Atze schröder ohne perücke bei markus lanz

Er gilt als Haudegen in der Komikerszene, aber auch Atze Schröder (54) hat einen weichen Kern. Mit der NP sprach der Mann mit der Lockenperücke und der Pilotenbrille vor Kurzem über sein aktuelles Programm „Echte Gefühle“, Tränen im Kino und seinen 80er-Jahre-Look.

25.02.2020, 17:51 Uhr

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Hannover. Er hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen, manche landen auch unter der Gürtellinie: Atze Schröder (54) ist seit 25 Jahren im Geschäft, trat in dieser Zeit mit vielen Programmen auf, räumte als Comedian viele Preise ab. Auch wenn er sich nie ohne Perücke und Pilotenbrille zeigt, fiel kürzlich in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz die Maske: Schröder war den Tränen mehrfach nahe, entschuldigte sich bei der Holocaust-Überlebenden Eva Szepesi (87) für die Nazi-Verbrechen seines Vaters. Darauf angesprochen, sagt er heute nur: „Die Sendung spricht für sich.“

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Mit Minipli-Perücke und Pilotenbrille verkörpert er seit über 25 Jahren den klassischen Ruhrgebiets-Macker Atze Schröder, der gerne mal ein politisch unkorrektes Witzchen droppt. Diese Kunstfigur hat sogar eine eigene (Kunst-)Biografie bei Wikipedia. Die echte Person Hubertus Albers (56) dagegen bleibt bewusst im Dunkeln. Auch in der Öffentlichkeit lässt Albers den Atze sprechen. Jetzt tritt er in seiner Biografie „Blauäugig: Mein Leben als Atze Schröder“ erstmals aus dem selbstgewählten Schatten.

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Er beschreibt Tragödien in seinem Leben, mit eher schattigen Geschichten, aus deren Strudel ihm nur eine Therapie geholfen habe. „Sehr heilsam“, sagt Schröder. Bereits bei seinem Auftritt bei Talkmaster Markus Lanz im Februar 2020 hatte er erstmals den Panzer der Showfigur geknackt und Einblicke in sein wahres Ich gegeben. Das Buch ist nun eine Art Doppelalbum-Version davon.

„Ich wollte mich für die Schandtaten meines Vaters entschuldigen“

In einem Interview mit dem Promi-Magazin „Bunte“ sagte er dazu: „Mein Platz war neben der Tochter der Holocaust-Überlebenden Eva Szepesi, ich hatte den Gedanken, dass hier die Kinder der Opfer- und Verbrechergeneration zusammensitzen. Denn mein Vater Hubert hatte als junger Mann auf der Seite der Täter gestanden, als minderjähriger Panzerfahrer im Krieg schreckliche Dinge erlebt und verbrochen. Ich wollte mich für die Schandtaten meines Vaters entschuldigen.“

In seiner Jugend seien ebendieser Vater sein „Papa und bester Freund“ gewesen; lange Zeit eine sehr enge Beziehung. Das Verhältnis zur Mutter dagegen wäre bis kurz vor ihrem Tod Im Jahr 2013 schwierig bis angespannt gewesen. Einmal von der eigenen Familiensaga angefixt, begann sich Schröder damit auseinanderzusetzen. Zum Vorschein kamen angesprochen düstere Geschichten. Seine Großmutter nahm sich das Leben. Es war nicht der einzige Suizid im engen Familienkreis.

Gewalt in der Familie

In seinen Forschungsreisen über Generationen hinweg wurde er mit schlimmen Zuständen konfrontiert. In der Familie seines Vaters gab es eine „Hölle zu Hause“, berichtet er. Prügel und Härte wiederum an der Tagesordnung beim Ur-Großvater. Somit hätte sich eine gewisse Todessehnsucht und Depressionen in der Familie manifestiert „Darüber sprechen wir in der vierten Generation auch ganz offen, wenn wir uns treffen“, so Schröder.

Denn schließlich würden solche Tragödien in Gene übergehen. Nur durch die Konfrontation damit wäre er auch für sich selbst weitergekommen. „Ich kann nur jedem empfehlen, seine Vergangenheit zu bearbeiten und eine Therapie zu machen. Alles andere bedeutet sonst Leiden.“ Für ihn sei das Leben dadurch spürbar leichter geworden.

Atze Schröder ist eine deutsche Comedy-Kunstfigur. Bekannt wurde sie insbesondere durch Fernsehshows und die TV-Serie Alles Atze.

Fiktive Biografie

Der Darsteller Atze Schröders hat für seine Figur eine Biografie erfunden, nach der diese 1965 als Thomas Schröder im Essener Stadtteil Kray geboren worden sei. Während seiner Schulzeit habe Atze Schröder großes Talent als Kunstturner gezeigt und sei Jugendmeister geworden. Anschließend habe er eine Ausbildung zum Tanzlehrer absolviert, eine Zeit lang Soziologie studiert.[1] Seinen Lebensunterhalt habe er durch Schlagzeugspielen und Singen in verschiedenen Bands bestritten und dabei häufig an Urlaubsorten in Griechenland, Spanien und Portugal gespielt. Der Liebe wegen habe er zwei Jahre in Portugal verbracht, bis er Anfang der 1990er Jahre nach Deutschland zurückgekehrt sei. Mitte der 1990er Jahre habe er sich der Stand-up-Comedy zugewandt.[2]

In einer Ausgabe der Fernsehsendung Markus Lanz im Februar 2020 sprach Atze Schröder von der Kriegszeit seines Vaters, der ungefähr im selben Alter wie die in der Sendung anwesende Auschwitzüberlebende Eva Szepesi gewesen sein soll. In der Sendung entschuldigt er sich bei ihr für die Taten seines Vaters.[3] In Zusammenarbeit mit Till Hoheneder wurde im April 2022 eine Autobiografie mit dem Titel Blauäugig – Mein Leben als Atze Schröder veröffentlicht und darin von der Geschichte seiner Familie berichtet.[4] In anderen Veröffentlichungen sprach Schröder von persönlichen Erfahrungen mit der Kirche.[5]

Auftritte

Die Ruhrdeutsch sprechende Figur Atze Schröder entstand 1995 bei Auftritten auf deutschen Kleinkunstbühnen wie im Schmidt-Theater in Hamburg. Anschließend folgte die erste Deutschland-Tournee. Ab Ende der 1990er Jahre trat der Darsteller des Atze Schröder mit Mickie Krause als Hardies Pop Show in Discos mit Schlagern auf.[6] Zusammen mit Richie Arndt trat er in der Top 40-Band Skydogs auf.[7]

Größere Bekanntheit erlangte die Figur durch Auftritte in der Stand-up-Comedy-Sendung Quatsch Comedy Club (ProSieben) sowie durch die Fernsehsendung Alles Atze, die von 1999 bis 2006 von RTL gesendet wurde. Im Kinofilm 7 Zwerge – Männer allein im Wald (2004) trat sie als Hofnarr auf. Für Alles Atze erhielt Atze Schröders Darsteller Unterricht bei Peter Clös.[8]

Atze Schröder moderierte 2000 und von 2002 bis 2007 die Verleihung des Deutschen Comedypreises. Von Mitte Dezember 2008 bis 2012 moderierte er jährlich den Comedy Adventskalender auf RTL. Anfang Januar 2010 übernahm er die Gastgeberschaft der Sendung Der Comedy Olymp. 2011 erhielt der Darsteller für seinen Auftritt als Atze Schröder den Deutschen Comedypreis in der Kategorie Bestes TV-Soloprogramm für Revolution. Seit September 2019 moderiert er das Comedyformat NightWash.[9]

Podcasts

Seit Februar 2019 betreibt der Darsteller in seiner Rolle als Atze Schröder gemeinsam mit Till Hoheneder den Podcast Zärtliche Cousinen, mit dem sie auch auf Tour gehen.[10] Im wöchentlichen Podcast Betreutes Fühlen von Atze Schröder und Leon Windscheid geht es um Themen wie Ängste, Depressionen, Polyamorie oder Einsamkeit.[11]

Kontroversen

Offenlegung der Identität des Darstellers

Der Darsteller des Atze Schröder lehnt eine Offenlegung seiner bürgerlichen Identität ab und ging erfolgreich mit Gerichtsverfahren gegen entsprechende Veröffentlichungen vor. So gewann er 2005 die Klage gegen die Boulevardzeitung Bild, die ein Foto ohne Perücke veröffentlicht hatte.[12] Ebenfalls konnte er sich 2006 gegen die Nennung seines bürgerlichen Namens im Weser-Kurier wehren.[13][14] Die Klage, die 2007 die Löschung seines Namens aus dem Artikel zu seiner Bühnenfigur in der deutschsprachigen Wikipedia zum Ziel hatte, wurde nach der Streichung der Information aus dem Artikel zurückgenommen.[15] Die Kosten des Rechtsstreits musste der Darsteller Schröders tragen, da er nicht dargelegt hatte, inwiefern sein Interesse an Anonymität das Interesse der Öffentlichkeit an deren Aufhebung überwiege.[16]

Gerichtliche Auseinandersetzungen

Im Bühnenprogramm Schmerzfrei machte sich der Darsteller als Atze Schröder über den Schauspieler Fritz Wepper und dessen Beziehung mit einer 33 Jahre jüngeren Frau lustig. Wepper fühlte sich beleidigt sowie verunglimpft und klagte vor dem Landgericht München I auf Unterlassung, Schadensersatz (Az.: U 26840/12) sowie Schmerzensgeld (Az.: 9 O 27677/12). In erster Instanz scheiterte Wepper mit einem Antrag auf einstweilige Verfügung; 2013 entschied dann das Oberlandesgericht München jedoch zugunsten Weppers und verpflichtete den Darsteller von Atze Schröder, bestimmte Aussagen zukünftig zu unterlassen.[17] Die Klage auf Zahlung eines Schadensersatzes wurde abgewiesen.[18]

Des Weiteren soll es am 11. März 2016 in einer Kölner Hotelbar[19] zu einer körperlichen und verbalen Auseinandersetzung zwischen Atze Schröders Darsteller und Niels Ruf gekommen sein.[20][21] Ruf forderte daraufhin Schmerzensgeld; es sei zudem schon einmal zu einem solchen Übergriff auf ihn gekommen.[22] Im Juni 2016 fand die mündliche Verhandlung statt;[23] es wurde ein Annäherungsverbot für den Darsteller ab drei Metern festgelegt.[24]

Eine weitere gerichtliche Kontroverse ergab sich aus der Berichterstattung der Bild zu der Auseinandersetzung mit Ruf, da das Blatt den Namen des Atze-Schröder-Darstellers im März 2016 genannt hatte. Eine Unterlassungsklage wegen Verletzung seines allgemeinen Persönlichkeitsrechtes vor dem Landgericht Berlin scheiterte, im Januar 2018 erging das Urteil in der Hauptsache, nach dem die Boulevard-Zeitung den Namen des Darstellers hatte nennen dürfen. Die Bild berichtete unter erneuter Nennung des Namens über das Urteil;[25] der Anwalt des Klägers, Christian Schertz, kündigte den Schritt in die Berufung an.[26] Inzwischen nannten auch weitere Medien den Namen des Darstellers.[27][28]

Trivia

Am 30. Oktober 2020 ließ der Comedian die ersten von 10.000 Bäumen für den „Neuen Urwald Neversdorf“ pflanzen. Die Fläche von 4,5 Hektar, die vorher intensiv landwirtschaftlich bewirtschaftet wurde, soll nun ausschließlich dem Biotop-, Arten- und Klimaschutz dienen.[29][30]

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