Zunächst gilt es – wie immer – die Ursache des Problems, also den Auslöser, weshalb der Hund bellt, zu finden. Meist passiert das aus einer Schreckreaktion heraus, weil der Vierbeiner von der Türglocke aus dem Schlaf gerissen wird und vor lauter Schreck ein oder zweimal meldet. Bei vielen anderen Hunden ist es aber auch einfach nur eine Übersprungshandlung aus Stress. Die Hunde sind voller Energie, erwarten gleich Besuch oder Bekanntschaft, die zu dir nach Hause kommt oder sie können die Situation überhaupt nicht einschätzen. Die Reaktion darauf ist dann meist ein wildes Rumgezappel und Gebell. Seltener aber auch vorstellbar ist es, dass der Vierbeiner aus reiner Unsicherheit heraus beginnt zu bellen.
Ganz egal was genau der Auslöser ist, für die Menschen gibt es in dieser Situation nur eine wichtige Regel: Auf keinen Fall mit bellen. Das mag zwar im ersten Moment eine lustige Regel sein, aber ist wirklich einer der wichtigsten Faktoren, wenn ich an diesem Problem arbeiten möchte. Die meisten Hunde laufen hektisch und lautstark bellend zu Türe, der Mensch eilt hinterher und ruft meist Worte hinterher. „Aus!!“, „Jimmy, Nein“, „Pscht!“, „Aus!“ – Aus Hundesicht zeigt der Mensch in diesem Fall sogar das gleiche Verhalten des Hundes und verstärkt somit auch das Problem. Wenn der Vierbeiner also beginnt, und dann sieht, dass sein Mensch genau dasselbe macht, wird der Lernerfolg, dass es nach dem Klingeln ruhig hergehen soll, also so gut wie nie stattfinden.
Wie bei allen Problemen, ist es immer besonders wichtig, nicht sofort das Problem zu unterbinden, sondern erst eine Ersatzhandlung aufzubauen. Also sollte man sich zunächst die Frage stellen, wie sich der Hund eigentlich benehmen sollte, wenn es an der Türe läutet. Und dieses Verhalten gilt es zunächst einmal wirklich in Ruhe separat positiv zu trainieren, damit ich es dann in der Situation auch wirklich anwenden kann. Ich rate den meisten Hundebesitzern dazu, ihrem Hund einen zugewiesenen Platz auch zu Hause aufzubauen. Also wäre es der erste Trainingsschritt, dem Hund beizubringen, das Hundebett oder die Hundebox zuhause auf Kommando zu betreten. Dazu gibt es diverse Aufbaumöglichkeiten. Die schnellsten Erfolge erzielt man dabei, wenn man dem Hund mit Futter auf sein Bett/in die Box lockt, ihn dort hochwertig belohnt und anschließend wieder auflöst. Dieser Vorgang sollte sehr oft wiederholt werden, und im Idealfall das Liegen im Hundebett rausgezögert werden.
Nächster Schritt
Danach sollte man im 2. Lernschritt schon beginnen, dass vor jedem Schicken ins Bett die Türklingel betätigt wird. Also ist die Szenerie in der Trainingszeit immer gestellt und folgender Ablauf: Türklingel ertönt, Mensch zeigt dem Hund ganz in Ruhe, dass er auf seinen Hundeplatz gehen soll, Hund wird dort direkt belohnt und sollte dann nach den ersten Erfolgen Stück für Stück in kleinen Zeitabschnitten immer länger am Platz liegen bleiben müssen, bevor das Kommando wieder aufgelöst wird. Das Lernziel ist dabei also, dass die Türklingel als Signal fungiert, das dem Hund nach vielen Wiederholungen zeigt, er soll nach dem Ertönen der Glocke selbstständig auf seinen zugewiesenen Platz gehen und dort verweilen, bis der Besitzer das Szenario auflöst. Sollte der Hund zu aufgeregt sein, und das Schicken auf den Hundeplatz nicht funktionieren, kann man sich mit einer einfachen Hausleine ohne Schlaufe helfen und dem Hund damit auch gerne sanft den Weg zum Hundebett zeigen, bzw. das zur-Türe-Laufen verhindern und somit das Muster unterbrechen. Um das Warten zu erleichtern, wäre es auch noch möglich, dem Hund als Belohnung, wenn er nach dem Klingeln ins Hundekörbchen gegangen ist, eine Kaustange als Leckerbissen zu geben. Kaubewegungen sind immer stressabbauend und wirken beruhigend. Wichtig ist dabei nur, dass diese Belohnung wirklich erst gegeben wird, wenn der Hund schon liegt. Somit fungiert sie als Belohnung und nicht als Bestechung.
Der Trainingsaufbau ist eigentlich ganz einfach. Er erfordert jedoch gutes Timing vom Menschen und sehr viele Wiederholungen.
Zu zweit klappt das Training etwas besser. Eine Person stellt sich vorne an die Klingel und klingelt nach Absprache. Ihr habt eine ganze Dose Käsestücke o.ä. in der Hand und wartet GEMEINSAM bis es klingelt. Egal, was Hund tut: Ihr haltet ihm den Käse vor die Nase und "zieht" ihn so auf seine Decke, dort bekommt er den Käse und wird wieder ins ´Lauf´ geschickt. Dann wartet Ihr wieder gemeinsam auf das nächste klingeln....Das macht Ihr 20 Mal pro Trainingseinheit und auch aus verschiedenen Ecken Eurer Wohnung...Zu Anfang geht Ihr immer mit zur Decke, bald schon wird Euer Hund schon selbst dahin laufen, was Ihr sofort belohnt...Das schöne an dem Training ist, dass ja wirklich niemand kommt (Erwartungshaltung wird herunter gefahren) und Euer Hund sich aus allen Ecken auf seinen Korb schicken lässt, was natürlich sowieso ein hilfreiches Signal ist... Ihr solltet das Signale Decke aber vorher ohne Klingel üben, bis Hund verstanden hat, was Decke bedeutet, dann kann er es irgendwann auch unter dieser für ihn riesen Ablenkung "Ding Dong". Falls Euer Hund aber zu sehr zu Tür rennt und Ihr ihn erstmal lange einfangen müsst, empfehle ich Euch, in für das Training an eine 2-3 m Leine zu nehmen. Bei Hunden mit Aggressionsproblematik wird der Hund dann sowieso an der Decke angeleint, damit niemandem etwas passiert oder damit auch der viel zu aufgeregte Hund erstmal zu Ruhe kommen schafft. Alleine trainieren geht natürlich auch, in dem Ihr die Klingel einfach mit dem Handy aufnehmt, zb per Whatsapp Audio :)