Was ist wenn man zuviel weisse blutkörperchen hat

Was sind Leukozyten?

Leukozyten sind Blutzellen, die im Gegensatz zu roten Blutkörperchen (Erythrozyten) keinen roten Blutfarbstoff enthalten. Sie erscheinen deshalb „weiß“ beziehungsweise farbarm. Man nennt sie daher auch weiße Blutkörperchen.

Die Hauptaufgabe der Leukozyten ist die Abwehr von Krankheitserregern. Die weißen Blutzellen befinden sich im Blut, im Gewebe, in den Schleimhäuten und Lymphknoten. Viele von ihnen haben die Fähigkeit sich aktiv fortzubewegen und können von den Blutgefäßen aus ins Gewebe einwandern.

Alle Leukozyten stammen von einer gemeinsamen Vorläuferzelle aus dem Knochenmark ab, der sogenannten pluripotenten Stammzelle. Spezielle Wachstumsfaktoren sorgen dafür, dass sich aus der Stammzelle die verschiedenen weißen Blutkörperchen: Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten.

Granulozyten

Die Granulozyten zeigen unter dem Mikroskop in ihrem Inneren ein „körnerartiges“ Aussehen. Je nach Anfärbbarkeit der Zellbestandteile unterscheidet man unter dem Mikroskop basophile, neutrophile und eosinophile Granulozyten. Jeder dieser Zelltypen kümmert sich um andere Erregerformen und geht bei der Infektabwehr unterschiedlich vor.

Granulozyten finden sich entweder an den Gefäßinnenwänden oder im zirkulierenden Blut. Dort halten sie sich nach ihrer Bildung etwa sieben Stunden auf und werden dann abgebaut.

Da Granulozyten sich von selbst fortbewegen können, können sie aus dem Blutgefäß heraus in das Gewebe und in die Schleimhäute einwandern. Nach vier bis fünf Tagen werden auch die gewebegängigen Granulozyten abgebaut.

Monozyten

Monozyten haben die Aufgabe, körperfremdes Material in sich aufzunehmen (zu phagozytieren) und unschädlich zu machen. Man nennt solche Blutkörperchen daher auch Fresszellen. Ein großer Teil der Monozyten wird in der Milz gespeichert, ein weiterer Teil zirkuliert im Blut.

Lymphozyten

Lymphozyten sind höchst wichtige Zellen bei der Immunabwehr. Sie erkennen feindliche Erreger wie beispielsweise Bakterien oder Viren und produzieren Antikörper gegen diese. So können die Erreger inaktiviert und zerstört werden. Einige Lymphozyten, sogenannten Gedächtniszellen, können sich die Beschaffenheit der Erreger „merken“. Sie bilden den körpereigenen Immunschutz und sorgen dafür, dass man an bestimmten Krankheiten nur einmal im Leben oder nur in größeren Zeitabständen erkranken kann. Die Lebensdauer von Lymphozyten liegt zwischen wenigen Stunden und mehreren Jahren.

Wann bestimmt man den Leukozytenwert?

Der Arzt lässt die Leukozytenwerte in folgenden Fällen bestimmen:

  • routinemäßige Blutkontrollen
  • Verdacht auf Infektionen und Entzündungen
  • Blutarmut (Anämie)
  • Verdacht auf Leukämien oder myeloproliferative Neoplasien (im Knochenmark werden dann zu viele, nicht vollfunktionsfähige Zellen produziert)
  • vor und nach einer Strahlen- oder Chemotherapie
  • bei bestimmten medikamentösen Therapien
  • nach Infarkten oder Verbrennungen
  • nach Vergiftungen
  • zur Kontrolle des Krankheitsverlaufes bei Bindegewebserkrankungen (Kollagenosen) und Autoimmunkrankheiten

Normalerweise reicht es aus, die Anzahl der Gesamtleukozyten zu bestimmen. Manchmal muss aber auch genauer differenziert werden, wie viele Leukozyten von welchem Typ vorkommen. Das nennt man dann Differentialblutbild. Es wird beispielsweise bei schweren Infekten, anhaltendem Fieber oder Blutkrebs erstellt.

Im Urin wird die Leukozytenanzahl bestimmt, um einen Harnwegsinfekt zu diagnostizieren. Hierfür können die weißen Blutkörperchen, die im Urin zu finden sind, auch unter dem Mikroskop gezählt werden. Man spricht dann von einer Zellanzahl pro Gesichtsfeld.

Leukozyten-Normalwerte

Blutwerte Leukozyten

Leukozyten im Urinsediment

Leukozyten-Normwert

4.000 – 10.000 Zellen/µl

0 – 3 Zellen/µl oder

<5 Zellen/Gesichtsfeld (unter dem Mikroskop)

Achtung: Kinder und Schwangere können deutlich höhere Leukozytenwerte aufweisen (Neugeborene sogar bis zu 34.000 Zellen pro Mikroliter!), ohne dass es sich um eine Erkrankung handelt.

Bei der genauen Aufschlüsselung der Leukozyten im Differentialblutbild gelten folgende Normwerte:

Wann sind zu wenig Leukozyten im Blut?

Befinden sich zu wenig Leukozyten im Blut, spricht man von einer Leukopenie oder Leukozytopenie. Häufig ist dabei die Granulozytenanzahl verringert, während die Zahl der restlichen Leukozyten im Normbereich liegt.

Mehr über mögliche Ursachen erniedrigter Leukozytenwerte lesen Sie im Beitrag Leukopenie.

Wann sind zu viele Leukozyten im Blut?

Eine erhöhte Anzahl von weißen Blutkörperchen wird Leukozytose genannt. Sie kann zum Beispiel durch Infektionen, entzündliche Erkrankungen oder Tumorerkrankungen verursacht werden. So können bei Leukämien (Blutkrebs) krankhaft veränderte und unreife Leukozyten (Blasten) in sehr großer Zahl freigesetzt werden.

Alles Wichtige über erhöhte Luekozytenwerte und ihre möglichen Ursachen lesen Sie im Beitrag Leukozytose.

Was tun, wenn der Leukozytenwert verändert ist?

Anhand der Blutuntersuchung und der begleitenden Symptome kann der Arzt häufig bereits erkennen, warum sich zu viele oder zu wenig Leukozyten im Blut befinden. In manchen Fällen ist es allerdings nötig, das Blut oder/und das Knochenmark einer weiteren Laboruntersuchung zu unterziehen.

Ist die Leukozytenzahl aufgrund einer Infektion erhöht, kann abgewartet werden, bis die Symptome abgeklungen sind. Besteht der Verdacht auf gefährliche Erkrankungen wie Blutkrebs oder Autoimmunerkrankungen müssen weitere Organuntersuchungen folgen. Manchmal kann auch kein Grund für eine erhöhte Zahl der Leukozyten gefunden werden. Man spricht dann von einer „idiopathischen Leukozytose“.

Autoren- & Quelleninformationen

Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:

Dr. med.  Andrea Reiter

Dr. med. Andrea Reiter ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:

  • Classen, M. et al.: Innere Medizin. Urban & Fischer Verlag, 6. Auflage, 2009
  • Hagemann, O.: Laborlexikon, www.laborlexikon.de (Abruf: 13.11.2017)
  • Herold, G.: Innere Medizin, Selbstverlag, 2012
  • Schaenzler, N. & Bieger, W.P.: Laborwerte, Gräfe und Unzer Verlag, 2016
  • Thomas, L.: Labor und Diagnose. TH-Books Verlagsgesellschaft mbH, 6. Auflage, 2005

Was kann man machen wenn man zu viele weiße Blutkörperchen hat?

Eine erhöhte Zahl an weißen Blutkörperchen ist häufig. Leukozytosen können viele Ursachen haben. Meist ist diese Blutbildveränderung reaktiv. Bei der malignen Form muss der Hausarzt rasch handeln und zum Facharzt überweisen.

Was bedeutet zu viele weiße Blutkörperchen?

Zu hohe Leukozyten-Werte können auf Infektionskrankheiten (vor allem durch Bakterien), Leukämie oder ein Behandlung mit Kortison hindeuten. Auch bei Rauchern, unter Stress, in der Schwangerschaft und bei körperlicher Belastung kann die Leukzyten-Anzahl erhöht sein.

Woher kommen zu viele weiße Blutkörperchen?

Leukozytose hingegen, eine erhöhte Zahl weißer Blutkörperchen von mehr als 11.000 Zellen pro Mikroliter Blut (11 × 10 9 pro Liter), wird häufig durch eine natürliche Reaktion des Körpers auf Infektionen oder auf bestimmte Medikamente wie Kortikosteroide verursacht.

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