Was verdient man pro Liter Benzin?

Publiziert14. Februar 2018, 04:36

Margen im VergleichSo viel verdienen die Tankstellen mit dem Sprit

Die Aufschläge auf Benzin und Diesel sind in der Schweiz besonders hoch. Schuld sind laut Betreiber die Vertriebskosten.

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Im Europa-Vergleich sind in der Schweiz die Gewinnmargen auf Benzin und Diesel sehr hoch. Der deutsche Energie Informationsdienst (EID) hat die Margen in den einzelnen Ländern gegenübergestellt.

Keystone/Christian Beutler

Bei den Margen auf die Benzin-Marke Super liegt Spanien mit 19,19 Rappen pro Liter auf Rang 5 (bei einem Umrechnungskurs von 1 Euro = 1,15 Franken).

Keystone/Alessandro Della Valle

Auf Platz 4 kommt Portugal mit 22,06 Rappen.

Keystone/urs Flueeler

Die Schweiz scheint für die Ölkonzerne eine Goldgrube zu sein. Kaum in einem anderen europäischen Land sind die Gewinnmargen pro Liter Benzin oder Diesel höher. Das ist das Resultat eines Daten-Vergleichs des deutschen Energie Informationsdienstes (EID), wie die «Welt» schreibt.

Konkret heisst das: Pro Liter herkömmliches Benzin schlagen die Ölkonzerne hierzulande rund 29 Rappen (Umrechnungskurs: 1 Euro = 1,15 Franken) drauf. Eine noch höhere Marge fällt in Norwegen an: Dort sind es 31 Rappen. Beim Diesel belegt die Schweiz gar den Spitzenplatz: Pro Liter gehen rund 32 Rappen an die Ölkonzerne, in Norwegen sind es gut 25 Rappen. Deutschland liegt mit knapp 12 Rappen auf Benzin und 10 Rappen auf Diesel im unteren Drittel der Rankings.

Hohe Vertriebskosten

Doch warum sind gerade in der Schweiz die Aufschläge auf Sprit so hoch? Mit der Marge bezahle man die Kosten für Vertrieb, Transport, Lagerung, Logistik, Amortisation oder Marketing, sagt David Suchet von der Erdöl-Vereinigung zu 20 Minuten. «Diese Ausgaben sind in der Schweiz höher als im Ausland, weshalb die Bruttomarge entsprechend höher ist.» Was den Tankstellen unter dem Strich noch bleibt, ist die Nettomarge. «Diese ist aber letztlich ein Resultat des inländischen Tankstellen-Wettbewerbs», so Suchet.

Nach Abzügen dürfte diese Nettomarge in der Schweiz noch einige wenige Rappen betragen. In der Summe kommt dennoch was zusammen. Laut Erdöl-Vereinigung lag der durchschnittliche Absatz pro Schweizer Tankstelle im letzten Jahr bei 1,35 Millionen Liter Treibstoff.

Steuern machen die Hälfte des Spritpreises aus

Von der Marge alleine wird der Preis an der Zapfsäule nicht getrieben. Insgesamt sind es drei Kostenblöcke. Über die Hälfte ist laut Erdöl-Vereinigung für staatliche und öffentlich-rechtliche Abgaben bestimmt. Rund 30 Prozent decken Beschaffungskosten am internationalen Erdölmarkt und die Fracht bis zur Schweizer Grenze. Die Marge macht beim Preis noch knapp 20 Prozent aus.

Die Migros-Tochter Migrol betreibt in der Schweiz ein Netz mit über 310 Tankstellen und sieht den Spritpreis vor allem durch den Wettbewerb getrieben. «In der Schweiz herrscht ein intensiver Preiswettbewerb unter den Treibstoffanbietern, der nicht nur mit der Preisgestaltung, sondern auch mit zum Teil hohen Rabatten geführt wird», teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Der Gewinn mit Treibstoff halte sich aber «gemessen am Umsatz in engen Grenzen».

«Märkte können nicht verglichen werden»

Die Coop Mineralöl AG sieht die Margen in der Schweiz als gerechtfertigt. «Die Märkte können punkto Infrastruktur, Beschaffungs- und Versorgungskanäle nicht verglichen werden», teilt die Coop-Tochter mit über 240 Tankstellen in der Schweiz und in Liechtenstein mit. Zudem werde Margenzusammensetzung in jedem Land unterschiedlich definiert.

Über die hohen Margen zeigt sich der Konsumentenschutz nicht erfreut. «Die Differenzen zum Ausland lassen sich sicher nicht alleine durch die Kosten etwa für den Vertrieb begründen.» Eine etwas höhere Marge für die Schweiz sei nachvollziehbar. «Aber bestimmt nicht in diesem Ausmass», so Walpen.

«Anspruchsvolles» Norwegen

Nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Norwegen sind die Margen besonders hoch. Dort seien die hohen Aufschläge nötig, um das Tankstellen-Netz ökonomisch zu betreiben, schreibt der Energie Informationsdienst. Dies sei in Norwegen besonders «anspruchsvoll», weil es eine geringe Tankstellendichte und grosse Entfernungen zwischen den Standorten gebe.

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Was verdient die Tankstelle pro Liter Benzin?

Tatsächlich erhalten Pächter wie Schlenker in Deutschland pro verkauftem Liter lediglich eine Provision von etwa einem Cent. Zum Vergleich: Die Brutto-Margen der Mineralölgesellschaften pro Liter lagen im vergangenen Jahr bei 9,23 Cent bei Diesel und 10,19 bei Benzin.

Wie viel Gewinn macht eine Tankstelle?

Nach diesen Daten lag die durchschnittliche Kraftstoffmarge in Deutschland im vergangenen Jahr bei 16,5 Cent je Liter Superbenzin E5 und bei 16,2 Cent je Liter Diesel. Im Jahr 2019 waren es 11,8 Cent bei Benzin und 11,0 Cent bei Diesel.

Was verdient tankstellenbesitzer?

Wenn Sie als Tankstellenunternehmer/in arbeiten, verdienen Sie voraussichtlich mindestens 31.700 € und im besten Fall 47.100 €. Das Durchschnittsgehalt befindet sich bei 37.900 €.

Wie setzt sich der Preis für Benzin zusammen?

Die Steuer auf Benzin beträgt 65,45 Cent pro Liter, auf Diesel 47,04 Cent pro Liter. Hinzu kommt die Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent. Beim aktuellen Preisniveau sind das rund 31 Cent bei Super E10 und knapp 32 Cent bei Diesel.

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