Sachsen- Am Dienstag ist Internationaler Frauentag. Das diesjährige Motto hat den Schwerpunkt "Der Wandel ist weiblich". In diesem Zusammenhang hat das Statistische Landesamt Unterschiede zwischen der weiblichen und der männlichen Bevölkerung für 2020 festgestellt. Demnach lag das
durchschnittliche Bruttogehalt von in Vollzeit arbeitenden Frauen in Sachsen bei knapp 3.200 Euro und damit um 4,7 Prozent niedriger als der Durchschnittsverdienst der Männer. Knapp 60 Prozent aller Frauen, im Alter von 18 bis 65 Jahren, arbeiteten in Vollzeit. Bei den Männern waren es knapp 90 Prozent. Ein Drittel der teilzeitbeschäftigten Frauen gab an, aufgrund der Kinderbetreuung in Teilzeit zu arbeiten.
© Sachsen Fernsehen
Noch immer gibt es laut dem Statistischen Landesamt auch einen Unterschied in den Führungsebenen. Während jeder vierte erwerbstätige Mann angab, als Führungskraft oder Aufsichtskraft tätig zu sein, waren es bei den Frauen 16 Prozent. Am 1. Dezember 2020 waren beispielsweise knapp 23 Prozent der hauptberuflichen Professorinnen und Professoren weiblich.
Der Internationale Frauentag geht auf die Gleichberichtigungsbewegung des frühen 20. Jahrhunderts zurück und geht auf einen Vorschlag der deutschen Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin aus dem Jahr 1910 zurück. Am 8. März demonstrieren Frauen weltweit für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung.
© SF/Benedict Bartsch
Martin Dulig - "Kein Frieden ohne Frauen"Im Vorfeld äußert sich Martin Dulig, Sachsens Wirtschafts- und Arbeitsminister sowie stellvertretender Ministerpräsident zum Internationalen Frauentag: »An diesem Internationalen Frauentag sind unsere Gedanken bei den Frauen in der Ukraine und in den Kriegs- und Krisengebieten weltweit. Angesichts von Tod und Zerstörung kämpfen sie täglich um das blanke Überleben und um ihre Freiheit. Sie haben all unsere Anteilnahme und Solidarität. Ich bin der festen Überzeugung, es kann keinen Frieden ohne Frauen geben. Wir wissen, wie wichtig es gerade jetzt ist, die ukrainischen Frauen weiter zu unterstützen und werden das mit all unserer Kraft tun!«
Minister Dulig weiter: »Frauen spielen eine wichtige Rolle bei der Lösung bewaffneter Konflikte, sei es als Menschenrechtsverteidigerinnen in repressiven Regimen, als Friedensaktivistinnen, als kritische Soldatenmütter oder als Teil von Protestbewegungen. Bei formellen Friedensverhandlungen sind sie stark unterrepräsentiert, obwohl sie sich vermittelnd zwischen den Fronten bewegen, humanitäre Korridore schaffen und mit bewaffneten Gruppen verhandeln.«
Minister Dulig wendet sich auch an die Frauen aus und in Russland, wo der Internationale Frauentag ein gesetzlicher Feiertag ist: »Zeigen Sie sich solidarisch mit ihren ukrainischen Schwestern! Das Leid und die Gewalt, die sie in diesem Krieg erfahren, kann Ihnen nicht egal sein. Helfen Sie, Tod, Leid und Zerstörung zu stoppen! Fordern Sie Ihre Regierung auf, diesen Krieg zu beenden!« (Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr)
Die Berliner dürfen sich am Weltfrauentag freuen: Sie haben frei. Kommt das in Sachsen vielleicht auch bald?
Dresden/Chemnitz - Es ist Frauentag! Für alle Berlinerinnen (und Berliner) bedeutet das erstmals: frei wegen Feiertag. Nicht so in Sachsen. Aber bleibt das so?
"Ein Feiertag wäre ein deutliches Zeichen dafür, dass auch Sachsen bereit ist, mehr für
Frauen zu tun als hübsche Blümchen und erwärmende Sprüche", sagt Susanne Köhler (57), Vorsitzende des Landesfrauenrates.
Doch damit ist die Rechtsanwältin fast allein auf breiter politischer Flur. So sagt Pia Hamann (57), die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Chemnitz: "Meines Erachtens trägt die Einführung eines Feiertages ,Internationaler Frauentag' nicht zur Förderung der Chancengleichheit bei. ... Und die Anerkennung der Leistungen von Frauen würde wieder einmal auf einen Tag im Jahr reduziert."
Ähnlich Katja Meier (39) von den Grünen im Landtag: "So sehr ich mir den 8. März als Feiertag wünsche, muss ich doch einsehen, dass Sachsen durch das Festhalten am Buß- und Bettag mit elf gesetzlichen Feiertagen schon gut bedacht ist." Sie freue sich aber für die Berliner.
SPD-Chef Martin Dulig (45) gibt etwas zu Bedenken
Auch ihre Kollegin Sarah Buddeberg (36) von den Linken sagt, Berlin sende "ein wichtiges Signal". Für eine sächsische Variante kann sie sich aber nicht erwärmen. SPD-Chef Martin Dulig (45) betont: „Die Frage nach neuen Feiertagen stellt sich in Sachsen erst, wenn wir es geschafft haben, die Sächsinnen und Sachsen vom zusätzlichen Beitrag für die Pflegeversicherung für den Buß- und Bettag zu befreien.“
Das findet auch Landes-Gleichstellungsministerin Petra Köpping (60, SPD), sie fordert stattdessen die Wiedereinführung des Hauhaltstages - "neu definiert". Die SPD-Fraktionschefin im Dresdner Stadtrat Dana Frohwieser (42): "Ein Feiertag wäre der Frauentag in Sachsen, hätten wir endlich ein modernes Gleichstellungsgesetz, da ist der Koalitionspartner wortbrüchig geworden."
Die alleinerziehende Chefin der Freien Wähler, Antje Hermenau (54), findet: "Ein freier Tag in der Arbeitswoche ist für eine berufstätige Mutter immer eine Erleichterung. Aber das wäre auch wieder nur ein so tun als-ob." Besser sei gleicher Lohn für gleiche Arbeit.
Fast zwei Drittel in Lohn und Brot: Sachsens Frauen sind die Fleißigsten
Insgesamt etwa 1,8 Millionen Frauen können heute in Sachsen den Internationalen Frauentag feiern. Die Statistiker wissen auch: Im Schnitt bekommen sächsische Frauen mit 31 Jahren ein Kind.
Das erste Mal heiraten sie mit 33 Jahren. In Sachsen sind Frauen häufiger berufstätig als im Bundesdurchschnitt, so die Landesarbeitsagentur. Die Quote lag 2018 bei 64,6 Prozent und damit bundesweit sogar am höchsten.
Die Beschäftigungsquote ist damit im Vergleich zu 2008 im Freistaat um mehr als 13,2 Prozentpunkte gestiegen.
Auffällig ist jedoch auch, dass fast die Hälfte der in Sachsen beschäftigten Frauen in Teilzeit arbeitet und das mittlere Einkommen der vollzeitbeschäftigten Frauen geringer ist als das der Männer.
Mehr als jede Dritte hat einen Führungsjob.
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