Welche Orte an der Ahr sind vom Hochwasser betroffen

Die Täler der Eifel gleichen an diesem Morgen einem Katastrophengebiet: Braune Wassermassen wälzen sich durch die Orte, über die Straßen und Felder. Viele Ortschaften sind abgeschnitten von der Außenwelt. Auf den Straßen allerorten Feuerwehr und Polizei.

Julian Staib

Politischer Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.

Die Zahl der Todesopfer nach den schweren Unwettern im nördlichen Rheinland-Pfalz ist nach Angaben des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz (SPD) auf fünf gestiegen. Alle seien nach bisherigen Erkenntnissen im Kreis Ahrweiler in den Fluten ums Leben gekommen. 50 bis 70 Menschen in der Katastrophenregion würden noch vermisst.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Hochwasser und den Unwettern können Sie im Liveblog hier nachlesen.

In Dümpelfeld, einem Ortsteil von Niederadenau im Kreis Ahrweiler, räumen die Einwohner am Vormittag mit Schaufeln und einem Bagger Berge von Steinen und Erde von der Hauptstraße, die die Wassermassen hier nachts an der kleinen Kirche vorbei auf die Hauptstraße geschoben haben. Unten über die Felder schäumen die braunen Fluten, Adenauer Bach heißt das eigentlich kleine Gewässer.

Im unweit gelegenen Örtchen Schuld – an einer Schleife der Ahr gelegen – werden weiterhin Dutzende Menschen vermisst. Nach Polizeiangaben wurden hier in der Nacht auf den Donnerstag vier Häuser vollständig von den Fluten weggespült, zwei Häuser etwa zur Hälfte. Eine Vielzahl weiterer Gebäude sei instabil, heißt es. Viele Menschen retteten sich Berichten zufolge auf ihre Hausdächer. Bereits am Abend musste ein Polizeihubschrauber mit einer Seilwinde zur Rettung von Menschenleben eingesetzt werden.

Die Straße nach Schuld ist an diesem Morgen unpassierbar, so wie viele in der Region. „Menschenleben gehen vor“, sagt ein Anwohner, der auf der Straße die Autos abpasst und die Fahrer informiert. Auf dem Weg durch die Täler müssen die Fahrzeuge regelrechte Flüsse durchqueren, die die Straßen überspülen. Das Handynetz ist in weiten Teilen der Region zusammengebrochen.

Medienberichten zufolge sind auch Polizei- und Feuerwehrnotruf ausgefallen. Im örtlichen Rundfunk wird gebeten, sich an die Feuerwehr zu wenden. Nur wie, wenn die Telefonverbindungen tot sind? Auch die Trinkwasserversorgung ist aufgrund der Überschwemmungen in Teilen des betroffenen Gebietes zusammengebrochen, ebenso wie das Stromnetz.

„Es ist eine Katastrophe! Es gibt Tote, es gibt Vermisste, es gibt viele, die noch in Gefahr sind“, sagt die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Donnerstagmorgen im Landtag in Mainz. „Es ist wirklich verheerend.“ Gesamte Ortschaften seien überflutet, Häuser einfach weggeschwommen. Polizeihubschrauber seien unterwegs, um Menschen von Hausdächern zu retten. Auch die Bundeswehr unterstütze mit 200 Soldaten. Es gebe sehr viele Vermisste, sagt Dreyer. „Mein Mitgefühl gilt den Opfern der Hochwasserkatastrophe. Ich bange mit den Menschen vor Ort.“

Das Hochwasser erreichte auch die Stadt Trier. Der Fluss Kyll, ein Nebenfluss der Mosel, überflute den Ortskern des Stadtteils Ehrang, wie die Stadt mitteilte. Kurz vor Beginn der Überflutung hatte die Evakuierung von 1600 Menschen begonnen. Ein von der Stadt veröffentlichtes Video zeigte dabei, wie Feuerwehrleute auf dem Dach eines bis über die Reifen im Wasser stehenden Feuerwehrwagens stehen und versuchen, Anwohner aus einem Wohnhaus zu retten.

In großen Teilen von Ehrang gibt es der Stadt zufolge keine Stromversorgung mehr. Die Polizei appellierte an die Anwohner, die Ortslage weiträumig zu meiden und auch die Zubringerstraßen für Rettungskräfte freizuhalten. Derweil meldete der Landkreis Trier-Saarburg drei im Fluss Sauer treibende Menschen, deren Rettung sich als schwierig erweise. Es könnten wegen der starken Strömung keine Boote eingesetzt werden. Der Landkreis appellierte an die Bevölkerung dringend, die Überschwemmmungsgebiete zu meiden.

Nach Flut: Alle Ahrtal-Orte wieder erreichbar

Einen Monat nach der Flutkatastrophe im Ahrtal schreiten die Aufräumarbeiten voran. 3.000 Kräfte sind im Einsatz. Alle Orte sind nun über das Straßennetz zumindest erreichbar.

Von rund 50 Weingütern an der Ahr hat die Flut fast alle zerstört oder stark beschädigt, und das acht Wochen vor der Weinlese. Weinbauern aus nicht betroffenen Gegenden versuchen zu helfen.

Beitragslänge:4 minDatum:14.08.2021

Einen Monat nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal sind alle Orte über das Straßennetz zumindest notdürftig wieder erreichbar. Die Situation werde durch Räumarbeiten, provisorische Hilfswege und Behelfsbrücken stetig verbessert, teilte der Krisenstab in Bad Neuenahr-Ahrweiler (Rheinland-Pfalz) am Samstag mit.

Krisenstab: Private Helfer weiterhin sehr willkommen

Im Bereich Dernau sei eine weitere Behelfsbrücke vom Technischen Hilfswerk (THW) eröffnet worden. Am Samstag seien erneut mehr als 3.000 Kräfte von Feuerwehr, Hilfsorganisationen, THW, Polizei und Bundeswehr im Schadensgebiet im Einsatz gewesen. Die Wiederherstellung der Infrastruktur mit Strom, Gas, Wasser und Abwasser sowie die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, Duschen und Toiletten stünden weiter im Vordergrund.

Das Hochwasser hat zahlreiche Häuser zerstört, darunter auch denkmalgeschützte Bauten. Jetzt steht zur Debatte, ob und wie Fachwerkhäuser und Denkmäler wieder aufgebaut werden.

Beitragslänge:1 minDatum:13.08.2021

Private Helferinnen und Helfer seien weiter willkommen, teilte der Krisenstab mit. "Das Ahrtal braucht weiterhin jede helfende Hand." Die Helfer-Shuttle-Unternehmen pendelten auch am Wochenende ins Krisengebiet und sorgten für die An- und Abreise.

Staatsanwaltschaft zu Hochwasser - Hinweise, dass Alarmierung lückenhaft war 

Hinweise verdichten sich, dass durch frühe Warnungen Menschen im Ahrtal hätten gerettet werden können. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei Mitglieder aus dem Krisenstab.

Staatsakt am 1. September zum Gedenken an Opfer

Das Land Rheinland-Pfalz will am 1. September am Nürburgring der Opfer der Flutkatastrophe mit einem Staatsakt gedenken. Dazu eingeladen sind die Angehörigen der Toten und Vermissten, Verletzte, Geschädigte, Hilfskräfte sowie die Bürgermeister der mehr als 250 betroffenen Orte, wie die Staatskanzlei am Freitag in Mainz mitteilte. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier soll ebenfalls teilnehmen.

Bei der Flut im Ahrtal waren 133 Menschen ums Leben gekommen, 766 wurden verletzt. Es werden noch drei Menschen vermisst. Am 14. und 15. Juli hatte extremer Starkregen eine Flutwelle ausgelöst und weite Teile des Tals unter Wasser gesetzt und zerstört.

[Auch Nordrhein-Westfalen wurde von den Unwettern getroffen. Der Wiederaufbau in Bad Münstereifel ist schwierig.]

Nach der Flut sind viele Häuser in Bad Münstereifel unbewohnbar, die Infrastruktur ist zerstört. Weil die Altstadt fast komplett unter Denkmalschutz steht, gestaltet sich der Wiederaufbau schwierig.

Beitragslänge:4 minDatum: 14.08.2021

Infos rund um das Hochwasser in Deutschland finden Sie hier:

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Vorsicht

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Wo war das Hochwasser an der Ahr am schlimmsten?

Der Höchststand des Hochwassers war in Antweiler 2,50 m und in Dernau 1,85 m höher als das Hochwasser von 1910. Der für das 1804-Hochwasser rekonstruierte Spitzenabfluss von 1100 m³/s ist der bis heute größte an der Ahr aufgetretene Hochwasserabfluss.

Welche Orte in NRW sind vom Hochwasser betroffen?

In Nordrhein-Westfalen sind laut dem Bundesamt für Bevölkerung und Katastrophenschutz in Bonn (BBK) folgende 23 Städte und Landkreise von den Überflutungen betroffen:.
Städteregion Aachen..
Oberbergischer Kreis..
Rhein-Bergischer-Kreis..
Rhein-Sieg-Kreis..
Mettmann..
Heinsberg..
Düren..
Rheinisch-Bergischer Kreis..

Welche Straßen in Ahrweiler sind vom Hochwasser betroffen?

Dabei wurden die Karl-von-Ehrenwall-Allee und die Otlerstraße in Ufernähe besonders stark getroffen und zu großen Teilen fortgespült. Dort entstehen derzeit Provisorien, führte Tiefbau-Abteilungsleiter Alfred Bach zu den angelaufenen Aufbaumaßnahmen aus.

Welche Städte in der Eifel sind vom Hochwasser betroffen?

Die starken Regenfälle haben nur punktuell für Schäden gesorgt. Der große Teil der Eifel ist komplett verschont geblieben. In den stark betroffenen Orten Euskirchen, Bad Münstereifel und Gemünd ebenso wie im unteren Ahrtal laufen die Wiederaufbauarbeiten.

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