Was passiert wenn alle veganer werden

Vegetarismus, ganz zu schweigen von Veganismus, hat sich in den vergangenen Jahren von einem Trend zum Lebensstil zahlreicher Menschen entwickelt. Während die einen ihre Lebensmittel nur noch aus dem Biosupermarkt beziehen und auf tierische Produkte verzichten, fragen sich die anderen, ob es nicht ausreicht, auf den Ursprung des Fleisches zu achten.

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Doch was würde eigentlich passieren, wenn die ganze Welt von heute auf morgen radikal auf Fleisch verzichten würde?

Das haben wir Dr. Marco Springmann von der University of Oxford gefragt. Der Senior Researcher für Environmental Sustainability and Public Health erforscht seit vielen Jahren, welche Auswirkungen unsere Ernährungsweisen, vor allem der Konsum tierischer Produkte, auf die Umwelt haben.

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Nehmen wir also an, dass der Sonntagsbraten wegfällt, Pommes ohne Currywurst auskommen müssen und das Steak durch Tofuwurst ersetzt wird. Das wären die konkreten Auswirkungen:

I. Millionen Quadratmeter Land stünden zur Verfügung.

Wenn alle Nutztiere verschwinden würden, stünden etwa 33 Millionen Quadratkilometer Land zur Verfügung. Das ist eine Fläche größer als der gesamte afrikanische Kontinent. Und in dieser Fläche ist noch nicht einmal das Land mit eingerechnet, in dem Futter für die Tiere angebaut wird. Das würde dann ebenfalls wegfallen.

Immerhin ist Afrika mit 30 Mio. km² Fläche dreimal so groß wie Europa (10 Mio. km²). Insgesamt sind das 22 Prozent der gesamten Landfläche der Erde.

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Natürlich stellt sich die Frage, ob diese Fläche dann auch für den Lebensmittelanbau genutzt werden könnte. 

Die Abschätzungen, was als landwirtschaftliche Fläche genutzt werden kann und was nicht, sind gegenwärtig sehr grobe.

Ob sich neu entstandene Flächen für die Landwirtschaft eignen, hängt langfristig davon ab, wie viel Arbeit in Bodenmanagement und Bewässerung gesteckt wird. Alternativen bieten außerdem der Anbau von neuen, ressourcenschonenden Biokraftstoffen oder Einrichtungen von Schutzgebieten, um die Biodiversität zu erhalten.

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II. Starke Reduzierung der Treibhausgase und des Wasserverbrauchs.

Dass der Verzicht auf Fleisch neue landwirtschaftlicher Nutzfläche ermöglicht, wirst du dir sicher schon gedacht haben. Aber es spielen noch ganz andere Faktoren eine wichtige Rolle. Wenn es um die Tiernutzung und den Verzehr geht, ist nicht die Flächennutzung entscheidend, sondern die Treibhausgasemission, wie Dr. Springmann bemerkt.

Denn diese werden sich ohne eine Verringerung des Fleischkonsums nicht ausreichend reduzieren lassen, um die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen.

Falls du pflichtbewusst darauf achtest, woher das Steak kommt, das du isst, müssen wir nun deine Illusionen zerstören. Denn ganz egal, woher das Fleisch kommt - es hat immer noch zwanzig Mal mehr Treibhausgasemissionen verursacht als Obst und Gemüse.

Je nachdem, wie das Rindfleisch produziert wurde, können sich die Emissionen verdoppeln oder halbieren, aber Rindfleisch zu ersetzten, wird immer größere Auswirkungen haben.

Schweine- und Hünchenfleisch haben zwar niedrigere Emissionen als Rindfleisch, aber immer noch viel höhere als Pflanzenprodukte.

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Tierische Produkte machen ungefähr 15 Prozent der durch den Menschen verursachten Treibhausgasemissionen aus, wenn man den Ausstoß von Methan, die Transportwege, den Futteranbau und andere Faktoren, die in die Haltung von Nutztieren mit reinspielen, zusammenzählt.

In einer Studie der University of Oxford wurde sogar prognostiziert, dass Treibhausgasemissionen bis zum Jahre 2050 um zwei Drittel reduziert werden können, wenn sich alle Menschen rein vegetarisch ernähren würden.

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Ein weiterer Faktor ist die Ressource Wasser. Satte 70 Prozent (!) des globalen Wassers werden für die Landwirtschaft genutzt. Kein Wunder, für ein Kilogramm Rindfleisch werden ganze 15.000 Liter Wasser verbraucht. Im Vergleich: Ein Kilogramm Obst benötigt insgesamt 900 Liter Wasser.

III. Die Menschen leben gesünder.

Ein Faktor, der wohl die meisten Menschen überzeugt, vor allem auf rotes Fleisch zu verzichten, ist die Gesundheit. Das Abnehmen fällt leichter und auch gesundheitliche Risiken wie Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes sinken stark.

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Nicht nur das: In Studien konnte nachgewiesen werden, dass Menschen, die kein Fleisch essen, besser riechen und empathischer sind.

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Zum Schluss, das große Aber:

Ob Menschen langfristig gesehen ihre Ernährung wirklich umstellen und den Verzehr von tierischen Produkten, insbesondere Fleisch, stark reduzieren und ganz darauf verzichten, ist schwer einzuschätzen. Der soziale und kulturelle Aspekt spielt hierbei eine wichtige Rolle. Noch immer arbeiten Millionen von Menschen in der Tierzucht und Verarbeitung, auch wenn die Zahlen rückläufig sind.

Außerdem ist der Verzicht auf Fleisch noch eine Luxusentscheidung. In einigen Kulturen gilt es als Zeichen des Wohlstands, sich überhaupt Fleisch leisten zu können. Jedoch kann sich auch das langfristig ändern.

Was in manchen Teilen der Welt als Luxus gilt, ist stets im Wandel und hängt von der eigenen Geschichte, den Vorlieben, dem kulturellen Einfluss zu einem bestimmten Zeitpunkt ab.

Wenn also der Verzicht von tierischen Produkten in einigen Ländern als erstrebenswert angesehen wird, könnte dies eine Art Vorbildfunktion für andere Länder haben.

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Natürlich ist es unrealistisch zu denken, dass plötzlich die ganze Welt vegetarisch oder vegan lebt. Trotzdem wächst nach und nach das Bewusstsein darüber, welche Auswirkungen eine willkürliche Essenswahl haben kann. Nicht nur für uns selbst, sondern auch für die Welt, in der wir leben.

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Was würde passieren wenn wir alle vegan werden?

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Kann man 100% vegan leben?

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