Was kann ich essen bei Rheuma?

Mediziner und Patientenorganisationen sind sich einig: Eine bedarfsgerechte Ernährung kann die Symptome von rheumatoider Arthritis deutlich lindern. Nicht selten bewirken individuell abgestimmte Diäten, dass die Medikamentendosierung bis zur Hälfte herabgesetzt werden können. Außerdem trägt eine angepasste Ernährung dazu bei, häufige Komplikationen wie Osteoporose besser zu beherrschen. Zudem vermindert eine fett- und fleischarme Ernährung das Risiko für neue Schübe von rheumatoider Arthritis.

Leitlinien für die Ernährung bei rheumatoider Arthritis

Die Fachwelt ist sich darüber einig, dass die Ernährung bei rheumatoider Arthritis vor allem auf pflanzlichen Lebensmitteln beruhen sollte. Milch und Milchprodukte sowie fetter Seefisch gelten als sinnvolle Ergänzungen. Insofern ist eine ovo-vegetarische Kost die beste Wahl, um besser mit rheumatoider Arthritis zu leben. Wer auf Fleisch nicht verzichten will, sollte zumindest den Verzehr von rotem Fleisch ernsthaft überdenken.

Grundsätzlich sollten Sie die Ernährung bei rheumatoider Arthritis mit Ihrem behandelnden Arzt bzw. Ihrer Ärztin absprechen. Die Informationen in diesem Beitrag können und wollen eine medizinische Beratung nicht ersetzen.

Mit Ernährung die Ursachen rheumatoider Arthritis bekämpfen

Um zu verstehen, wie Ernährung die Ursachen rheumatoider Arthritis bekämpfen kann, ist eine knappe Erklärung nötig. Rheumatoide Arthritis zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Das sind Erkrankungen des Immunsystems. Im Fall der rheumatoiden Arthritis verursacht das Immunsystem eine fortwährende Entzündungsreaktion. Warum das Immunsystem im Fall der rheumatoiden Arthritis Gelenke angreift und letztlich zerstört, ist nicht bekannt.

Entzündungsfördernde Botenstoffe aus der Nahrung

Sehr viel mehr weiß die Medizin aber darüber, wie die Gelenke angegriffen werden. Eine große Rolle spielen Entzündungsmediatoren. Zu den entzündungsvermittelnden Botenstoffen zählen Zytokine wie der Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha) und Interleukine. Eine weitere Gruppe von Entzündungsbotenstoffen wird als Eicosanoide bezeichnet. Dazu gehören unter anderem Prostaglandine und Leukotriene. Ein Vorläufer der Eicosanoide wiederum ist die Arachidonsäure. Sie gehört zu den Fettsäuren.

Zufuhr von Arachidonsäure aus der Nahrung verringern

Arachidonsäure ist eine mehrfach ungesättigte Omega-6-Fettsäure und in vielen tierischen Lebensmitteln enthalten. Außerdem wird Arachidonsäure im Körper aus einer anderen Omega-6-Fettsäure, der Linolsäure, gebildet. Linolsäure kommt in einigen pflanzlichen Ölen und in tierischen Fetten vor und gelangt ebenfalls mit der Nahrung in den Körper.

Sie können die Konzentration von Entzündungsbotenstoffen also verringern, indem Sie die Zufuhr von Arachidonsäure und Linolsäure aus der Nahrung verringern. Das mindert Entzündungsreaktionen und bessert Symptomatik wie Fortschreiten von rheumatoider Arthritis.

Omega-3-Fettsäuren gegen Entzündungsbotenstoffe

Das ist aber noch nicht alles. Wichtigster Gegenspieler der Arachidonsäure ist die Eicosapentaensäure (EPA), eine Omega-3-Fettsäure. Die gezielte Aufnahme von Eicosapentaensäure trägt dazu bei, dass die Arachidonsäure aus dem Körper verdrängt wird.

Sie können also mit der Ernährung die Ursachen der rheumatoiden Arthritis bekämpfen, indem Sie wenig Arachidonsäure und viele Omega-3-Fettsäuren aufnehmen.

Lebensmittel mit hohem Arachidonsäure-Gehalt (vermeiden)

Lebensmittel mit einem besonders hohen Anteil von Arachidonsäure sind nach Angaben des Deutschen Ernährungsberatungs- und Informationsnetzes beispielsweise:

  • Schweineschmalz: 1.700 mg/100 g
  • Butter-Croissants: 1.070 mg/100 g
  • Suppenhuhn: 730 mg/100 g
  • Schweineleber: 520 mg/100 g
  • Kalbskotelett: 320 mg/100 g
  • Brathähnchen: 230 mg/100 g
  • Eigelb: 200 mg/100 g
  • Schweinefleisch 120 mg/100 g

Lebensmittel mit wenig Arachidonsäure (bevorzugen)

Arachidonsäure ist ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten. Daher sollten Sie bei rheumatoider Arthritis alle pflanzlichen Lebensmittel bevorzugen. Es gibt aber auch einige Lebensmittel tierischer Herkunft, die aus diversen Gründen zur gesunden Ernährung bei rheumatischer Arthritis gehören. Das sind beispielsweise:

  • Molke: 0 mg/100 g
  • Speisequark (mager): 0 mg/100 g
  • Speisequark (20 % fett): 5 mg/100 g
  • Pflanzliche Öle (Weizenkeime, Erdnussöl): 0 mg/100 g
  • Kuhmilch (1,5 % Fettanteil): 2 mg/100 g
  • Kuhmilch (3,5 % Fettanteil): 4 mg/100 g

Lebensmittel mit hohem Gehalt an Omega-3-Fettsäuren (bevorzugen)

Omega-3-Fettsäuren tragen dazu bei, das Entzündungsgeschehen zu lindern, und verfügen darüber hinaus über weitere schützende Eigenschaften. Biologisch besonders wirksam sind die Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). Diese für den menschlichen Stoffwechsel nützlichen Omega-3-Fettsäuren finden vor allem in fettreichen Kaltwasserfischen wie

  • Sardinen: 2.084 mg/100 g
  • Ostsee-Hering: 1.910 mg/100 g
  • Lachs: 1.748 mg/100 g
  • Makrele: 1.327 mg/100 g
  • Forelle: 1.024 mg/100 g
  • Thunfisch: 816 mg/100 g.

Fischölkapseln als Alternative

Zur Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren sollte mindestens zweimal pro Woche Seefisch auf dem Speiseplan stehen. Wer das nicht mag, kann auf 30 mg Fischöl-Fettsäuren/Tag per Kapsel zu sich nehmen. Ähnlich positive Effekte lassen sich für alpha-Linolensäure (nicht verwechseln mit Linolsäure) feststellen, die in Lein-, Raps-, Weizenkeim-, und Walnussöl vorkommt. Ihre positive Wirkung basiert darauf, dass der Körper aus der alpha-Linolensäure Eicosapentaensäure (EPA) bilden kann, den Gegenspieler der entzündungsfördernden Arachidonsäure (siehe oben).

Gesunde Inhaltsstoffe von Pflanzen

Menschen mit rheumatoider Arthritis profitieren bei einer pflanzenbasierten Ernährung nicht nur von der verringerten Zufuhr entzündungsvermittelnder Botenstoffe. Nach Angaben der Deutschen Rheuma-Liga haben auch andere Pflanzeninhaltsstoffe entzündungshemmende Wirkung. Das gilt demnach beispielsweise für:

  • Resveratrol in roten Weintraube, Himbeeren und Erdnüssen
  • Genistein (Soja)
  • Catechine (schwarzer und grüner Tee)
  • Bioflavonoide wie Quercetin (Apfel, Zwiebel)
  • Myristicin (Muskatnuss, Petersilie)
  • Sulforaphane (Brokkoli)
  • Isothiocyanate (Senf, Kohl, Rettich und Ruccola)
  • Polyphenole (Kaffee)

Ausreichend Wasser trinken

Viele Menschen unterschätzen die Bedeutung von Wasser für den Stoffwechsel und trinken zu wenig – oder das Falsche. Menschen mit rheumatoider Arthritis sollen nach Angaben der Deutschen Rheuma-Liga noch mehr trinken als gesunde Menschen. Die Rheumaliga empfiehlt für Frauen mindestens 30 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Eine 50 kg schwere Frau braucht demnach 1,5 l, ein 85 kg schwerer Mann 2,5 l Flüssigkeit pro Tag.

Besonders gut geeignet sind Wasser, ungesüßte Fruchttees und Fruchtsaftschorlen (zwei Teile Wasser/ein Teil Fruchtsaft). Kaffee darf in die Flüssigkeitsaufnahme eingerechnet werden. Dass Kaffee dem Körper Flüssigkeit entziehen soll, ist nur ein sich hartnäckig haltendes Märchen.

Alkohol in Maßen

Alkohol ist ein Zellgift und Suchtmittel - und daher unter medizinischen Aspekten immer sehr kritisch zu betrachten. Im Fall der rheumatoiden Arthritis gibt es aber glaubwürdige Studien, die einen positiven Einfluss belegen. Demnach kann mäßiger Alkoholkonsum das Risiko für rheumatoide Arthritis senken. In einer englischen Studie (Sheffield-Kohorte) war das AR-Risiko bei Nicht-Trinkern mehr als viermal höher als bei den Studienteilnehmern, die angaben, an mehr als 10 Tagen im Monat Alkohol zu trinken. Ähnliche Effekte lieferten auch Studien zum Erkrankungsverlauf. Eine mögliche Erklärung: Wahrscheinlich trägt Alkohol dazu bei, die Konzentration von einzelnen Entzündungsbotenstoffen zu verringern.

Die Deutsche Rheuma-Liga empfiehlt, den Alkoholkonsum mit 10 mg für Frauen und 20 mg für Männer moderat zu halten. 20 mg Alkohol entsprechen in etwa 0,5 l Liter Bier oder einem Glas Wein/Sekt.

Rheumatoide Arthritis und andere Erkrankungen

Rheumatoide Arthritis geht überdurchschnittlich häufig mit anderen Erkrankungen einher. Zum Formenkreis der rheumatischen Erkrankungen zählt auch die Gicht. Ausführliche Informationen dazu finden Sie in den folgenden Beiträgen:

Was frühstücken bei Rheuma?

Weniger Beschwerden dank smarter Rheuma-Frühstücks-Rezepte Leinöl, Chiasamen und fette Kaltwasserfische sind Top-Quellen für Omega-3-Fettsäuren, die das Entzündungsgeschehen ausbremsen.

Welche Lebensmittel sind entzündungshemmend bei Rheuma?

Entzündungshemmend wirken außerdem die Omega-3-Fettsäuren ALA, EPA und DHA. ALA findet man insbesondere in Leinöl (wichtig: schonende Verarbeitung: omega-safe oder Oxyguard), die beiden anderen in fettem Seefisch wie Lachs, Hering und Makrele sowie in Algenöl und Krillöl.

Ist Joghurt gut bei Rheuma?

Essen Sie sich fit bei Rheuma Vitamin E und Zink können helfen, entzündungsfördernde Sauerstoffradikale zu neutralisieren. Sie finden Vitamin E und Zink in frischem Obst und Gemüse. Vitamin D, welches beispielsweise in Avocado, Pilzen und Joghurt enthalten ist, ist wichtig für den Knochen- und Muskelaufbau.

Was darf man nicht essen wenn man Rheuma hat?

Meiden Sie fettreiche tierische Lebensmittel wie Schweineschmalz, Leber, Eigelb, Butter, Sahne sowie fettreiche Wurst- und Käsesorten. Essen Sie höchstens zweimal Fleisch oder Wurst pro Woche. Bevorzugen Sie magere Sorten. Bauen Sie täglich viel Obst und Gemüse in Ihren Speisezettel ein.

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