Bis wann ist die Gefahr einer Fehlgeburt hoch?

Die Wahrscheinlichkeit für eine Fehlgeburt wird sehr unterschiedlich angegeben, teilweise bis zu 70% - das liegt daran, dass darin Abgänge von kurzzeitigen Schwangerschaften eingerechnet werden, die so früh eintreten, dass sie ohne Schwangerschafts-Frühtest oder eine hohe Empfindlichkeit für hormonelle Umstellungen unbemerkt geblieben wären.
Bei den Schwangerschaften, die es weiter über die Einnistung hinaus schaffen, korreliert die Wahrscheinlichkeit für eine Fehlgeburt mit der Schwangerschaftsdauer, mit dem Alter der Mutter, mit der Häufigkeit vorangegangener Fehlgeburten und mit äußeren bzw. Krankheitseinflüssen.

Zunächst zu letzteren: Der Konsum von Alkohohl, Zigaretten und anderen Drogen erhöht das Risiko für eine Fehlgeburt ebenso wie ein Progesteronmangel, eine Schilddrüsen-Fehlfunktion oder ein unerkannter Diabetes der Mutter.

Einem dieser oder einem anderen Krankheitsbild kann es also geschuldet sein, wenn eine Frau mehrere Fehlgeburten in Folge erleidet.

In den ersten zwei Wochen der Schwangerschaft, also von der Befruchtung bis zum Zeitpunkt, an dem die Menstruation eingesetzt hätte, gilt sogenannte "Alles-oder-Nichts"-Prinzip: Wenn die Blastozyte oder der Embryo Schaden nimmt, endet die Schwangerschaft direkt. Wenn er sich weiterentwickelt, heißt das, dass er in diesen ersten Wochen keinen Schaden erlitten hat, auch nicht durch den Konsum schädlicher Substanzen, bevor die Frau von der Schwangerschaft wissen konnte und die Verknüpfung von mütterlichem Blutkreislauf und Embryo erst allmählich gebildet wird. Denn einerseits sind die Zellen zu Beginn noch pluripotent und können Schäden daher ausgleichen, andererseits ist ein nicht ausgleichbarer Fehler so gravierend für den gesamten neu gebildeten Organismus, dass die Entwicklung endet.

Das Risiko für eine Fehlgeburt sinkt, je länger die Schwangerschaft besteht, von rund 20% in den ersten Wochen auf etwa 1% nach der 18. Schwangerschaftswoche. Zunächst entscheidet sich, ob sich überhaupt ein Embryo entwickelt, oder ob es sich um eine Blasenmole handelt. Wenn sich ein Embryo entwickelt, aber bei der Zellteilung gravierende Fehler passieren, wird die Schwangerschaft von selbst beendet. Wenn die Zellteilung weitgehend fehlerlos geklappt hat, hat der Embryo noch zwei Hürden zu nehmen: Das Herz muss zu schlagen beginnen, und die Plazenta muss ihre Arbeit aufnehmen, denn der Gelbkörper bildet sich wieder zurück.

Insgesamt, über die gesamte Dauer der Schwangerschaft gerechnet, liegt das Risiko für eine Fehlgeburt, extrauterine Schwangerschaft oder Totgeburt bei rund 13%. Dieses Risiko verteilet sich aber nicht gleichmäßig auf Frauen aller Altersgruppen. Vielmehr ist liegt das Risiko für 20-24jährige Frauen bei knapp 9%. Es steigt ab 35 Jahren deutlich an und liegt für 42jährige Frauen bei 54% und für 48jährige oder ältere Frauen bei 84%. Das heißt auch: Nicht jede Frau hat zu Beginn der Schwangerschaft ein 20%iges Fehlgeburtsrisiko, sondern wenn 20% aller Schwangerschaften in den ersten 3 Wochen enden, dann entfallen davon mehr auf Frauen über 35 Jahren und deutlich weniger auf Frauen zwischen 20 und 24 Jahren.

Diese Grafik zeigt den Anstieg des Risikos mit dem Lebensalter, wobei die gestrichelte schwarze Linie Schwangerschaftsabbrüche mit einbezieht, die bei der grünen durchgezogenen Linie herausgerechnet wurden:

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Auch ob die Schwangere schon ein lebendes Kind geboren hat und wieviele Fehlgeburten sie bereits erlitten hat, beeinflusst die statistische Wahrscheinlichkeit für eine Fehlgeburt, wobei zu beachten ist, dass nicht die vorangegangenen Fehlgeburten die nächste Schwangerschaft zu einem größeren Risiko machen, sondern die höhere Wahrscheinlichkeit dafür, dass diese vorangegangen Fehlgeburten eine körperliche Ursache bei der Mutter oder den Eltern hatten.

Die obere Grafik zeigt die Risikoverteilung nach Alter bei Frauen, die noch kein lebendes Kind geboren haben, aufgeschlüsselt nach der Anzahl vorangegangener Fehlgeburten, die untere Grafik die Verteilung bei Frauen, die mindestens ein lebendes Kind geboren haben:

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Diese Zahlen und Grafiken wurden der Studie "Maternal age and fetal loss" von Anderson et al. entnommen, die 2000 im British Medical Journal veröffentlicht wurde (//www.bmj.com/content/320/7251/1708…l&pmid=10864550). Bei dieser Studie, die auf der Grundlage von dänischen Medizinstatistiken aus den Jahren 1978-1992 durchgeführt wurde, wurde nicht untersucht, ob vorangegangene Schwangerschaftsabbrüche ebenfalls das Fehlgeburtsrisiko steigern. Diese These ist noch umstritten, wird aber von der Mehrzahl der Forscher unterstützt.

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"Bevor/After adjustement for induced abortions" - "Vor/Nach Abzug der Schwangerschaftsabbrüche"
"Risk of fetal loss (%)" - "Risiko einer Fehlgeburt in Prozent"
"Maternal age at conception" - "Alter der Mutter bei Empfängnis"
"Nulliparous women" - "Frauen, die noch kein lebendes Kind geboren haben"
"Parous women" - "Frauen, die mindestens ein lebendes Kind geboren haben"
"No of spontaneous Abortions" - "Anzahl der Fehlgeburten"

Verfasst von Henrietta.

Welche Woche höchstes Risiko Fehlgeburt?

Allgemein gilt: Zwischen der 5. und 10. SSW haben etwa 15 - 20 % aller Schwangeren einen Spontanabort. Wovon hängt die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt ab?

Wann ist die kritischste Zeit in der Schwangerschaft?

In den ersten 12 Wochen der Schwangerschaft steckt in jeder Frau die Angst, das Kind verlieren zu können. Denn das erste Trimester gilt als kritische Phase. Bis zur 12. SSW befindet sich ein Kind in der Organogenese.

Kann in der 8 SSW noch viel passieren?

Übrigens: In der 8. SSW ist das Risiko einer Fehlgeburt noch vergleichsweise hoch. Viele Frauen warten deshalb bis zum zweiten Drittel und machen erst dann die Schwangerschaft über den Partner und die Familie hinaus publik.

Wann ist ein Abgang am häufigsten?

Man geht davon aus, dass bei Unter-30-Jährigen rund die Hälfte der befruchteten Eizellen abgehen, bei älteren Frauen sogar noch mehr. Ab dem Zeitpunkt, ab dem die Schwangerschaft feststellbar ist, also etwa ab der 5. Woche, beträgt die Rate der Fehlgeburten rund zehn bis 15 Prozent.

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