Deutscher michel bedeutung

Der deutsche Michel sei eben ein dummer Sparer, weil er sich nicht traue, in Aktien oder Immobilien zu investieren, sagt die Geld‑Elite nun von oben herab. [Welt am Sonntag, 15.09.2019, Nr. 37]

Der Stillhaltewillen des Volkes ist gefährdet, denn auch der deutsche Michel lernt von den französischen Vorstadtkämpfern. [Die Welt, 23.08.2008]

Da gab es beim Umzug in Mainz einen Wagen mit dem Kanzler und dem deutschen Michel, der das Reformpaket partout nicht haben will. [Der Tagesspiegel, 24.02.2004]

Die Frage ist jedoch, wie lange sich der motorisierte deutsche Michel das Geld an der Tanksäule so abzapfen lässt. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.04.2001]

Von unserem deutschen Michel ganz zu schweigen, bei dessen Schlafmützigkeit nicht viele auf den Gedanken kommen werden, dass er vom strammen Erzengel gleichen Namens abstammen soll. [Süddeutsche Zeitung, 28.09.1999]

Der 'deutsche Michel' ist eine vermutlich schon in der Renaissance entstandene nationale Personifikation der Deutschen, die heute fast nur noch in der Karikatur Verwendung findet, denn sein auffallendste Merkmal ist wohl seine Schlaf- bzw. Zipfelmütze, seine traege Verkartertheit, seine Völlerei-bedingte Schwerleibigkeit, seine Verschlafenheit...

Er soll auf den Erzengel Michael (='Michel)' zurrueckgehen, dem Schutzpatron Deutschlands seit der Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 und Schutzpatron der Christianisierung Europas. Weil er nur so sprach wie das gemeine dt. Volk und nicht das internationlistische Latein kann, eigenete er sich spaeter aber auch (etwa seit dem 30jaehrigen Krieg und dem 'Vormärz' als kulturemanzipatorischen Symbol, der so spricht wie ihm das Maul gewachsen ist -...leider hat er und das schläfrige Abendland seit dem viel verschlafen.

Die Schlafmütze ist das Erkennungszeichen des Michel. Er wird als bieder, brav, gemütlich, als Tollpatsch, naiv und dumm beschrieben.  

  • Aufgabenvorschlag 1:
    • Beschreiben und erklären Sie arbeitsteilig die Karikaturen.
    • Erstellen Sie einen „tabellarischen Lebenslauf“ für den Michel anhand der Karikaturen.
    • Ergänzen Sie dann zwischen den genannten Stationen im Lebenslauf maximal 2 Punkte. Diskutieren Sie, welche Ihnen am wichtigsten erscheinen.
    • Nehmen Sie Stellung, ob der deutsche Michel zu Recht als Schlafmütze bezeichnet wird.
  • Aufgabenvorschlag 2:
    •  Beschreiben und erklären Sie arbeitsteilig die Karikaturen.
    • Stellen Sie sich Ihre Ergebnisse gegenseitig vor.
    • Überprüfen Sie, ob sich der „deutsche Michel“ in den beschriebenen Situationen tatsächlich so passiv verhalten hat.
    • Karikaturen werden in der Regel in Zeitschriften und Zeitungen veröffentlicht. Nehmen Sie an, Sie sind einer der Leser und mit der Darstellung des Karikaturisten nicht einverstanden. Stellen Sie Ihre Meinung in Leserbriefen zu den einzelnen Karikaturen dar.
  • Material:

Die Karikatur bezieht sich auf den Volksentscheid in Preußen vom 09.08.1931, mit dem die politische Rechte die sofortige Auflösung des preußischen Landtages erreichen wollte. Nach der knapp übersprungenen Hürde des Volksbegehrens, schloss sich auch die KPD der Aktion an. Es stimmten dann aber nur 36,9% der Stimmberechtigten für die Auflösung. Das war ein wesentlich geringerer Stimmenanteil als der, den die Parteien des Volksentscheids bei der Reichstagswahl 1930 verbucht hatten.

Jede Menge nacktes Fleisch wölbe sich ihm entgegen, klagt ein Autor der Zeitung "Die Welt" im heißen Sommer 2013. Seine dunkle Ahnung angesichts luftig bekleideter Massen: "Der deutsche Michel wird immer geschmackloser."

Ein Kommentator der "Wirtschaftswoche" sagt voraus, die Energiewende werde scheitern und fragt besorgt: "Der deutsche Michel zahlt?" Schwarz-Rot-Gold gewandet reitet derselbe Michel in einer Karikatur auf Angela Merkel und gibt der Bundeskanzlerin Peitschenhiebe aufs Hinterteil. Der deutsche Michel – wer ist diese offenbar so vielseitige Figur mit der obligaten Schlafmütze?

Geboren als trunksüchtiger Trottel vom Land

Der Literaturwissenschaftler und Karikaturen-Forscher Karl Riha ist dieser Frage nachgegangen. Seine Kulturrecherche kommt zu einem diffusen Ergebnis: "Wofür der Michel eigentlich steht, ist so einfach nicht zu definieren." Wie Amerikas Uncle Sam, Englands John Bull und die französische Marianne gilt der Michel als nationale Personifikation der Deutschen. Doch sein Charakter wandelt sich seit 475 Jahren ständig im Spiegel der Zeiten.

Ein deutscher Nationalstaat ist noch blanke Utopie, als der Chronist Sebastian Franck 1541 den deutschen Michel erstmals erwähnt. In seinem Buch "Sprichwörter/Schöne/Weise Klugredenn" schildert er den "teutsch Michel" als tumben Bauern und Dummerjan, als trunk- und schlafsüchtigen Provinzler, der keine Sprache spricht außer der eigenen, erst recht kein gelehrtes Latein.

Kühner Recke im Dreißigjährigen Krieg

Ausländische Reisende übertragen Michels Charakterbild auf alle Deutschen. "Schlaftrunkene, blöde, schnarchende Geschöpfe sind es, niemals nüchtern", hat der italienische Gesandte Gian Francesco Poggio schon im 15. Jahrhundert festgestellt. "Ob sie leben oder todt sind, kann man nicht unterscheiden, wenn sie von Wein und Speise überwältigt daliegen." Im Dreißigjährigen Krieg erfährt das Michel-Bild eine gründliche Veränderung vom einfältigen Spießer zum tüchtigen, tapferen Recken.

Verantwortlich für den Imagewandel soll Hans-Michel von Oberntraut aus dem Hunsrück sein. Der kühne Protestanten-Oberst habe die spanischen Söldner des Feldherrn Tilly als "Miguel Aleman", als "deutscher Michel", das Fürchten gelehrt, heißt es. Nach einer Schlacht soll er den Harnisch am liebsten gegen die gemütliche heimische Tracht mit blauer Zipfelmütze getauscht haben. Während der Revolution von 1848 trägt der deutsche Michel dann in Zeitungskarikaturen statt Schlafmütze einen Helm oder die Jakobinermütze.

Der Michel - Ein deutscher Typ für jede Zeit

Doch die 48er-Revoluzzer scheitern und der Dichter Heinrich Heine spottet: "Derweil der Michel, geduldig und gut, begann zu schnarchen und schlafen. Und wieder erwachte unter der Hut von 34 Monarchen." Das 20. Jahrhundert verleiht dem deutschen Michel germanische Züge; Hermann der Cherusker lässt grüßen. Als gestählter blonder Jüngling mit Zipfelmütze zieht er im Ersten Weltkrieg gegen Deutschlands Feinde. Nach dem verlorenen Krieg und dem Versailler Vertrag wird der deutsche Michel als dummer Pechvogel zur Spottfigur.

Die Nazis machen mit ihm kurzen Prozess. "Es sollte nicht mehr vorkommen, dass als Sinnbild des heutigen Deutschen die Vorkriegsfigur des zwar kräftigen, aber gutmütigen und etwas dämlichen deutschen Michels erscheint", verordnet 1936 ein Anti-Michel-Erlass. Doch die deutsche Symbolfigur ist nicht tot zu kriegen Mit chamäleonartiger Wandlungsfähigkeit übersteht sie das Dritte Reich, den Kalten Krieg und auch die deutsche Einheit. Der Michel bleibt, was er immer war: ein deutscher Typ für jede Zeit.

Warum sagt man der deutsche Michel?

In diesem Zusammenhang entstand die Redewendung vom „teutschen Michel“ vermutlich in einem Zusammenspiel ausländischer Stereotype der Renaissance vom völlernden, saufenden und schlaftrunkenen Deutschen mit dem ebenso negativ belegten deutschen Bauernbild des ausgehenden Mittelalters.

Wie sieht der deutsche Michel aus?

Die Schlafmütze ist das Erkennungszeichen des Michel. Er wird als bieder, brav, gemütlich, als Tollpatsch, naiv und dumm beschrieben.

Was trägt der deutsche Michel?

Nach einer Schlacht soll er den Harnisch am liebsten gegen die gemütliche heimische Tracht mit blauer Zipfelmütze getauscht haben. Während der Revolution von 1848 trägt der deutsche Michel dann in Zeitungskarikaturen statt Schlafmütze einen Helm oder die Jakobinermütze.

Wo steht die Figur der Michel?

Die Figur stand lange im Museumsgarten.

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