulturelle Erfahrung mit einem Sprichwort verbinden kann.

2.2. Eigenschaften eines Sprichwortes

Sprichwörter erfüllen bestimmte Eigenschaften, die dazu beitragen, dass diese leicht einprägsam sind. Diese Eigenschaften werden in diesem Kapitel näher behandelt.

Sprichwörter sind in einer einfachen, für den Volksmund verständlichen Sprache verfasst[8] und ihre Einprägsamkeit wird „durch eine bildhafte, konkrete Sprache und Metaphern unterstützt“[9]. Ein Sprichwort zeichnet aus, dass sie im sprachlichen Gebrauch gesellschaftlich anerkannt sind, das zeigt zum Beispiel das Sprichwort „Hals und Beinbruch“, welches ohne gesellschaftliche Anerkennung nicht als ein Synonym für das Wünschen von Glück verstanden werden kann.

Durch die Definitionen von Umurova, die im vorherigen Kapitel näher behandelt wurde, wird deutlich, dass das Sprichwort eine Lebensweisheit ist, diese Begriffe kann man synonym verwenden.[10] Jedoch gibt es Phrasen, die keine Sprichwörter sind, denen sie allerdings ähneln. Ähnlich zu einem Sprichwort sind Redewendungen, die im Gegensatz zu einem Sprichwort aber keine Botschaft oder Weisheit enthält, aber die Gemeinsamkeit teilen, dass Redewendungen eine sinnbildliche und feste Wortverbindung sind[11]. Ein Beispiel für eine Redewendung wäre „fix und fertig sein“ oder „Das A und O“. Zudem gibt es noch Sentenzen, also Sprüche, die im Gegensatz zu einem Sprichwort autor- und textgebunden sind und aus einem literarischen Kontext entspringen.[12] Ein Beispiel für eine Sentenz ist der Satz „Eine Axt im Haus erspart den Zimmermann“ aus Friedrich von Schillers Drama Wilhelm Tell.

Die meisten gängigen Sprichwörter haben eine ähnliche stilistische Form. Sie stehen im Normalfall im Präsens, was vor allem zur Aktualität eines Sprichwortes beiträgt. Viele Sprichwörter bedienen sich stilistischen Mitteln, wie Reime, Alliterationen, Parallelismen, Chiasmen, Dopplungen oder Personifikationen, dadurch gewinnt ein Sprichwort eine bildhafte Sprache und dadurch eine höhere Einprägsamkeit.[13]

Sprichwörter treten meistens in gleichen oder ähnlichen Erscheinungsformen auf. Man kann sagen, dass es vier Hauptgruppen von Erscheinungsformen gibt, nämlich Sprichwörter als Aussagesatz, als Wertung, als Warnung und als direkte Aufforderung[14]. Sprichwörter als Aussagesatz im Indikativ sind oft als Feststellung oder Beobachtung formuliert und erscheinen damit neutral und wertungsfrei, wie zum Beispiel das Sprichwort „Neue Besen kehren gut“, welcher zwar eine prägnante Botschaft enthält, aber als wertungsfreie Beobachtung formuliert wird. Dem Gegenüber steht das Sprichwort, welches eine Wertung oder ein Urteil enthält, wie beispielsweise „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“. Solche Sprichwörter geben mit ihrer wertenden Erscheinungsform eine direkte Handlungsempfehlung. Sprichwörter, die als Warnung formuliert werden, wie „Wer nicht hören will, muss fühlen“, möchten mögliche Konsequenzen aufzeigen und dienen als Handlungsorientierung. Es gibt aber auch Sprichwörter, die als eine direkte Aufforderung oder Vorschrift formuliert werden. Diese stehen besonders oft im Imperativ, wie das Sprichwort „Erst denken, dann handeln“.

Diese Erscheinungsformen tragen auch zu der Funktion eines Sprichwortes bei, die im nächsten Kapitel näher betrachtet wird.

3. Funktion von erzieherischen Sprichwörtern

Zwar wurden die Erscheinungsformen von Sprichwörtern nun ihrer Funktion zugeordnet, jedoch muss in diesem Kapitel näher darauf eingegangen werden, denn auch unabhängig von der sprachlichen Gestaltung haben Sprichwörter unterschiedliche psychologische und erzieherische Funktionen.[15]

Die Funktion von Sprichwörtern bildet sich erst aus, wenn sie kommunikativ genutzt werden[16]. Die meisten Sprichwörter zeichnen sich durch einen „auffordernden Charakter“[17] aus, der entweder explizit oder implizit in Erscheinung tritt. Da diese Lebensweisheiten in Form von Sprichwörtern sehr einprägsam sind, kann man diese in jeder Lebenssituationen als Rat nutzen. Sprichwörter regen zum Nachdenken an und geben Empfehlungen in einer schwierigen Lebenssituation, in der eine Entscheidung notwendig scheint, da sie normative Komponenten enthalten und eine Orientierungshilfe bieten.[18] Außerdem warnen uns Sprichwörter vor möglichen Konsequenzen, die eine Entscheidung mit sich führen kann, wie das Sprichwort „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“.

Sprichwörter können zudem Denkanstöße bieten ohne konkrete Ratschläge zu geben, wobei sie in diesem Fall neutral formuliert werden und zur Reflexion oder zum Überdenken des eigenen Handelns dienen.[19] Als Beispiel für diese Art von Funktion kann das Sprichwort „Der Teufel steckt im Detail“ aufgeführt werden, welches zum Überdenken der eigenen Situation führen soll.

Unter anderem können Sprichwörter aber auch trösten oder mit ihrer Weisheit beruhigen, wie das Sprichwort „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, den sicher jeder mal nach einer Niederlage gehört hat. Sprichwörter können nicht nur aufmuntern und trösten, sondern auch erden, wie das bekannte Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall“, welches widerspiegelt, dass Sprichwörter vor möglichen Gefahren schützen sollen.

[...]

[1] Vgl. Frey, Dieter: Einleitung. Bedeutung und Relevanz von Sprichwörtern – Warum nutzen wir Sprichwörter?, in: Frey, Dieter (Hrsg.): Psychologie der Sprichwörter der Sprichwörter. Weiß die Wissenschaft mehr als Oma?, Heidelberg 2017, S.1.

[2] Frey, Einleitung, S.1.

[3] Vgl. Mieder, Wolfgang; Röhrich, Lutz: Alter, Herkunft und Überlieferung der Sprichwörter, in: Metzler, J.B. (Hrsg.): Sprichwort. Sammlung Metzler, Stuttgart 1977, S. 26.

[4] Vgl. Frey, Einleitung, S.1.

[5] Frey, Einleitung, S.1.

[6] Umurova, Gulnas: Was der Volksmund in einem Sprichwort verpackt…: Moderne Aspekte des Sprichwortgebrauchs – anhand von Beispielen aus dem Internet, Bern 2005, S. 24.

[7] Umurova, Volksmund in einem Sprichwort, S. 24.

[8] Albrecht, Julia; Frey, Dieter: Sprichwörter und Psychologie – eine Annäherung, in: Frey, Dieter (Hrsg.): Psychologie der Sprichwörter der Sprichwörter. Weiß die Wissenschaft mehr als Oma?, Heidelberg 2017, S.3.

[9] Albrecht; Frey, Annäherung, S. 4.

[10] Vgl. Ebd. S. 4.

[11] Vgl. Ebd. S. 3.

[12] Vgl. Ebd. S.3.

[13] Vgl. Ebd. S.4.

[14] Vgl. Ebd. S. 4.

[15] Vgl. Ebd. S. 4.

[16] Vgl. Ebd. S. 3.

[17] Ebd. S. 4.

[18] Vgl. Ebd. S. 5.

[19] Vgl. Ebd. S. 5.

Was Bedeutung Wer nicht hören will muss fühlen?

Wörtliche Übersetzung: "Wer sich nicht beraten lässt, dem kann man nicht helfen."

Wie ist die Redewendung entstanden?

So sind bekannte Redensarten entstanden Das waren entweder Böcke oder Ferkel. Somit erkannte jeder sofort die Nichtskönner, die einen Bock geschossen hatten. Dass ein schlechter Schütze ein Schwein - ein begehrtes Nutztier - bekam, führte wiederum zu einer anderen Redensart: "Schwein haben", wenn man Glück hat.

Wer nicht hören will muss leiden Bedeutung?

Sprichwort; Das Verb "hören" bedeutet hier "gehorchen, den Rat eines anderen befolgen". Dieses alte "pädagogische" Sprichwort sagte man oft auch zur Androhung von Prügel, wenn das Kind nicht gehorchte.

Wer nicht hören will muss fühlen Beispiel?

Brüllt ein Kind laut durch die Wohnung, zum Beispiel, weil es etwas nicht bekommt, sagt man schon mal: "So, du gehst jetzt in dein Zimmer, bis du dich beruhigt hast!" und weist das Kind für sein vermeintliches Fehlverhalten zurecht, um sich "das Geschrei" nicht länger anhören zu müssen.

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