Palaeon forschungs- und erlebniszentrum schöninger speere schöningen niedersachsen

Forschungsmuseum Schöningen (ehemals paläon): Eine spannende Reise in die Steinzeit erwartet die Besucher im Forschungsmuseum Schöningen, dem ehemaligen paläon. An der Fundstelle der berühmten Schöninger Speere lässt sich heute verfolgen, wie der Homo heidelbergensis hier vor rund 300.000 Jahren lebte und natürlich, wie er mit den Speeren auf Jagd ging. [ab 6 Jahren]

Aus dem paläon wurde das Forschungsmuseum Schöningen.

Mitte der 90er Jahre schrieb der kleine Ort Schöningen südlich von Helmstedt Geschichte, als man hier in einem Braunkohletagebau die ältesten Jagdwaffen der Menschheit entdeckte. Im Juni 2013 wurde dann am Fundort das paläon eröffnet, ein Erlebniszentrum rund um eben diese Schöninger Speere. 2019 übernahm dann das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege die Trägerschaft und das paläon wurde zum Forschungsmuseum Schöningen.

Die Schöninger Speere stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Es handelt sich dabei um acht Wurfspeere aus Holz, die aus der Altsteinzeit stammen. Etwa 300.000 Jahre sind sie alt. Sie belegen somit, dass der Homo heidelbergensis schon aktiv auf die Jagd ging. Sportler konnten originalgetreue Nachbauten der Speere übrigens bis zu 70 m werfen.

Die Speere belegen die hohen technologischen Fähigkeiten, die der Vorläufer des Neandertalers schon besaß. Sie liefern auch den Beweis, dass der Mensch schon damals organisiert auf die Jagd ging. Den Schöninger Speere kommt somit hohe Bedeutung in der neuen Forschung zu.

Schon das Museumsgebäude beeindruckt durch seine spiegelnde Fassade, die die umgebende Landschaft reflektiert. Drinnen reisen die Besucher in die Altsteinzeit und treffen dort die ersten Besucher Niedersachsens. Spannend wird inszeniert, wie sich eine solche  Jagdexpedition abgespielt haben dürfte.

Nicht nur drinnen, auch rund um das Museum tauchen Groß und Klein in die Altsteinzeit ein. Denn hier wurden die charakteristischen Landschaftstypen des Paläolithikums nachgestaltet. Zwischen wiesenartiger Steppe und Wald grast eine Herde Wildpferde.

Auf einem Erlebnisparcours mit verschiedenen interaktiven Stationen können Kinder die Natur spielerisch mit anderen Augen wahrnehmen. Ein Café mit Terrasse lockt zur Entspannung und Kinder können sich auf dem Erlebnisspielplatz austoben.

Zum Programm gehören neben Thementagen vor allem auch die regelmäßigen Familienaktionstage. Im Forschungsmuseum kann übrigens auch der Kindergeburtstag in der Steinzeit gefeiert werden. Zudem ist das Museum als außerschulischer Lernort anerkannt und bietet Programme für Kitas und Schulen.

Fundort der Schöninger Speere

Im niedersächsischen Landkreis Helmstedt liegt die Gemeinde Schöningen, in der sich das Paläon findet. Im Forschungs- und Erlebniszentrum dreht sich alles um die so genannten „Schöninger Speere“, einem weltweiten Sensationsfund auf dem Gelände des Museums. Im Zeitraum zwischen 1994 und 1998 wurden hier bei archäologischen Grabungen verschiedene Holzartefakte aus der Altsteinzeit entdeckt, darunter die berühmten Speere, die über 300.000 Jahre alt sind und somit zu den ältesten Jagdwaffen der Menschen zählen, die bis heute gefunden werden konnten. Um den einzigartigen Fund in seinem fantastischen Ausmaß der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, entstand das „Paläon – Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere“.

Achtung: Seit 2019 ist das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege Träger der Einrichtung. Der Name hat sich von Paläon in Forschungsmuseum Schöningen geändert.

Forschungsmuseum Schöningen (ehemals Paläon): Gebäude und Parkanlage des Besucherzentrums

Eindrucksvoll fügt sich das futuristische Gebäude, in dem die Ausstellungen untergebracht sind, in die Landschaft ein, welche sich durch die raffinierte Gestaltung der Außenhülle in der Fassade spiegelt. Fensterelemente sind in interessanten geometrischen Formen angelegt und erlauben von innen einen Ausblick auf die Parkanlage mit Wald und Wildpferden und die Grube des Braunkohletagebaus. Verantwortlich für den Entwurf des imposanten Bauwerkes, das nach einer Bauzeit von drei Jahren im Juni 2013 eröffnet wurde, zeichnete das Unternehmen Holzer Kobler Architekturen. Der Name Paläon stand in direktem Bezug zum Fund, denn er ist an die Bezeichnung Paläothikum (Steinzeit) angelehnt.

Das Forschungsmuseum Schöningen wird von einer 24 ha großen Parkanlage umgeben, die der Berliner Landschaftsarchitekt Topotek 1 ausgearbeitet hat. Hier eröffnen sich dem Besucher Landschaften wie sie in der Steinzeit vorzufinden waren, z.B. wiesenartige Steppen, Weiden mit Wildpferden und lauschiger Wald. Ein Erlebnisparcours mit interaktiven Stationen bietet insbesondere für Kinder eine neue Wahrnehmung der Natur. 

An die Parkanlage schließt sich der historische Braunkohletagebau an, an dem seit 1983 Rettungsgrabungen durchgeführt werden und durch den die Steinzeit-Artefakte erst ans Licht gekommen sind. Besucher können sich über die laufenden Grabungen informieren, bei denen das Augenmerk auch auf weitere Hinweise zu Leben und Umwelt vor 300.000 Jahren in Norddeutschland gerichtet ist.

Schon Ende der 1990er Jahre wurde die Idee geboren, an der Fundstelle ein Museum zu errichten. Die Umsetzung des Projekts mit konkreten Baumaßnahmen konnte jedoch erst ab 2008 erfolgen. Die feierliche Einweihung und Übergabe des Paläons an die Öffentlichkeit fand 2013 statt. Die Einrichtung war das vierte Geopark-Informationszentrum im Braunschweiger Land. Seit 2019 untersteht die Einrichtung dem Landesamt für Denkmalpflege.

Paläon: Wie alles begann – der sensationelle Fund in Schöningen

Der ehemalige Tagebau in Schöningen gilt als letzter Tagebau des Helmstedter Braunkohlereviers in Niedersachsen und wurde bis in das Jahr 2016 betrieben. Das Alter der Helmstedter Braunkohle beträgt etwa 50 Millionen Jahre. Seit 1983 werden im Vorfeld des Schöninger Tagebaus Grabungen durch den Archäologen Dr. Hartmut Thieme vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege durchgeführt, die im Zusammenhang mit dem Erdwerk von Esbeck stehen. Dabei handelt es sich um eine Befestigungs- und Siedlungsanlage aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., die 1974 nördlich des Tagebaus Schöningen entdeckt wurde. Thieme, der weitere Fundstellen aus der Steinzeit auf dem Gelände der Tagebaufläche vermutete, rief zusammen mit den Braunschweigischen Kohlebergwerken die

Archäologischen Schwerpunktuntersuchungen im Helmstedter Braunkohlerevier, als langfristig ausgelegtes Grabungsprojekt, ins Leben. Zahlreiche Fundstellen aus der Jungstein-, Bronze- und Eisenzeit belegten seine Vermutung.

In den Jahren von 1994 bis 1998 machte das Grabungsteam um Hartmut Thieme dann den Sensationsfund überhaupt, der in der ganzen Welt für großes Aufsehen sorgte: Acht, je 2 m lange, Wurfspeere aus Holz, die mehr als 300.000 Jahre unversehrt im Erdreich und in sehr guter vollständiger Erhaltung überdauert haben und bedeutende Belege für das Leben der  Menschen als Jäger und Sammler in der Altsteinzeit liefern. Weiterhin konnten in einem Jagdlagerplatz über 10.000 Knochen von Wildpferden, sieben Holzspeere und Speerbruchstücke sowie eine Lanze und ein Wurfholz ausgegraben werden. Bis heute gelten die Schöninger Speere als älteste Jagdwaffen der Menschen.

Der Gesamtfund machte es möglich, die Besiedlungsgeschichte Nordeuropas zu erklären und faktische Erkenntnisse über das Leben des „Homo heidelbergensis“ zu gewinnen, so dass viele Annahmen sich jetzt in echte belegbare Geschichte wandeln konnten. Der Urmensch hatte erstaunliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, die dem heutigen Menschen schon sehr nahe kommen.

Seit 2010 Zeit wird weiter ausgegraben und geforscht und das mit beachtlichem Erfolg. Zahlreiche renommierte Forschungseinrichtungen aus dem In- und Ausland sind diesmal mit von der Partie. Drei große Fundplätze haben Knochen von Bären, Fischen, Mäusen, Reptilien, Pferden sowie von Auerochsen und den seltenen Waldelefanten aus der Altsteinzeit hervorgebracht. Die neuen Erkenntnisbausteine fügen sich wie ein Puzzle zu den bereits vorhanden und zeigen mehr und mehr ein umfassendes Bild von Menschen, Leben, Landschaft, Flora, Fauna, Tierwelt in einer Zeit vor 300.000 Jahren in Norddeutschland.

Ausstellungen und Veranstaltungen im Forschungsmuseum Schöningen

Die Dauerausstellung widmet sich dem grandiosen Fund und lässt anhand einer ausgefeilten Inszenierung, die zwischen überdimensionalen Mediastationen, Exponaten und echten Fundstücken switcht, das Leben in der Altsteinzeit und unsere Vorfahren sehr lebendig werden. Besucher können verfolgen, wie eine Jagdexpedition vor 300.000 Jahren vonstattenging und welche hohe kreative Intelligenz die Urmenschen an den Tag gelegt haben. Das bisherige „kulturelle und soziale Bild“ von der Altsteinzeit wird in dieser Ausstellung noch einmal ordentlich revolutioniert.

Auch die Klimaentwicklung der Region zwischen zwei Eiszeiten und die damit einhergehenden Veränderungen der Umwelt sowie die Anpassung der Menschen lassen sich durch die entdeckten Erdschichten genauer analysieren und bilden einen weiteren Schwerpunkt der Dauerausstellung. Das Konzept versteht sich als Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zur Wissensvermittlung, Reflektion der Entwicklung und für Ausblicke. Sonderausstellungen mit wechselnder, aber immer in Bezug stehender Thematik, ergänzen die Dauerausstellung perfekt. Neben den öffentlichen Führungen, stehen Gruppenführungen, Mitmach-Führungen, Architektur- u. Expertenführungen für die Gäste zur Auswahl. Auch nach Übernahme durch das Landesamt für Denkmalpflege ist das Forschungsmuseum Schöningen ein Lernort für Schüler, Studenten und Interessierte.

Adresse
Forschungsmuseum Schöningen
Paläon 1
38364 Schöningen

Foto: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege

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