Auch aus den steinen, die dir in den weg gelegt werden, kann man etwas schönes bauen

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Viel Interessantes erfuhren die Schüler der Klasse 5b am Mittwoch, dem 07.11.2018, über den Schriftsteller ERICH KÄSTNER. Ein Besuch in der Stadtbibliothek Auerbach diente nicht nur zum Auffinden neuer Lektüre, sondern vor allem waren die Schüler auf den Spuren jenes Schriftstellers, der sie mit Kinderbüchern wie „Emil und die Detektive“ sowie „Das fliegende Klassenzimmer“ begeisterte. Dabei erfuhren sie, dass Erich Kästner es nicht immer leicht hatte in seinem Leben und aus so „manchem Stein etwas Schönes gebaut hat“!

Die 4 Rateteams der Klasse 5b ( Lesewölfe, Lesefüchse, Lesesmileys und Leseläuse) bekamen Quizfragen während und am Ende eines sehr interessanten Vortrages, der von Frau Rether präsentiert wurde. Sieger war das Team LESELÄUSE mit 16 Punkten!!!

Den Kids hat es Spaß gemacht und das begonnene Leseprojekt im Deutschunterricht wurde dadurch auf jeden Fall bereichert- vielen Dank an Frau Rether!!!


Wir lieben Zitate. Wir sammeln sie, erfreuen uns daran, finden Trost. Und manchmal benutzen wir Zitate, weil sie so praktisch sind. Für alle Lebenslagen sozusagen. Ungewohnt ist allerdings noch, dass Politiker ihre Reden oder Statements mit Zitaten würzen. Wenn sie das aber tun, sollten sie oder besser ihre Redenschreiber genau recherchieren, ob das Zitat richtig ist und ob es dem richtigen Urheber zugeordnet ist (und wenn ja, ob er überhaupt zitiert werden darf).

Ursula von der Leyen zitierte in einer Rede vor dem Bundestag im Zusammenhang mit der Reform von Hartz IV den „Spruch des Jahres“, wie die Süddeutsche Zeitung schreibt, von Goethe:

Aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.

Ob es in dem Zusammenhang das richtige Zitat ist, sei dahingestellt. Fragt sich nur: Ist es wirklich von ihm?

Ich wäre darauf gar nicht gekommen, hätte ich nicht neulich genau dieses Zitat getwittert, weil es zu meiner momentanen Stimmung so gut passte, und als Antwort bekam: „Wo hat Goethe das gesagt?“ Nun ja, das nahm ich nicht so ernst. Man twittert ja so manches. Schließlich wird er nicht alles und jedes aufgeschrieben haben. Ich erfuhr dann aber zufällig, dass das Zitat von Erich Kästner stammen soll. Daraufhin bekam ich einen Schreck, denn Kästner darf man ja nun ganz und gar nicht zitieren, weil das sehr, sehr teuer wird  (siehe //juttas-schreibblog.blogspot.com/search?q=k%C3%A4stner). Also googelte ich mal wieder ein bisschen. Und stellte fest, dass wohl niemand so recht weiß, wie das Zitat überhaupt heißt.

Ich fand folgende Versionen (die Tippfehler habe ich mal außen vor gelassen), wobei auch die mit demselben Wortlaut Kästner beziehungsweise Goethe zugeschrieben wurden. Das heißt, „unbekannt“ stand auch einmal dabei. Nun ja, damit macht man es sich immer am einfachsten.

    Auch aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
    Auch aus großen und schweren Steinen, die einem in dem Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
    Auch aus Steinen, die das Leben einem in den Weg legt, kann man was Schönes bauen.
    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man schöne Dinge bauen.
    Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen
    Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du noch etwas bauen.
    Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
    Auch aus Steinen, die uns in den Weg gelegt werden, lässt sich etwas Hübsches bauen.
    Auch aus Steinen, die uns in den Weg gelegt werden, lässt sich SCHÖNES bauen.
    Auch mit Steinen, die dir im Weg liegen, kann man was Schönes bauen!
    Aus den Steinen, die einem im Weg liegen, kann man sich auch was Schönes bauen
    Aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man auch etwas Schönes bauen.
    Aus Steinen, die im Weg liegen, kann man was Schönes bauen!
    Leg deinen Mitmenschen Steine in den Weg, sie mögen sich daraus etwas bauen!

Ich gestehe, nach so vielen unterschiedlichen Versionen gab ich auf.

Ein deutschsprachiger Urheber kann es nicht gewesen sein, denn so viele Versionen sprechen für eine Übersetzung der weisen Worte. Also habe ich es anders herum versucht und mit englischen Stichwörtern gegoogelt. Dabei fand ich diese Zitate:

    Even the stones that have been placed in one's path can be made into something beautiful.
    Even the stones in one's path can be made into something beautiful. 
    Even the stones placed in one's path can be made into something beautiful.

Und wer wurde als Urheber genannt? Genau. Mark Twain oder Bernhard Shaw, denen gern solche Worte in den Mund gelegt werden, waren es also auch nicht.

Jedenfalls fand ich noch „Du musst aus den Steinen, die man dir in den Weg legt, eine Brücke bauen“ von Konfuzius (beziehungsweise „Aus den Steinen, mit denen wir Mauern errichten, lassen sich auch Brücken bauen“, „Aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man sich manchmal eine lebensrettende Brücke bauen“ und „Aus den Steinen, mit denen wir Mauern errichten, lassen sich auch Brücken bauen“), „Wer Berge versetzen will, muss damit beginnen, viele kleine Steine abzutragen“ und die „persische Weisheit“: „Lege deinem Mitmenschen Hindernisse in den Weg. Soll er daran wachsen!“

Nun war ich endgültig verwirrt und wollte schon aufgeben, aber da stolperte ich über die Treppen. Denn Goethe soll auch gesagt haben: „Lege deinem Mitmenschen Steine in den Weg. Soll er sich daraus eine Treppe bauen“ (oder auch „Lege deinen Mitmenschen Steine in den Weg. Mögen sie sich doch daraus eine Treppe bauen“), Robert Lembke „Mit etwas Geschick kann man sich aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, eine Treppe bauen“ und nochmal Konfuzius: „Mit eigenem Geschick kann man sich aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, eine Treppe bauen.“

Was man alles so aus Steinen und mit Steinen machen kann …

Einer hat mal etwas Schlaues gesagt, sagen wir mal, Konfuzius. Goethe hat den Spruch gelesen und in eigene Wort gekleidet. Und dann war es wie mit der stillen Post: Jemand hat die Worte aufgegriffen und weitergegeben und der hat es wieder weitergegeben und so weiter und so fort, und dabei wurde mal ein Wort geändert, mal ein Wort hinzugefügt. Wie das so ist. Und irgendwann hat man vergessen, wer sie als erster gesagt hatte. Und nennt, da Goethe schließlich immer so schlaue Sachen gesagt hat, ihn als Urheber.

Lange Rede kurzer Sinn: Auch dieses Zitat ist ein Beispiel dafür, dass man nicht blindlings Sprüche aus dem Internet kopieren sollte, jedenfalls nicht aus irgendwelchen Zitatensammlungen. Am besten sind immer die Originalquellen.

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