Der gleiche himmel schauspieler

Das Zentrum des Dreiteilers: der smarte Romeo (Tom Schilling) und seine beiden "Auserw�hlten", Lauren Faber (Sofia Helin) und Sabine Cutter (Friederike Becht)

Speed-Dating bei der Stasi anno 1974, wer h�tte das gedacht!
Wer Romeo werden will, muss erst einmal die Schulbank dr�cken: 15 M�nner sitzen im Sommer 1974 in der Agentenschule Belzig an 15 Tischen, alle in der gleichen Uniform, mit steifer Haltung und ausdruckslosem Gesicht. Ein Lehrer soll ihnen beibringen, wie man die weiblichen Zielpersonen im Westen rumkriegt. Er faselt etwas von „postkoitaler Empfangsbereitschaft“ und verbreitet Weisheiten wie diese hier: „Frauen sind anders als M�nner. Logik spielt bei ihren Entscheidungen keine Rolle.“ Praktische Tipps gibt es auch. Man solle der Dame vor allem ins linke Auge blicken, weil auf diesem Weg die f�r Gef�hle zust�ndige rechte Gehirnh�lfte aktiviert werde. „Andauernder Blickkontakt verursacht tiefgreifende sexuelle Erregung bei der Frau“, wei� der Experte. Sp�ter m�ssen sich die angehenden Romeos in Flirtgespr�chen bew�hren, sie sitzen an Einzeltischen jeweils einer Frau gegen�ber – Speed-Dating bei der Stasi, wer h�tte das gedacht!

Foto: ZDF / Bernd Schuller

"Ich bin ein Sieger." Das Doping hat seinen Preis. Und wer soll es mal besser haben? Die Tochter oder die Familie? Stephanie Amarell, Anja Kling und Muriel Wimmer

Der Romeo hat eine Schwester im Westen, von der er nichts wei�
Die Komik der absurden Szenerie liegt mit dem Abstand von 40 Jahren auf der Hand. Da hilft nur ein Naturtalent, denn an der Agentenschulung kann es kaum liegen, dass die unsexy DDR mit der Romeo-Strategie erfolgreich ist. Auch der von Ben Becker gespielte „F�hrungsoffizier“ Ralf M�ller in West-Berlin ist ein ordin�rer Widerling, dem man die zahlreichen Anweisungen in Sachen Verf�hrungskunst nicht abnehmen mag. Dass der smarte Tom Schilling dieses Naturtalent Lars Weber spielt, macht die Sache zwar einigerma�en nachvollziehbar, aber das grunds�tzliche Problem bleibt: Es funktioniert nahezu reibungslos, die betont gestrige Altherren-Rhetorik wird fortlaufend best�tigt. Ein Blickkontakt im Caf�, beim zweiten Mal ein plumpes Anb�ndeln mit manipuliertem Zuckerstreuer, dann ein paar kultivierte S�tze �ber Dickens und Puccini – und die Frau verh�lt sich nach leichtem Z�gern genau so, wie es die Stasi erwartet. Lauren Faber (Sofia Helin) ist �lter als der Romeo, eine einsame, von ihrem Mann verlassene Frau, die zudem von ihrem heranwachsenden Sohn Emil (Jascha Rust) gedem�tigt wird. Ein leichtes Opfer, auch f�r das bisweilen vorhersehbare Drehbuch. Denn im zweiten Teil wird diese Figur per Schlaganfall und anschlie�endem „Nachhelfen“ durch M�ller aus dem Weg ger�umt. Da ist mittlerweile klar, dass das dramatische Herzst�ck der Mini-Serie die Begegnung zwischen dem Romeo und Sabine Cutter (Friederike Becht) sein muss: Die beiden sind Geschwister, wissen davon aber nichts.

Foto: ZDF / Bernd Schuller

Geduldet, solange sie nicht "unangenehm" auffallen: die Schwulen in der DDR. Axel (Hannes Wegener) will r�bermachen – auch aus Liebe zu Duncan (Richard Pepper).

Blaue Krawatten, orangefarbene R�cke und die NSU-Limousine Ro80
„Der gleiche Himmel“ ist durchaus ein facettenreiches, von Oliver Hirschbiegel („Elser“, „Der Untergang“) aufw�ndig inszeniertes historisches und bisweilen auch sinnlich-erotisches Drama, wobei der Sex hier seltsamer Weise immer �berfallartig daherkommt. Doch die vom ZDF als Dreiteiler gesendete Mini-Serie f�llt in der Reihe vergleichbarer Stoffe der j�ngeren Vergangenheit deutlich ab: Die Geschichte ist bei weitem nicht so zielstrebig und spannend wie in „Deutschland 83“, die Inszenierung nicht so bildgewaltig und mitrei�end wie in „Ku'damm 56“ und das gesellschaftspolitische Zeitbild nicht so differenziert wie in „Wei�ensee“. Das ist allerdings eine Klage auf hohem Niveau. Das Zeitportr�t ist dennoch in vielfacher Hinsicht gelungen, nicht nur wegen der lustigen blauen Krawatten und orangefarbenen R�cken, den seltsamen Frisuren oder sorgf�ltig ausgew�hlter Details wie der NSU-Limousine Ro80. Eine Kunst-Performance im Stile der wilden 1968er-�ra, ein paar Dialoge �bers Kino („Wenn die Gondeln Trauer tragen“) und den legend�ren Foto-Reporter Henri Cartier-Bresson bieten Gelegenheit, �ber die Aussagekraft und Wirkung von Bildern nachzudenken. Auch die Musik-Auswahl bezieht sich auf den zeitgen�ssischen Kanon, von Udo Lindenbergs „Cello“ bis Albert Hammonds „I'm a Train“. Die Rockmusik aus dem Osten ist mit „Spiel zu zweit“ von den Puhdys vertreten, „Die letzte Schlacht gewinnen wir“ von Ton Steine Scherben ist dagegen ein St�ck Subkultur aus dem Westen. Roberta Flacks sch�ne Cover-Version des Songs „The first time ever I saw your face“, ein nicht mehr ganz so pr�senter Hit, greift das zentrale Liebes-Thema auf.

Foto: ZDF / Bernd Schuller

Lars Weber (Tom Schilling) hat keine Macho-Nachhilfe in Sachen Frauenanmache n�tig. Das muss „F�hrungsoffizier“ Ralf M�ller (Ben Becker) langsam einsehen.�

Coitus interruptus. K�hler, unfertiger Dreiteiler �ber den Kalten Krieg
„Der gleiche Himmel“ – Dramaturgisches & m�gliche Wirkung!

So ern�chternd die Bilanz von „Deutschland 83“ bei den deutschen Zuschauern von RTL auch war, ins Ausland wurde die Mini-Serie sehr erfolgreich verkauft. „Der gleiche Himmel“ mit seinen Ausfl�gen in die Welt des britischen und amerikanischen Geheimdienstes sieht nun so aus, als ob man sich bei diesem Gro�projekt gleich von vornherein auf den internationalen Markt fokussieren wollte. Wurde das Bild der Deutschen und ihrer Kultur im Ausland lange Zeit auf den Nationalsozialismus reduziert, ist jetzt die DDR dran, als ein zeitn�herer diktatorischer Staat, der alles mitbringt, was eine historische Drama-Serie haben muss: eine aufregende historische Dekade, private Konflikte & gef�hrdete Familienbande, etwas Erotik, eine nostalgietr�chtige Vintage-Oberfl�che, ein hohes Potenzial an spannenden Krimi-, Politdrama- und Spionagefilmmotiven (das hat selbst Spielberg erkannt: „Bridge of Spies – Der Unterh�ndler“). Aspekte der DDR-Geschichte sind in den letzten zwei Jahrzehnten immer wieder in zahlreichen TV-Dramen, von „Der Tunnel“ und „Romeo“, �ber „Der Stich des Skorpion“ und „Wir sind das Volk“ bis hin zu „Wei�ensee“, „Der Turm“, „Mord in Eberswalde“ oder auch „Ku’damm 56“, thematisiert worden. Dass sich ein Film gleich dreier solcher DDR-„Themen“ (Sex-Spionage, Doping, Homosexualit�t) annimmt und sie fast gleichwertig parallel erz�hlt, das gab es bisher so noch nicht. Ist das vielleicht der Grund daf�r, weshalb dieser Mehrteiler �ber den Kalten Krieg so k�hl geraten ist? Der Zuschauer wird lange auf Distanz gehalten. Tom Schillings Stasi-Spion hat weniger Gewissensbisse und ist skrupelloser als Jonas Nays Held in „Deutschland 83“. Dieser junge Mann ist sich seiner Sache sehr viel sicherer, wei�, was er tut. Eine solche ambivalente Figur zur Hauptfigur zu machen, ist eine mutige Entscheidung. Um seinen Romeo ein St�ck weit sympathisch (und zum Helden) zu machen, muss Schilling mit dem wuchern, was er hat, seinem Spiel und seinem attraktiven �u�eren; die Geschichte unterst�tzt ihn dabei kaum, �ber die pers�nlichen Motive seiner Figur beispielsweise erfahren wir sehr wenig.

Sein erstes „Opfer“ noch k�hler und noch weniger „zug�nglich“ f�r den Zuschauer zu machen, kann da auch keine L�sung sein (was nicht gegen die Besetzung von Sofia Helin sprechen soll, obgleich der Star von "Die Br�cke" wohl vor allem aus Grund der internationalen Vermarktbarkeit besetzt wurde). Erst in Teil 3 kommen die Figuren dem Zuschauer nahe – die Interaktion bekommt eine „erotische“ Komponente, Mitgef�hl und Spannung kommen auf; jetzt wird das „geerntet“, was in den ersten zwei Teilen ges�t wurde. Und dann kommen dem Helden aus heiterem Himmel auf der Zielgeraden des Dreiteilers Zweifel an seinem Tun (als ob man in den �ber vier Filmstunden zuvor nicht Zeit genug gehabt h�tte, ihn dezent zweifeln zu lassen). Sieht „Charit�“, die andere Mini-Serie der UFA-Fiction in diesem Monat, so aus, als ob man zu wenig Sendezeit f�r zu viel Stoff gehabt h�tte, gibt es bei „Der gleiche Himmel“ ein ganz anderes Problem: Teil 1 + 2 wirken wie eine �berlange Exposition einer Zehn-Stunden-Serie. Und die Hauptgeschichte zwischen dem Romeo und seinem zweiten „Opfer“ in Teil 3 ist nicht nur nicht auserz�hlt, sie f�llt weit hinter die M�glichkeiten zur�ck, die sich aus dieser Verbindung ergeben, sowohl, was die Charaktere, als auch, was die beiden Schauspieler angeht: denn Tom Schilling & Friederike Becht sind ein echtes Traumpaar. Man fragt sich auch, wo die 15 Millionen Euro hin sind f�r die drei 90-Min�ter, deren Sendeminute somit �ber das Dreifache eines „normalen“ Fernsehfilms kostet. Nichts gegen lange Vorspiele, aber dieser filmische Coitus interruptus bleibt �ber weite Strecken unbefriedigend. ��������� Rainer Tittelbach

Foto: ZDF / Bernd Schuller

Traum von der Freiheit. Starke, ambivalente Figur: J�rg Sch�ttauf als Stasi-Informant, der es mit dem Anschw�rzen nicht mehr so genau zu nehmen scheint.

Die NSA h�rt auch 1974 schon die Verb�ndeten der USA ab
1974 war das Jahr der Fu�ball-WM in Deutschland, was hier mit dem Sensationssieg der DDR �ber die westdeutsche Auswahl als H�hepunkt nicht unerwartet in die Handlung einflie�t. Aber es war auch das Jahr des R�cktritts von Bundeskanzler Willy Brandt wegen der Aff�re um den DDR-Spion G�nter Guillaume sowie des R�cktritts von US-Pr�sident Richard Nixon wegen des Watergate-Skandals. Ein Jahr des politischen Umbruchs. Wie w�rde es weitergehen mit den Ost-West-Beziehungen? Mit Brandts Entspannungspolitik? Autorin Paula Milne kn�pft mit ihrer Agenten-Geschichte aus dem Kalten Krieg geschickt an ein bis heute hochaktuelles Thema an: die �berwachung durch die Geheimdienste. Lauren und Sabine sind Analystinnen auf dem Teufelsberg in West-Berlin, wo die Amerikaner eine Abh�rstation betreiben und mit britischen Spionage-Einheiten zusammen arbeiten. Die NSA, heute wegen der von Edward Snowden enth�llten Sammelwut in den Schlagzeilen, ist kein Haufen paranoider Antikommunisten. Man hat sogar Skrupel, wenn man wegen verd�chtiger Kontakte zwischen Altnazis und dem BND Telefongespr�che anzapft: „Wenn heraus kommt, dass wir unsere Leute abh�ren, sind unsere transatlantischen Beziehungen hin�ber“, so ein Schl�sselsatz, der aber vielleicht schon in den 1970er Jahren ziemlich unwahrscheinlich war.

Foto: ZDF / Bernd Schuller

"Der gleiche Himmel" ist ein Dreiteiler f�r ein Publikum, das nicht allzu viel wei� von deutsch-deutscher Geschichte, insbesondere der DDR. Der Blick auf j�ngere Zuschauer und auf den internationalen Markt sind un�bersehbar. Dabei unterlaufen Buch & Regie dramaturgisch denunziatorische Ausrutscher, die ungew�hnlich sind f�rs �ffentlich-rechtliche Fernsehen. So wird Daniel Zillmann in einer unerfreulichen Rolle als �bergewichtige Opfer-Figur nicht nur von Freund und Feind in der Geschichte schikaniert, sondern auch noch vor dem Zuschauer l�cherlich gemacht.

Anpassungsdruck, Misstrauen und Verrat im DDR-Alltag
W�hrend der Alltag in West-Berlin dar�ber hinaus praktisch keine Rolle spielt und das politische Stimmungsbild sich auf die Diskussionen auf dem Teufelsberg sowie ein paar RAF-Plakate in Emils Jugendzimmer beschr�nkt, geht Paula Milne auf verschiedene Facetten des DDR-Regimes ein: den permanenten Anpassungsdruck, den Umgang mit Homosexuellen, Doping im Leistungssport, die �berwachung zu Hause und am Arbeitsplatz, die Sehnsucht nach der Flucht in den Westen, die menschenverachtende Behandlung im Gef�ngnis Hohensch�nhausen. Ein solch fiktionaler Blick auf die DDR-Geschichte ist alles andere als neu und nur wenig �berraschend. Auch stehen die einzelnen Handlungsstr�nge ohne inhaltliche Verkn�pfung untereinander etwas sperrig und un�bersichtlich im Raum. Doch einige der Figuren und ihre Schicksale sind fesselnd; die Geschichten kreisen um grunds�tzliche Motive wie famili�ren Zusammenhalt, den Umgang mit dem Anpassungsdruck, Misstrauen und Verrat. „Der gleiche Himmel“ ist bei weitem mehr als ein Romeo-Thriller.

Soundtrack: David Bowie ("Rebel Rebel"), Udo Lindenberg ("Cello"), Labelle ("Lady Marmalade"), Lobo ("Baby, I'd love you to want me"), Cat Stevens ("Can't keep it in"), Can ("Mother Sky"), Bachman Turner Overdrive ("You ain't seen nothin' yet"), Sweet ("Ballroom Blitz"), Robertha Flack ("The first time ever I saw your face"), Albert Hammond ("I'm a train"), Puhdys ("Spiel zu zweit"), Ton Steine Scherben ("Die letzte Schlacht gewinnen wir")

Ein dicker Schwuler, der der L�cherlichkeit preis gegeben wird
Da ist Gregors Bruder und Lars' Onkel Conrad (Godehard Giese), ein Lehrer, der mit seiner Frau Gita (Anja Kling) und den beiden T�chtern Klara (Stephanie Amarell) und Juliane (Muriel Wimmer) im selben Plattenbau wohnt. Die Ehe kriselt, Gita ist der zupackende, dominante Part, Conrad der unscheinbare, unentschlossene Typ. Der Konflikt spitzt sich zu, als die j�ngere Tochter Klara als talentierte Schwimmerin Dopingmittel verabreicht bekommt und die Folgen mit �ppigem Haarwuchs auf Bauch und R�cken un�bersehbar werden. �berzeugend spielt Anja Kling mal keine Sympathiefigur, sondern eine herrische, gleichwohl auf ihre Weise f�rsorgliche Mutter und linientreue DDR-B�rgerin. In einem weiteren Handlungsstrang geht es um Conrads Kollegen Axel Lang (Hannes Wegener), einen schwulen Physiklehrer, der die Schikanen des Regimes satt hat und sich in den Engl�nder Duncan March (Richard Pepper) verliebt. Der lebt in West-Berlin und will mit Touristen-F�hrungen in Ost-Berlin Geld verdienen. Axel erf�hrt �ber einen Bekannten aus der Schwulenszene – Daniel Zillmann in einer unerfreulichen Rolle als �bergewichtige Opfer-Figur, die in einigen Szenen der L�cherlichkeit preisgegeben wird – vom Bau eines Fluchttunnels in den Westen.

Foto: ZDF / Bernd Schuller

Lars Weber hat Schlag bei den Frauen. Die Reize des Westens scheinen f�r ihn keine Versuchung zu sein. F�r den Zuschauer zum Verlieben ist vor allem das Sixties-Styling. Tom Schilling sieht aus wie Christian Anders auf dem Weg nach Nirgendwo.

Der zentrale Handlungsstrang hat am Ende gerade erst begonnen
Nichts gegen ein offenes Ende, hier allerdings erscheint die Handlung geradezu abgebrochen. Offensichtlich ist das Drehbuch auf eine Serien-Fortsetzung angelegt, doch weil dar�ber zum Zeitpunkt der Erstausstrahlung trotz zahlreicher Lizenz-Verk�ufe auf dem internationalen Markt wohl noch nicht entschieden ist, werden am Ende des dritten Teils einige Schrifttafeln mit unentschlossenen Botschaften eingeblendet. Auch der zentrale Handlungsstrang hat da eigentlich gerade erst begonnen. Der Romeo wurde nach Laurens Tod auf deren f�r die NSA arbeitende Kollegin Sabine angesetzt. Lars Weber schafft es tats�chlich, nat�rlich mit falscher Identit�t, sich Sabine zu n�hern, st��t aber bei Sabines Stiefvater, dem NSA-General Howard Cutter (Steven Brand) auf Misstrauen. Dass Sabine und Lars Geschwister sind, wei� das Publikum dank eines Fotos, das sowohl Gregor im Osten als auch Dagmar Cutter im Westen aufbewahrt. Die Eltern trennten sich, als die Kinder ganz klein waren. Dagmar lie� den Sohn beim Vater und verschwieg ihrer Tochter die Existenz von Bruder und Vater im Osten. Gregor wiederum erz�hlte Lars, Mutter und Schwester seien bei einem Unfall ums Leben gekommen.

Foto: ZDF / Bernd Schuller

Sie kennen ihr Familiengeheimnis nicht. Sabine (Becht) & Lars (Schilling). Sie hasst ihr st�ndiges Misstrauen und das ihres Vaters. Bekommt auch der Romeo Zweifel? Das charismatische Paar hat nach dem �berlangen Vorspiel viel zu wenig Spiel-Zeit.

Claudia Michelsen unterfordert – eine spannende Rolle f�r J�rg Sch�ttauf
Beinahe verschenkt wirkt hier die Besetzung der Mutter-Rolle mit Claudia Michelsen, die haupts�chlich mit traurigem Blick nach dem alten Foto in einer Kiste kramt. Das kann wohl kaum alles gewesen sein. J�rg Sch�ttauf hat dagegen eine weitaus spannendere, differenzierte Rolle: Gregor �berwacht f�r die Stasi seine Nachbarn und Arbeitskollegen, scheint es mit dem Anschw�rzen aber nicht mehr so genau zu nehmen. Der h�herrangige MfS-Offizier macht ihm Druck, Gregor muss einen Informellen Mitarbeiter anwerben und geht widerwillig ans Werk. Zu seinem Gl�ck gibt es noch junge, �bereifrige M�nner, die sich geradezu danach sehnen, als Denunzianten zu arbeiten. Junge M�nner wie der eigene Sohn, der so eine blendende Karriere gemacht hat und nun als Romeo im Westen f�r den Sozialismus k�mpft. Der Vater, der an der Ideologie zweifelt und gleichzeitig stolz ist auf seinen Sohn – der (bislang) linientreue Sohn, der im Westen in einer superschicken, von der Stasi bezahlten Wohnung lebt und einen plumpen, permanent Fastfood in sich hinein stopfenden, aber auf den Konsum-Kapitalismus schimpfenden F�hrungsoffizier ertragen muss: In der Vater/Sohn-Beziehung liegt noch viel Potenzial, das bei weitem nicht ausgesch�pft ist. Ganz zu schweigen davon, dass das Familiengeheimnis f�r die Protagonisten noch gar nicht gel�ftet ist.

Vor allem den internationalen Markt im Blick: Trailer zu "Der gleiche Himmel".

Thomas Gehringer, freiberuflicher Journalist aus K�ln, schreibt f�r epd medien, den "Tagesspiegel" und andere regionale Tageszeitungen, Mitglied in Jurys und Nominierungskommissionen des Grimme-Preises.

Wo läuft der Film der gleiche Himmel?

Der gleiche Himmel - ZDFmediathek.

Wann spielt der gleiche Himmel?

Der Film erzählt in mehreren Handlungssträngen über fiktive, aber exemplarische Situationen in der geteilten Stadt Berlin im Jahr 1974.

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