Sehnsucht nach Trost
Aktuell hat der Regenbogen als Symbol Konjunktur: Kindergarten- und Schulkinder ihn ans Fenster. Schon die Germanen sahen in ihm eine Verbindung zu den G�ttern.
In Fenstern und auf Asphalt gemalt sieht man ihn derzeit h�ufig: den Regenbogen. Die fr�hlich-bunten Zeichnungen mahnen, zu Hause zu bleiben und auf bessere Zeiten zu hoffen.
Einen Regenbogen zu sehen, macht immer gute Laune. Und seit jeher sind Menschen von dem Naturschauspiel fasziniert. Fast greifbar, doch weit weg, verschwinden die mal kr�ftigen, mal zarten Farbb�gen nach wenigen Minuten. Auch wenn der April 2020 mit einer ausgesprochen Sch�nwetterperiode gl�nzt – normalerweise ist der Monat bekannt f�r seine Wetterkapriolen. Damit verbunden sind h�ufige Wechsel von Sonne und Regen – und damit auch Regenb�gen. Nicht ohne Grund begeht man in den USA den 3. April als "Find a Rainbow Day" – "Finde-einen-Regenbogen-Tag".
Der Lichtbogen als Symbol f�r Kraft und Zuversicht
Seit der franz�sische Philosoph Ren� Descartes 1649 und sp�ter Wissenschaftler wie Isaac Newton die physikalischen Erkl�rungen geliefert haben, ist bekannt, dass ein Regenbogen durch Brechung und Reflexion von Sonnenlicht in den einzelnen Regentropfen entsteht. Doch trotz aller wissenschaftlicher Erkl�rung sch�pfen Menschen aus dem Zeichen des Regenbogens seit jeher auch innere Kraft und Zuversicht. Die Germanen haben den geheimnisvollen Lichtbogen, der Boden wie Himmel ber�hrt, als Br�cke zwischen G�ttern und Menschen gesehen. In der Bibel gilt der Bogen als Zeichen des Bundes zwischen Mensch und Gott. So gibt dieser nach der gro�en Sintflut den �berlebenden ein Zeichen seiner Treue und der Vers�hnung mit seinen Gesch�pfen f�r alle Zeiten. "Er ist der sichtbare Garant f�r die Zusage, die ich der Erde mache", hei�t es im Alten Testament.
Wie auch immer man ihn deuten mag – heute dr�ckt die Beliebtheit des Regenbogens wohl auch eine Sehnsucht nach Trost und einer besseren Welt aus. Das Symbol wird immer wieder neu interpretiert, etwa in der mit Regenbogen unterlegten Pace-Fahne. Die Idee dazu hatte 2002 im Vorfeld des drohenden Irak-Kriegs ein italienischer Ordensmann. So bunt und schillernd wie den Regenbogen nehmen Homo-, Bi- und Transsexuelle ihre geschlechtliche Identit�t wahr und haben den farbenfrohen Bogen daher zu ihrem Erkennungszeichen gemacht.
Die Musikwelt hat dem Wetterph�nomen mit "Over the Rainbow" ein Denkmal gesetzt. Erstmals sang 1939 Judy Garland in der Filmmusik von "Der Zauberer von Oz" den Titel. Im Zweiten Weltkrieg verk�rperte das Lied f�r viele Soldaten die Sehnsucht nach der Heimat. Zuletzt eroberte die Fassung des 1997 gestorbenen hawaiianischen K�nstlers Israel Kamakawiwo’ole die Herzen und Ohren vieler Musikfans. Vielleicht l�dt er gerade jetzt dazu ein, sich in den eigenen vier W�nden an einen Ort fernab von Corona zu tr�umen, "where troubles melt like lemon drops", wo Sorgen dahinschmelzen wie Limonendrops.