Ja ich weiß, woher ich stamme interpretation

Ja! Ich weiß, woher ich stamme!
Ungesättigt gleich der Flamme
Glühe und verzehr’ ich mich.
Licht wird alles, was ich fasse,
Kohle alles, was ich lasse:
Flamme bin ich sicherlich.

Yes! I know whence I come!
Like a flame, unsatisfied
I glow and consume myself.
All that I touch, turns to light,
All that I leave behind, is coal:
Assuredly I am a flame.

Friedrich Nietzsche, Ecce Homo in Die fröhliche Wissenschaft (La gaya scienza) (1887) (S.H. transl.) in Werke in drei Bänden, vol. ii, p. 32 (K. Schlechta ed. 1954)

Listen to Dietrich Buxtehude’s cantata “Mit Fried’ und Freud’ ich fahr dahin” BuxWV 76 (1674), the work was composed by Buxtehude for his father’s funeral, following a text by Martin Luther (Geystliche Gesangk Buechleyn, Wittenberg 1524):

  • Topic

    'fassen' in Nietzsche: Ecce homo (Gedicht)

    CommentAuthorwupper (354075) 23 Aug 15, 00:00

    Ja! Ich weiß, woher ich stamme!
    Ungesättigt gleich der Flamme
    Glühe und verzehr ich mich.
    Licht wird alles, was ich fasse,
    Kohle alles, was ich lasse:
    Flamme bin ich sicherlich.
    *********************************************

    I was discussing this poem with a friend of mine (also native AE) since it's one of my favorites. He seemed to think that the "fasse" in the 4th line meant "understand, comprehend" which I disagreed with. Contrasted with the following line's "was ich lasse" I thought "fasse" must be the sense "grab, hold, seize", ie. in the physical sense. Now I'm not so sure. What do German native speakers think of when they read this? Do the lines refer to the physical sense or is it meant metaphorically? Or both?

    Here's the Duden definition for 'fassen' I think my friend was referring to:
    10. a) (geh.) in seinen Zusammenhängen erkennen, verstehen; geistig erfassen:

    Comment#1AuthorCro-Mignon (751134) 23 Aug 15, 00:12

    Ich teile Deine Auffassung, jedenfalls was die bildliche Ebene betrifft. Das lyrische Ich vergleicht sich mit einer Flamme. Die Flamme erzeugt, wenn sie etwas entzündet, Licht und lässt, wenn der Prozess abgeschlossen ist, Asche (hier: Kohle) zurück. Lassen heißt also m. E. nicht 'unbeachtet lassen, ignorieren', sondern 'hinterlassen', und bezeichnet das Ende des Prozesses, dessen Anfang das Ergreifen (Fassen) ist.

    Verstünde man fassen als 'begreifen, verstehen' und lassen als 'ignorieren', bliebe unverständlich, warum das Ignorieren den Gegenstand verändern sollte; der aber wird, wie das Bild sagt, zu Kohle.

    Gemeint ist also auf bildlicher Ebene der physikalische Sinn, aber dieses Bild steht natürlich für eine übertragene, metaphorische Bedeutung, und da kommt dann das Begreifen oder jedenfalls sich Befassen ins Spiel. Dieser geistige Prozess hinterlässt freilich nicht Asche, sondern Kohle, also nicht wertlosen Abfall, sondern den Ausgangsstoff für neue Energie.

    Soweit auf die Schnelle ein Interpretationsansatz von jemandem, der leider von Nietzsche nur wenig Ahnung hat.

    Comment#2Authorwupper (354075) 23 Aug 15, 00:54

    der leider von Nietzsche nur wenig Ahnung hat.
    That's ideal actually. It means you're not interpreting something into the poem that really isn't there in the words themselves.

    Your answer is very helpful, Cro. To see the poem on 2 levels is the key I think. Your explanation of 'lassen' gave me some more insight.

    Comment#3Authordude (253248) 23 Aug 15, 01:14

    I think the "fasse" is meant here in the sense of "anfasse" (touch), whereas "lasse" would be in the sense of "hinterlasse" (leave) as Cro-Mignon already said. Of course, it's possible that there's more to it than meets my eye. I've read some Nietzsche, but not a whole lot; he's not exactly my cup of tea. :-)

Friedrich Nietzsche war ein klassischer Philologe und ein Philosoph. Er war der Son von einem protestantischen Priester, deshalb kam er aus einer Pastorenfamilie. Wir wissen, dass in einer Pastorenfamilie mit vielen Kinder, alle gehen zur Universität. Nietzsche sollte Theologie studieren und Pastor werden, aber er beschloss Philologie (Griechisch und Latein) zu studieren.

„Ja! Ich weiß, woher ich stamme!
Ungesättigt gleich der Flamme
Glühe und verzehr' ich mich.

Licht wird alles, was ich fasse,
Kohle alles, was ich lasse:
Flamme bin ich sicherlich!“
Friedrich Nietzsche

„Ecce Homo“ ist ein Gedicht. Es wurde um das Jahr 1882 von Friedrich Nietzsche geschrieben. Es ist einer autobiographischen Text, der in dem Abschnitt "Die fröhliche Wissenschaft" ist. Dieser Abschnitt besteht aus 63 kurzen Versdichtungen und das Gedicht ist unter der Nummer 62 aufgeführt.
Der Titel dieses Gedichts kommt aus dem Evangelium des Johannes. Der Text ist einfach und es spricht vom „ich“ von einer Person.
Die Kernpunkte dieses Gedichts sind eine Frage und eine Antworte.
Die Frage ist „Was bin ich?“ deshalb, in diesem Gedicht, versucht der Autor seine wahre Identität zu verstehen.
Wir können die Antwort im Text des Gedichtes finden:
• Das ich glüht;
• Das ich verzehrt sich;
• Das ich ist die Flamme.

Die Flamme brennt, wärmt und macht Licht aber sie verzehrt sich. Sie zerstört alles wie bei einem Brand und dann erlosch sie. Sie wird Asche. Die Flamme ist wie das Leben: wenn starbst du, bleibt es nichts. Deshalb sollen wir am besten leben.

Domande e risposte

Recensioni

Wie lautet ein berühmtes Zitat von Friedrich Nietzsche?

gefunden 71 Zitat (e).
Nur die ergangenen Gedanken haben Wert. ... .
Wer ein Warum hat, dem ist kein Wie zu schwer. ... .
Viele sind hartnäckig in Bezug auf den einmal eingeschlagenen Weg, wenige in Bezug auf das Ziel. ... .
Mitfreude, nicht Mitleiden macht den Freund..

Werde der der du bist Bedeutung?

Es geht Nietzsche um die kreativen und geistigen Potenziale. Um diese zu befreien, muss man sich selbst und äussere Zwänge überwinden. Das ist ein Kraftakt. Das meint Nietzsche, wenn er sagt: «Du sollst der werden, der Du bist

Warum bin ich so schlau Nietzsche?

Der Band enthält die vier zentralen Kapitel aus Nietzsches autobiographischer Schrift »Ecce homo«: Warum ich so klug bin; Warum ich so weise bin; Warum ich so gute Bücher schreibe; Warum ich ein Schicksal bin. In diesem Spätwerk (1888/1889) deutet der Philosoph rückblickend seine philosophischen Schriften.

Werde der du bist Philosophie?

Wer danach strebt, gibt seinem Leben Aufgabe, Ziel und Richtung. Deswegen: „Werde der, der Du bist! “, wie Friedrich Nietzsche den griechischen Lyriker Pindar zitiert. Und das alles gilt natürlich auch immer im Rahmen der Umstände, in denen wir uns befinden.

Toplist

Neuester Beitrag

Stichworte