Wie können Sie erkennen, daß Ihre Katze herzkrank sein könnte?
Da Katzen bei uns in aller Regel ein Leben abseits ihrer Leistungsgrenze führen (Wohnung und Kratzbaum statt jagen im Feld), fallen Symptome oftmals erst bei einer fortgeschrittenen Erkrankung auf. Die Phase der Symptomatik bei Anstrengung (wie bei uns Menschen oder dem Hund) kann deshalb oft nicht rechtzeitig bemerkt werden. Um jedoch eine optimale Behandlung mit langer Symptomfreiheit zu gewährleisten, sollte eine mögliche Herzerkrankung jedoch möglichst früh festgestellt werden.
Bei Katzen überwiegen Herzmuskelerkrankungen. Die meisten Herzerkrankungen der Katze (wie die HCM oder HKMP) betreffen die linke Herzhälfte, die das Blut aus den Lungen in den Körperkreislauf pumpt. Typische Symptome sind:
- Herzgeräusch (ein beim Abhören hörbares kurzes Rauschen zwischen den natürlichen Herztönen)
- Gallopprhythmus (ein bim Abhören hörbarer zusätzlicher Herzton, der auf eine erhöhte Steifigkeit der Herzmuskulatur hinweist)
- Hecheln (Atmung mit offenem Maul)
- Atemnot/ Dyspnoe (sehr schnelle und oder vertiefte Atmung evtl. mit geöffnetem Maul evtl. mit Blaufärbung der Maulschleimhaut (Zyanose))
- Lungenödem (Wasseransammlung im Lungengewebe, die zu Atemnot führen kann, manchmal auch als Stauungslunge bezeichnet)
- Pleuraerguß/ Brusthöhlenerguß (Flüssigkeitsansammlung zwischen Lunge und Brustkorb, die zu Atemnot führen kann)
- Plötzliches Umfallen/ Synkope
- Torkeln/ Taumeln
- Lähmungen (plötzliche Lähmungserscheinungen insbesondere in den Hintergliedmaßen verbunden mit starken Schmerzen)
Seitliches Röntgenbild einer Katze mit HCM und Lungenödem. Innerhalb des Lunge befindet sich Flüssigkeit, die im Röntgenbild eine Graufärbung hervorruft.
Typische Symptome bei Beeinträchtigung des rechten Herzens:
- Bauchwassersucht/ Aszites
Husten aufgrund einer Herzerkrankung ist bei Katzen äußerst ungewöhnlich. In der Regel wird dieses eher durch ein Problem in den Atemwegen ausgelöst und sollte dementsprechend weiter abgeklärt werden.
Viele Katzen mit einer Herzerkrankung zeigen anfänglich überhaupt keine Symptome. Auch wenn eines der Symptome auftritt, heißt das nicht unbedingt, daß eine Katze herzkrank ist. So gibt es zum Beispiel auch "gutartige" Herzgeräusche, die nicht in einer Erkrankung begründet sind. Umgekehrt haben wiederum etwa ein Drittel aller Katzen mit einer relevanten Herzerkrankung kein auffälliges Herzgeräusch.
Hier bieten wir momentan Hilfe bei Ihren kardiologischen Fällen an
Moderator: j.schöbel
wevi85 Beiträge: 5Registriert: Do Dez 18, 2014 3:50 pm
Wasser in der Lunge - Herzinsuffizienz
Hallo,
unter Kater Jonny 12 leidet zurzeit unter einer Wasseransammlung in der Lunge. Sein Zustand war die letzten 3 Tage sehr kritisch. Er wird zurzeit von unserem Hausarzt behandelt ( Bekommt Spritzen zum Entwässern 2x Täglich 1x Antibiotikum 1x Kortison? denke ich )
Das Atmen fällt ihm wieder etwas leichter, aber es trinkt nur wenn wir es vor ihm stellen und frisst seit Tagen garnicht mehr. Auf Tolette geht er noch selbst.
Der Tierarzt gibt ihm noch 1 max 2 Tage und wir sollen uns schonmal darauf vorbereiten.
Der Kater war in seinem ganzen Leben noch nie krank, war immer fit und munter
Ich wollte mal nachfragen, ob ich das Risiko noch aufnehmen soll und in die Klinik nach Duisburg fahren soll (40km). Die Ärztin rät ab und meint, er würde den Weg villeicht nich überstehen.
Er hatte bis jetzt noch keine Akute Luftnot, die Durchblutung ist noch gegeben laut der Ärztin. Schläft sehr viel.
Gruß Sven
andrealeithnerBeiträge: 39Registriert: Do Jun 05, 2014 2:10 pm
Re: Wasser in der Lunge - Herzinsuffizienz
Beitrag von andrealeithner » Fr Dez 19, 2014 6:40 pm
Hallo!
Leider können wir ohne ihre Katze selbst untersucht zu haben keine Diagnose stellen. Bitte haben Sie hierfür Verständnis.
Sie schreiben zwar von Wasser in der Lunge (=Lungenödem), nicht jedoch
von der zugrunde liegenden Herzerkrankung ihrer Katze.
Die Diagnosestellung eines kardialen Lungenödems kann mitunter gerade bei der Katze schwierig sein. In der Regel ist aber der erste Schritt meist ein Röntgenbild (vorausgesetzt der klinische Zustand des Tieres lässt dies zu). Hierbei kann man dann die Lunge und die Herzgröße beurteilen. Bei zweifelhaften Fällen kann es manchmal auch nötig sein einen Kurzschall des Herzens zu machen um festzustellen, ob
eine Herzvergrößerung (=Kardiomegalie) vorliegt, da es durchaus auch Fälle von nicht kardialen Lungenödemen (zum Beispiel toxische oder neurologische) geben kann.
Im Falle einer vorliegenden Herzerkrankung sollte sobald das Tier stabilisiert ist, ein vollständiger Herzultraschall folgen, um festzustellen welche genaue strukturelle Erkrankung vorliegt und ob ggf. noch weitere Herzmedikamente neben der Entwässerung nötig sind.
Darüber hinaus sollte das
Tier ebenfalls gut abgehört werden, da im fortgeschrittenen Stadium einer Herzerkrankung häufig auch Rhythmusstörungen (Arrhythmie) einhergehen. Sollte eine Arrhythmie hörbar sein, sollte dies mittels eines EKG´s weiter abgeklärt werden um zu sehen, ob diese therapiebedürftig ist.
Viele Fälle von kardialen Lungenödemen leiden unter derart akuter Atemnot, dass eine stationäre Aufnahme in einer Klinik (oder bei entsprechender Möglichkeit auch beim
Haustierarzt) nötig ist. Die Tiere können dann in der Sauerstoffbox stabilisiert werden und die entwässernden Medikamente direkt über einen Venenzugang erhalten.
Gerade in der akuten Therapie des Lungenödems erhalten die Tiere meist mehrmals täglich die entwässernde Therapie mittels dem Medikament Dimazon (Wirkstoff Furosemid). Nach der Umstellung auf orale Medikamente bekommen die meisten Tiere das Dimazon anfangs noch drei Mal täglich.
Kortison wird
beim vorliegen einer Herzerkrankung nicht empfohlen, da dieses Medikament die Volumenbelastung für das Herz erhöht. Es kann aber durchaus aufgrund anderer zugrunde liegenden Ursachen nötig sein, dass dieses Medikament verabreicht wird.
Wichtig für ihre Katze ist, dass sie möglichst schnell wieder zum fressen kommt. Dies kann durch Appetitstimulanzen gefördert werden. Außerdem kann es hilfreich sein das Futter etwas anzuwärmen. Bei längerem Fasten kann es bei
Katzen zu Leberproblemen (Hepatolipidose) kommen und sollte daher unbedingt verhindert werden. Gegebenenfalls muss die Katze über eine Handfütterung oder eine Sonde zugefüttert werden, wenn die Appetitstimulanzien alleine keine Wirkung zeigen.
Ebenso ist es wichtig die aktuellen Blutwerte ihrer Katze zu überprüfen, da es unter Entwässerung zur Verschiebung von Elektrolyten kommen kann, die ebenso dazu führen können, dass ihre Katze nicht frisst. Eine andere
Möglichkeit für die Anorexie (= nicht fressen) können erhöhte Nierenwerte sein, welche ebenso überprüft werden sollten.
Ob Sie den Weg in die Klinik machen sollen, kann aus der Ferne leider nicht entschieden werden. Dies ist sicherlich auch von den diagnostischen Möglichkeiten ihres Haustierarztes abhängig, wie viel davon bei ihm möglich ist oder eben nicht. Leider kann auch nicht beurteielt werden, ob die Fahrt eine zu große Anstrengung ist. Dennoch kann es durchaus
möglich sein, dass ihrem Liebling durch weitere diagnostische Abklärung dort noch weiter geholfen werden kann. Am besten Sie besprechen sich noch mal in Ruhe mit Ihrem Haustierarzt, was bei ihm möglich ist und ob noch weitere Abklärung zur Diagnosestellung nötig ist, die in der Klinik durchgeführt werden kann bzw. ob ein stationärer Aufenthalt zu einer Stabilisierung beitragen kann.
Wir drücken die Daumen und wünschen alles Gute für ihr Tier!
Mit freundlichen Grüßen,
A.Leithner
Andrea Leithner
Tier
wevi85Beiträge: 5Registriert: Do Dez 18, 2014 3:50 pm
Re: Wasser in der Lunge - Herzinsuffizienz
Beitrag von wevi85 » Fr Dez 19, 2014 10:58 pm
Hallo,
danke für die Antwort.
Also, da wir ihn nicht zum Essen bekommen haben und er nur noch lag und am winseln war, sind wir doch Abends in die Klinik nach Duisburg gefahren.
Dort wurde ein Röntgenbild und Herzultraschall gemacht. Sein Zustand war trotz Behandlung der Haustierärtin extrem schlimm. Die Lungen waren nicht mehr sichtbar und komplett voll mit Wasser.
Eine Herzschädigung liegt auch vor, Herzvorhöfe? sind vergrößert. Die Ärzte mussten sofort handeln und die Lunge punktieren.
Das Herz ist erstmal nebensächlich, damit kann er noch alt werden. Den Eingriff hat er zum Glück überlebt und ist trotz der Umstände gut auf.
Wir hätten ihn zwar heute schon wieder abholen können, aber er hatte in der Klinik noch nicht gefressen. Deswegen haben wir uns dazu entschlossen ihn da zulassen und weiter unter beobachtung zulassen.
Der Kleine ist so ein Kämpfer, eigentlich wäre er jetzt schon nicht mehr unter uns. Wir hoffen, dass er sich nochmal berappelt und ein paar schöne Jahre vor sich hat. Gruß Sven
andrealeithnerBeiträge: 39Registriert: Do Jun 05, 2014 2:10 pm
Re: Wasser in der Lunge - Herzinsuffizienz
Beitrag von andrealeithner » Mo Dez 22, 2014 9:00 am
Hallo!
Schön zu hören, dass die Fahrt in die Klinik Ihrem Liebling erst einmal weiter geholfen hat.
Sie beschreiben, dass eine Herzvergrößerung, insbesondere eine Vergrößerung der Vorhöfe vorliegt. Somit scheint damit
schon das Herz die Ursache für das Lungenödem/die Flüssigkeit im Brustkorb zu sein und auch die Herzerkrankung sollte dementsprechend therapiert werden.
Wir drücken weiter die Daumen, dass Ihr Liebling weiterhin kämpft und Sie ihn hoffentlich bald wieder nach Hause holen können.
Mit freundlichen Grüßen,
A. Leithner
Andrea Leithner
Tier
wevi85Beiträge: 5Registriert: Do Dez 18, 2014 3:50 pm
Re: Wasser in der Lunge - Herzinsuffizienz
Beitrag von wevi85 » Mo Dez 22, 2014 12:36 pm
Hallo,
der Kater ist wieder Zuhause. Sein Zustand ist deutlich besser. Er atmet wieder ruhig, geht selbstädig zum Trinken und aufs Klo. Springt sogar wieder aufs Bett.
Nur mit dem Fressen klappt es nicht .
Da er die Medikamente kleingemacht durch die Spritze mit etwas Wasser verdünnt bekommt, habe ich ihm gestern auch ein Futter dadurch gegeben. ( 20g )
Toll fand er es nicht, aber das Futter ist drin geblieben.
Klinik-Bericht:
Herzuntersuchung
Echokardiographie und Doppleruntersuchung:
hgr biatiale Stauung
Myokard eher
restriktiv
Herzfrequenz normal
hgr Thoraxerguß
Therapievorschlag:
Dimazon 40mg 2x1/4
Clopidogrel 1x1/4
Vetmedin 1,25mg 2x1
Vasotop 1,25mg 1x1/2
Thorakozentese 180ml abgelassen
Vorsichtige Prognose
Kontrollultaschall in 5-7 Tagen
Was könnte ich wegen dem Essen machen, von alleine mag er irgendwie nicht. Sind villeicht noch andere Untersuchungen empfehlenswert?
Ihn über die Spritze zu füttern ist auch immer viel Stress für den Kater.
wevi85Beiträge: 5Registriert: Do Dez 18, 2014 3:50 pm
Re: Wasser in der Lunge - Herzinsuffizienz
Beitrag von wevi85 » Di Dez 23, 2014 8:45 am
Morgen,
waren gestern nochmal sicherheitshalber in der Klinik zur Kontrolle.
Allgemeinzustand ist viel besser als die letzten Tage.
Es wurde nochmal ein Ultraschall gemacht und alles mal durchgeguckt. Blut wollte die
Ärtin erstmal nicht abnehmen.
Er bekommt jetzt zusätlich:
2x 1/4 Petritol 4mg Tabletten
Die Dosis von Dimazon wurde neu angepasst auf 2x 1/2
Außerdem bekommt er Flüssignahrung Calo-Pet Paste Vetoquinol 120g, über den Tag verteilt in 5g Schritten 15-20g.
Gestern hat er zum erstenmal wieder ein großes Geschäft erledigt, war etwas flüssig. Heute wieder fest und sieht normal aus.
Und Kraft hat er wieder bekommen, da werden wir noch Spass bekommen mit den Spritzen.
andrealeithnerBeiträge: 39Registriert: Do Jun 05, 2014 2:10 pm
Re: Wasser in der Lunge - Herzinsuffizienz
Beitrag von andrealeithner » Di Dez 23, 2014 2:00 pm
Hallo!
Das Appetitstimulanz (Peritol) und das hochkalorische Futter sind sehr gut für Ihren Liebling.
Zusätzlich können Sie durch Anwärmen des Feuchtfutters, bevor Sie es Ihrer Katze anbieten, versuchen den
Geruchssinn zu stimulieren und damit hoffentlich auch den Appetit.
Sie sollten ab jetzt zu Hause täglich die Ruheatemfrequenz Ihrer Katze zählen, indem Sie ein Mal Heben und Senken des Brustkorbes als einen Atemzug zählen. Dabei sollte die Ruheatemfrequenz während des Schlafens 30 Atemzüge pro Minute nicht übersteigen und wenn Ihre Katze wach, aber in Ruhe ist, 40 Atemzüge nicht übersteigen.
Sollte die Ruheatemfrequenz dauerhaft erhöht ein, kann dies
ein Hinweis auf eine erneute Flüssigkeitsansammlung im Brustkorb (Thoraxerguss) oder auf einen Rückstau von Flüssigkeit in die Lunge (Lungenödem) sein. In diesem Falle sollten Sie sich umgehend mit Ihrem Tierarzt in Verbindung setzen.
Wir wünschen Ihnen und Ihrer Katze alles Gute und ruhige Feiertage!
Viele Grüße,
A. Leithner
Andrea Leithner
Tier
andrealeithnerBeiträge: 39Registriert: Do Jun 05, 2014 2:10 pm
Re: Wasser in der Lunge - Herzinsuffizienz
Beitrag von andrealeithner » Di Dez 23, 2014 2:05 pm
Noch zur Ergänzung:
Unter entwässernder Therapie wird es auch empfohlen regelmäßige Kontrollen der Nieren - und Elektrolytwerte durchzuführen. Insbesondere das Elektrolyt Kalium kann unter entwässernder Therapie
zu niedrig werden. Die Folgen für das Tier können Schwäche und Appetitlosigkeit sein.
Bei einem zu niedrigen Kaliumspiegel (Hypokaliämie) kann dies durch ein Pulver (Kaliumgluconat) supplementiert werden.
Nochmals viele Grüße,
A. Leithner
Andrea Leithner
Tier
wevi85Beiträge: 5Registriert: Do Dez 18, 2014 3:50 pm
Re: Wasser in der Lunge - Herzinsuffizienz
Beitrag von wevi85 » Di Dez 23, 2014 3:34 pm
Danke für die vielen Tipps, werden wir alles abarbeiten.
Der Kater hatte zusätzlich eine Infusion ca. 150ml bekommen.
Die Nieren sind auch nicht mehr die besten laut der Ärztin, aber sie hatte kein Blut abgenommen und kontrolliert.
Auf jeden Fall ist uns heute schonmal ein Stein vom Herzen gefallen, waren einkaufen und als wir zurück kamen, begrüßte uns der Kater und guckte gleich mal was wir so in den Einkaufstaschen haben, dachte ich guck nicht richtig
Dann wollte er sogar was zum Futtern haben und hat wieder selbstständig gegessenÂ
Hoffe es geht weiter Berg auf mit ihm.
andrealeithnerBeiträge: 39Registriert: Do Jun 05, 2014 2:10 pm
Re: Wasser in der Lunge - Herzinsuffizienz
Beitrag von andrealeithner » So Dez 28, 2014 8:56 pm
Schön, dass es mit Ihrem Kater wieder bergauf geht und er wieder Interesse an seiner Umwelt und am Futter zeigt.
Mit einer Herzerkrankung sollte eine Infusion nur sehr restriktiv und nur unter Atemfrequenzkontrolle erfolgen, da
die infundierte Flüssigkeit eine zusätzliche Volumenbelastung für das bereits schon überlastete Herz darstellt. Bei zu viel Flüssigkeitszufuhr besteht im schlimmsten Fall die Gefahr eines erneuten Herzversagens.
Wir drücken weiterhin die Daumen, dass es Ihrem Kater weiterhin besser geht!
Herzliche Grüße,
A. Leithner
Andrea Leithner
Tier