Kann man sich während der periode impfen lassen

Eine echte Virusgrippe (Influenza) ist keine einfache Erkältungskrankheit, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung. Insbesondere chronisch Kranke, Menschen ab 60 Jahre sowie Schwangere sollten sich impfen lassen, da bei diesen Bevölkerungsgruppen ein erhöhtes Risiko besteht, dass die Erkrankung schwerwiegende Folgen hat. Für medizinisches Personal gilt die Impfempfehlung gleichermaßen, da durch die Vielzahl enger Patientenkontakte grundsätzlich eine erhöhte Ansteckungsgefahr besteht. Zudem besteht das Risiko, dass sie die Grippeviren an ihre Patientinnen und Patienten weiter übertragen – eventuell sogar ohne dass es bemerkt wird.

Die Impfung gegen Grippe sollte jedes Jahr, vorzugsweise ab Oktober bis Mitte Dezember, durchgeführt werden. Nach der Impfung dauert es ca. 10 bis 14 Tage, bis der Körper einen ausreichenden Schutz vor einer Ansteckung aufgebaut hat. Auch eine spätere Impfung zu Beginn des Jahres ist meist noch sinnvoll. Insbesondere, wenn die Grippewelle noch nicht eingesetzt oder gerade erst begonnen hat. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dieser Impfung haben wir hier für Sie zusammengestellt.

Seit Beginn der Corona-Impfungen gab es Hinweise darauf, dass sie die Menstruation verschlimmern oder aussetzen lassen könnten. Viele Menstruierende schilderten ihre Erfahrungen in den sozialen Medien. Nun zeigen zwei Studien, ob die Corona-Impfung den Zyklus tatsächlich beeinträchtigen könnte. 

Nebenwirkung der Corona-Impfung: Schlimmere Menstruation?

"Ich habe die Biontech/Pfizer-Impfung am vierten Tag meiner Periode erhalten. Normalerweise dauert diese fünf bis sieben Tage und ist ziemlich schwach (ohne Krämpfe oder Kopfschmerzen). Diese Periode hat mittlerweile fast drei Wochen gedauert. Ich kämpfe mit Kopfschmerzen, bin aufgebläht und ständig müde. Das ist definitiv nicht normal", schreibt eine Frau im Februar 2021 in einem Twitter-Thread. Seitdem berichteten auf der sozialen Plattform auch weitere Frauen von ihren Erfahrungen, die sie mit ihrer Menstruation nach der Corona-Impfung gemacht haben: Sie klagen über heftige, verfrühte oder verspätete Blutungen, stärkere Krämpfe, ein plötzliches Einsetzen der Periode in der Menopause oder ein generelles Ausbleiben der Menstruation – diese Nebenwirkungen sollen nicht nur beim Biontech-Impfstoff, sondern auch beim anderen mRNA-Vakzin Moderna eingetreten sein.

Eine Kollegin erzählte mir, sie habe von anderen gehört, dass ihre Periode nach der Impfung stark war. Ich bin gespannt, ob auch andere Menstruierende Veränderungen bemerkt haben? Ich habe vor anderthalb Wochen meine erste Moderna-Dosis bekommen und meine Periode etwa einen Tag früher bekommen und sprudele so, als wäre ich wieder in meinen 20ern.

Twitter-Post von Kate Clancy am 24. Februar 2021

Neue Studien zeigen: Geringe Verzögerung der Menstruation möglich

Eine erste größere Untersuchung zu dem Thema kam nun zu dem Ergebnis, dass die Corona-Impfung zwar kurzfristig die Länge des Zyklus leicht verändern kann, die Länge der Menstruation selbst jedoch nicht. Für die US-amerikanische Studie wurden Daten von rund 4.000 Menstruierenden aus einer Zyklusapp analysiert. Klinisch untersucht wurden die Proband:innen dabei nicht. Die Ergebnisse der Untersuchung veröffentlichte die Fachzeitschrift „Obstetrics & Gynecology“ Anfang Januar 2022.

Im Vergleich zu den Zyklen vor der Impfung veränderte sich in der Gruppe der Geimpften die Zykluslänge um durchschnittlich weniger als einen Tag. Dies sei laut der Studienautor:innen "klinisch nicht signifikant". Rund zehn Prozent der Proband:innen gaben an, ihr Zyklus hätte sich um acht Tage oder mehr verschoben. Innerhalb von zwei Zyklen nach der Impfung hatte sich der Rhythmus aber wieder normalisiert. Dass dies auch langfristig der Fall ist, gilt es durch weitere Daten zu bestätigen. 

Eine zweite Studie aus Norwegen zeigte ähnliches, darüber berichtet unter anderem der Spiegel. Von 5688 befragten Frauen zwischen 18 und 30 Jahren berichteten 39 Prozent von Zyklusschwankungen nach der ersten Impfung, nach der zweiten Impfung waren es 41 Prozent. Allerdings gaben auch 38 Prozent der Teilnehmerinnnen an, bereits vor der Corona-Impfung mindestens eine Unregelmäßigkeit im Zyklus gehabt zu haben. 

Die meisten Frauen berichteten von einer stärkeren Blutung als gewöhnlich. In zwei von drei Fällen trat diese stärkere Blutung sowohl nach der ersten, als auch nach der zweiten Impf-Dosis ein. Anders als bei der US-amerikanischen Studie nahmen in der norwegischen Studie rund 60 Prozent der Probandinnen hormonelle Verhütungsmittel ein – auch diese können den weiblichen Zyklus beeinflussen, indem sie ihn üblicherweise regelmäßiger verlaufen lassen. Bei den befragten Frauen in der Studie pendelte sich der Zyklus auch wieder ein, spätestens nach acht Wochen.

Zyklusstörungen durch Impfung: Noch keine Sicherheit, trotzdem Entwarnung

So ganz genau wissen wir also immer noch nicht, wie sich die Corona-Impfung auf Zyklus und Menstruation auswirken kann. Auch, ob die in der Studie berichteten Zyklusveränderungen tatsächlich durch die Impfung verursacht wurden oder nur "zufällig" in den untersuchten Zeitraum fielen, bleibt weiter offen. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA), die potenzielle Risiken der Impfung auf der Grundlage von Verdachtsmeldungen bewertet, sieht bislang keinen kausalen Zusammenhang zwischen der Corona-Impfung und Zyklusstörungen. Unregelmäßigkeiten bei der Menstruation seien sehr verbreitet. "Die Gründe können von Stress über Müdigkeit bis zu medizinischen Ursachen reichen – etwa Fibrose oder Endometriose", zitiert das Redaktionsnetzwerk Deutschland. 

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Auch das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut gab bereits im Juli 2021 auf Anfrage des SWR Entwarnung: Verdachtsmeldungen zu Veränderungen im Zyklus seien nicht ungewöhnlich und Zyklus-Unregelmäßigkeiten würden häufig auftreten, hieß es. Entscheidend sei, ob sie mit den Impfungen zusammenhängen, sprich: ob die Anzahl der gemeldeten Fälle so hoch sei, dass sie die erwartete Anzahl von schlichten zeitgleichen Zufallserscheinungen überwiegen. Das sei bislang aber nicht eingetreten. 

Frauen in Impfstoff-Studien weniger berücksichtigt

Auch, wenn wir uns aufgrund der bisherigen Erkenntnisse wenig Sorgen um den Einfluss der Corona-Impfung auf die Menstruation machen – die Tatsache, dass Frauen in medizinischen Studien immer noch massiv unterrepräsentiert sind zeigt sich auch hier. Denn bevor es zu den ersten Berichten über Beschwerden und Verschiebungen des Zyklus kam, scheint niemand darüber nachgedacht zu haben. In den Corona-Impfstoffstudien wurden die Teilnehmenden laut Bericht nicht speziell danach gefragt, ob sie negative Nebenwirkungen im Zusammenhang mit ihrer Menstruation festgestellt haben. Kate Clancy, die den bereits erwähnten Twitter-Thread ins Leben rief, vermutet, dass dies mit der Tatsache zusammenhängt, dass Frauen lange Zeit (bis ins Jahr 1993) nicht in der klinischen Forschung berücksichtigt wurden. Impfungen "wurden nur für eine sehr lange Zeit an Männern getestet. Daher glaube ich, dass an Fragen wie 'Bemerken Sie irgendwelche Auswirkungen auf den Menstruationszyklus?' wahrscheinlich gar nicht gedacht wird".

Corona-Infektion kann sich auf Periode auswirken

Immerhin wurde bereits das Zusammenspiel einer Corona-Infektion mit Menstruationsveränderungen untersucht – die Ergebnisse veröffentlichte ein Wissenschaftsmagazin bereits im Januar 2021: Von 177 Proband:innen berichteten 25 Prozent von Veränderungen. Bei 20 Prozent fiel die Periode leichter aus, 19 Prozent erlebte einen längeren Zyklus. 

Zusammenhänge zwischen Stress und verändertem Zyklus

Auch den generellen Einfluss der Pandemie auf den Zyklus vieler Menstruierender ließ sich bereits feststellen. Bei einer Umfrage der britischen Frauenärztin Dr. Anita Mitra mit 5.677 Frauen kam heraus, dass 65 Prozent der Befragten während des ersten Lockdowns 2020 Veränderungen in ihrem Zyklus festgestellt haben. Hier könnte ein Zusammenhang mit dem vermehrten Stress bestehen, den auch Frauen in der Pandemie (etwa durch Homeschooling, Angst um den Arbeitsplatz, Rückkehr ins Büro) erleben. Sie produzieren dann mehr vom Stresshormon Cortisol, welches wiederum die Wirkung von Progesteron und Östrogen beeinflusst – da liegt es also auch nahe, dass sich Menstruation und Zyklus in irgendeiner Form verändern.

Neben Stress gibt es aber noch sehr viele weitere Faktoren, welche die Periode beeinflussen können: Auch intensiver Sport setzt den Körper zum Beispiel unter Stress. Oder auch Schlafmangel, Funktionsstörungen der Schilddrüse, Endometriose oder Myome. Bei Zyklusbeschwerden ist es also immer ratsam, sich direkt an die eigene Gynäkologin oder den eigenen Gynäkologen zu wenden. Diese:r kann sicherlich auch über mögliche Zusammenhänge von Corona-Impfung und Menstruationsveränderungen beraten.

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